Interaktiv - Das Kundenmagazin des Fraunhofer IPA 3.2018 | Page 34
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Im Gespräch
interaktiv 3|2018
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Im Gespräch
Prof. Klocke: Unsere jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für uns neue Disziplinen zu erschließen und das Konzert der bleiben ja in der Regel etwa fünf Jahre bei uns, manchmal verschiedenen Technologien zu spielen. Die Konvergenz dieser diese Idee nicht in das Reich der Grundlagenforschung
auch etwas länger. Viele haben das Ziel, im Anschluss an das Technologien ist sehr wichtig. Man braucht immer mehr Wissen schiebt, sondern sieht, welche guten Anwendungen es bereits
Studium in einem Produktionsumfeld zu forschen und eine aus unterschiedlichsten Disziplinen, damit man dann die gibt, die der Biologischen Transformation zugeordnet werden
Dissertation anzufertigen. Wenn jemand nicht promovieren Themen systemisch zu einer Lösung zusammenführt. 2028 können und welches Potenzial dahinter steckt. Wenn man
möchte, darf er oder sie natürlich auch gern bei uns arbeiten. wird das eine noch deutlich größere Rolle spielen als heute.
Wir geben den jungen Leuten aber während der Institutszu -
Die Softwarekompetenz spielt eine große Rolle, deshalb haben
weiterzuentwickeln: Mitarbeiterführung zu lernen, Vorträge wir auch am Institut eine Professur für kognitive Produk tion s -
zu halten, zu kommunizieren, im Team zu arbeiten. Dieses systeme ermöglicht und den Informatiker Professor Marco
soziale Fähigkeitsprofil entwickelt man innerhalb der Jahre am Huber gewinnen können.
IPA sozusagen »on the job«. Und nach fünf bis sieben Jahren
ist man immer noch sehr jung und kann dann sehr gut seine
Wir sind darüber hinaus überzeugt, dass auch die Biologie und
beruflichen Fähigkeiten in der Industrie anwenden und weiter- das Wissen über die Natur zukünftig eine größere Rolle spielen
entwickeln. Wir haben ja auch viele Beispiele von Ehemaligen werden. Deswegen werden wir uns auch da weiter verstärken.
des IPA, die sehr schnell Führungspositionen in der Industrie Unser Vorteil wird sein, dass wir die Disziplinen und Kompe -
erreicht haben. tenzen sehr schnell flexibel zusammenführen und rasch an -
wendungsorientierte Lösungen auf die Beine stellen können.
Wie machen wir als IPA den Standort Stuttgart attraktiv?
Wie bekommen wir die Kunden überzeugt von der Relevanz
Prof. Bauernhansl: Dadurch, dass wir die Stärken der einzelnen
der Zukunftsthemen?
Institutionen zusammenbringen. Wir haben in Stuttgart die Was bringt die Zukunft? Ist die angewandte Forschung 2028
zweitgrößte technische Universität, wir haben eine sehr gute gleich der angewandten Forschung 2018?
Prof. Klocke: Es ist genau diese Mischung, dass wir auf der
außeruniversitäre Landschaft mit Fraunhofer, Max Planck,
einen Seite sagen: »Wir stehen mit beiden Füßen auf dem
Prof. Klocke: (Pause, lacht) Nein, natürlich nicht. Die Antwort
Boden und lösen dringende Probleme – auch relativ kurzfri-
strielle Forschung, etwa bei Daimler, Bosch oder Mittelständ - war einfach. Wie wird die angewandte Forschung aussehen? stig – aber wir schauen genauso nach vorn und gehen Fragen
lern wie Trumpf. Wenn wir es schaffen, diese Institutionen Schauen wir mal. Die Durchdringung der Internettechno lo gien nach, die noch nicht in Forschungsprogrammen untergebracht
zusammenzubringen und zu übergreifenden Themen zu ver- und der Softwaretechnologien wird rasant steigen. Dass Soft - sind.« Hierzu gehört zum Beispiel die Biolo gische Transforma -
sammeln, wenn wir insbesondere auch die Menschen zusam- wareengineering eine größere Rolle spielen wird, ist un be - tion der Produktion. Es ist unter anderem die Aufgabe eines
menbringen, dann haben wir eine einmalige Stärke am Stand - stritten. Gerade für die Ingenieurwissenschaften gilt, diese Forschungs instituts, zu experimentieren. Es gibt nicht wenige,
ort. Aber auch jedes einzelne Institut wird davon profitieren, Entwicklungen sowohl in der Forschung als auch in der Lehre die sagen, dass große Innovationen an den Schnittstellen
weil sich die Sichtbarkeit erhöht und wir nicht nur regional abzubilden. Soft- und Hardware werden in zunehmendem unterschiedlicher Wissenschaften entstehen. Interdisziplinäre
oder national gesehen werden, sondern auch international. Maße verschmelzen, damit wird sich der Ingenieurberuf auch Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftsdisziplinen liegt
Dann macht es auch viel mehr Freude, hier zu arbeiten. verändern. Und wir am IPA gestalten über unsere Anwen dungs -
labors und die
»Wer die Zukunft gestalten will, muss die Gegenwart verändern«
deshalb auf der Hand. Einstein hat einmal treffend gesagt:
»Das Wichtigste ist, dass man nicht aufhört zu fragen«. In der
Forschung die- Umsetzung heißt dies: fragen, experimentieren, beobachten,
sen Prozess aktiv diskutieren, zurückgehen und dann einen neuen Weg finden.
mit. Was bringt
die Zukunft? Ein weiser Spruch ist: »Wer die Zukunft gestal-
Wenn wir diesen Prozess zusammen mit Kunden gestalten,
entsteht wirklich Neues, das auch nachhaltig ist.
Prof. Klocke: Wir wollen ja die Zusammenarbeit mit den Max- ten will, muss die Gegen wart verändern«. In diesem Sinne Planck-Instituten weiter ausbauen. Das Cyber Valley ist eine sind wir am IPA ganz gut unterwegs. Prof. Bauernhansl: Die Kunst ist, glaube ich, so ein neues
Prof. Bauernhansl: Am IPA haben wir den Vorteil, dass wir strukturieren. Sich Gedanken zu machen, wie kann man ein
wunderbare Möglichkeit, an dieser Stelle der Transferriemen
zu sein und die Brücke zu schlagen zwischen der grundlagen-
diesen Drei klang schafft, dann bekommt man auch die Unter -
nehmen motiviert, sich damit auseinanderzusetzen und mit
gehörigkeit auch die Möglichkeiten, ihre sozialen Fähigkeiten
Hahn Schickard, DLR, und wir haben eine sehr starke indu-
Industrieunternehmen versteht, wie wichtig das ist. Dass man
Thema wie die Biologischen Transformation erst einmal zu
orientierten Naturwissenschaft und der von unserer Seite schon immer sehr schnell und flexibel neue Themen und da - Framework kreieren, welches das Thema fassbar macht. Da -
kommenden praktischen Anwendungswissenschaft. Diese mit auch neue Disziplinen an Bord holen: etwa im Medizin - rüber hinaus muss man eine Sprache finden, das Neue erklä-
Fähigkeiten wollen wir synergetisch in einem gemeinsamen bereich, dem Biotechnologiebereich, auch im Bereich Material ren, damit es verstanden wird. Und drittens muss man Bei -
Forschungsumfeld zusammenbringen. oder Lackieren, Reinraumtechnik und anderen. Wir sind es am spiele suchen, die das so illustrieren, dass man die Wucht, die
IPA gewohnt, interdisziplinär zusammenzuarbeiten und auch hinter einem solchen Thema steckt, auch spürt. Dass man als
uns zu sammenzuarbeiten.
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