Kurzeiner koreanischen Hochzeit
und bündig
Zu Gast bei
Text von Laura Kuhlig; Fotos von privat
I
m September letzten Jahres begann ich meinen
ersten Intensivsprachkurs an der Hallym Universität
in Chuncheon. Es gab viele Klassen verschiedener
Level und demzufolge auch mehrere Lehrer. Dass ich
nun gerade zu den Glücklichen gehörte, die von ihrer
Lehrerin zu deren Hochzeit eingeladen wurden, war also
reiner Zufall. Bisher hate ich koreanische Hochzeiten
nur in Dramen gesehen und alles, was mir in Erinnerung
geblieben war, waren die umwerfenden Brautkleider
und die vielen gutgekleideten Gäste. Richtige Feiern,
wie sie in Deutschland und vermutlich auch anderen
europäischen Ländern üblich sind, schienen nicht
gezeigt zu werden beziehungsweise nicht zur Normalität
zu gehören. Da wir, die Schüler unserer Klasse, uns
auch bei dem Hochzeitsgeschenk nicht ganz einig
waren, entschieden wir uns für ein Video, welches ich
fertig bearbeitet einen Tag vor der Hochzeit an unsere
Lehrerin schickte.
Am Tag selbst war ich zuerst einmal nicht sicher,
was ich anziehen sollte. In den Dramen sahen immer
alle so elegant gekleidet aus, aber solche Sachen gab
mein Kleiderschrank bei weitem nicht her. Aber da ich
als Ausländerin – alle anderen Schüler in unserer Klasse
sind Asiaten – sowieso immer auiel, entschied ich mich
für etwas Einfaches und nutzte die Zeit lieber, um mich
etwas aufwendiger zu frisieren.
Mit dem Taxi machten wir uns dann auf den Weg
zu der Adresse, die in der Einladungskarte angegeben
war. Unser Ziel stellte sich als riesiges Gebäude aus Stahl
und Glas heraus und als wir es betraten, standen wir
einem großen Schild gegenüber, auf dem Namen und
Etagen angegeben waren. Zuerst war mir nicht ganz klar,
was das zu bedeuten hate, aber dann las ich den Namen
unserer Lehrerin und ihres Verlobten neben der vierten
Etage und mir wurde klar, dass auf allen sechs Etagen zur
gleichen Zeit Hochzeiten statfanden, was irgendwie an
Fabrikabfertigung erinnerte und nicht an märchenhate
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