KEYnote 38 Deutsch - Ausgabe Herbst 2019 | Page 8

L I C E N S I N G CodeMeter vs. Blockchain Vor wenigen Wochen hat die deutsche Bundesregierung die „Blockchain-Strategie der Bundesregierung“ veröffentlicht. Noch ist unklar, ob sich diese Strategie in die Erfolgsgeschichte von neuem Personalausweis und Gesundheitskarte einreihen wird. Was aber heute schon klar ersichtlich ist: Blockchain ist ein Hype-Thema, das auch in der Politik angekommen ist. Daher verwundert es nicht, dass in letzter Zeit Softwarehersteller und Inhaber von digitalen Rechten, zum Beispiel für den 3D-Druck, die Frage nach der Blockchain stellen. Verwendet CodeMeter die Blockchain? CodeMeter ist ein millionenfach erprobtes DRM-System für Software und digitale Inhalte, welches seit 2004 in einer kompatiblen Version verfügbar ist. Obwohl schon 1991 die ersten Grundlagen für die kryptographische Ab- sicherung von Blöcken erforscht wurden, ist der Einsatz von der Blockchain in der Praxis ein Phänomen der letzten Jahre. CodeMeter ist somit älter als die Blockchain, aber CodeMeter verwendet ähnliche kryptographische Verfah- ren und setzt an einigen Stellen auf Miniblöcke. Beide Technologien wurden parallel entwickelt und basieren auf gemeinsamen Grundlagen. Was ist die Blockchain? Bei der Blockchain liegen die Daten (alle Daten) nicht an einer zentralen Stelle wie einer Bank, sondern auf vielen Rechnern, die im Internet verteilt sind. Teilnehmer können eine Transaktion in die Blockchain einstellen. Da bei allen Beteiligten die gleiche Blockchain erzeugt werden muss, gibt es ein Konsensprotokoll. Daten in der Blockchain können nachträglich 8 nicht mehr verändert werden und gelten somit als fälschungssicher. doch Unmengen an Energie verschwendet. Daten in der Blockchain können von allen Teilnehmern eingesehen werden. Damit ist die Blockchain transparent. Allerdings ist es auch möglich, Daten zu verschlüsseln. Dies ist allerdings kein Standard. Wie erhalten wir Konsens? Lassen Sie uns ein Gedankenexperiment machen und überlegen, wie ein Einsatz der Blockchain für die Lizenzierung aussehen könnte. In diesem Fall gibt es Wibu-Systems als Anbieter der Lösung, tausende Heraus- geber (Independent Software Vendor – ISV) und Millionen von Anwendern. Ein weit verbreitetes Konsensprotokoll ist „Proof- of-Work“. Hierzu wird eine kryptographische Aufgabe gelöst, die eine entsprechende Zeit be- nötigt. Bei Bitcoin lösen die sogenannten „Miner“ diese Aufgabe. Nach der Lösung der Aufgabe wird der neue Block an die Blockchain angefügt. Falls es mehrere alternative Blockchains gibt, gewinnt die mit der längeren Kette. Ein Miner mit mehr als 50% der Rechenpower könnte die Blockchain also nachträglich manipulieren. Nehmen wir eine Blockchain für CodeMeter. Diese Blockchain läge dann identisch bei allen ISVs vor. ISV „A-CAD“ würde dann zum Beispiel sehen, wie viele Lizenzen ISV „B-CAD“ erstellt hat. Selbst wenn die Daten verschlüsselt vor- lägen, wäre dies keine gute Idee, da zumindest die Anzahl der Transaktionen nachvollziehbar wäre. Ganz zu schweigen von der Datenmenge, die bei allen ISVs und deren Anwendern läge. Das Lösen der kryptographischen Aufgabe ist eine rechenintensive Angelegenheit. Zumal viele Miner dies parallel, quasi „um die Wette“, machen und der erste, der die Lösung gefunden hat, den neuen Block anfügt. Aus Sicht von nachhaltigem Klimaschutz ist diese Art des Konsenses äußerst fragwürdig, werden hier Nachdem dieses Gedankenexperiment offen- sichtlich gescheitert ist, lassen Sie uns den Ansatz mit einer Blockchain pro ISV verfolgen. Hier kann dann der Anwender „Architekturbüro Meier“ sehen, wie viele Lizenzen „Architektur- büro Schulze“ hat. Auch hier ist die Größe der Datenmenge ein weiteres KO-Kriterium. Blockchain für Lizenzkontrolle?