Interaktiv - Das Kundenmagazin des Fraunhofer IPA 3.2016 | Page 34

18 FuE interaktiv 3 | 2016

Roboter-Wurm fräst sich um Ecken

Quelle : Martha Kosthorst – Fotolia
Tumore im Innenohr zu entfernen , ist eine heikle Sache : Die Ärzte müssen meist das gesamte Felsenbein entfernen . Künftig reicht ein fünf Millimeter breiter Tunnel durch den Knochen , den der Mini-Roboter » NiLiBoRo « fräst . Um sensible Bereiche wie Blutgefäße und Nerven macht er einen großen Bogen .
Diagnose Innenohrtumor – an einer Operation führt kein Weg vorbei . Das Innenohr ist jedoch nicht gut zugänglich : Es wird von einem Hirnschädelknochen namens Mastoid verdeckt , auch Felsenbein genannt . Zudem durchziehen viele Blut ge - fäße und Nerven das umliegende Gewebe . Die Ärzte fräsen daher so viel vom Mastoid-Knochen heraus , bis sie jede dieser sensiblen Strukturen aufgespürt haben . Nur so können sie sicherstellen , sie nicht zu schädigen . Meist bedeutet das allerdings : Die Mediziner müssen den gesamten Knochen entfernen . Das entstandene Loch füllen sie nach der Operation mit Fettgewebe aus dem Bauch .
Operieren durch einen fünf Millimeter breiten Tunnel
Künftig soll diese Operation schonender erfolgen : Dann reicht ein kleines Loch von fünf Millimetern Durchmesser , um den Tumor aus dem Innenohr herauszuschneiden . Möglich macht das Roboter » NiLiBoRo «, kurz für » nichtlinearer Bohrroboter «, den Forscher der Mannheimer Projektgruppe für Automat isie -
rung in der Medizin und Biotechnologie PAMB des Fraunhofer IPA entwickeln , gemeinsam mit ihren Kollegen der Technischen Universität Darmstadt , der Universität Aachen und des Uni - versitätsklinikums Düsseldorf . Zwar gibt es bereits Bohrer , die einen Tunnel in einen Knochen fräsen können – allerdings bahnen sie sich ihren Weg nur schnurgerade in den Knochen hinein . » NiLiBoRo kann erstmals auch um Ecken bohren «, sagt Lennart Karstensen , Wissenschaftler der Projektgruppe . Diese Eigenschaft ist es , die minimalinvasive Operationen von Innenohrtumoren erst ermöglicht . Denn würde der Tunnel gerade verlaufen , käme er hier und da den Nerven bedenklich nahe . Um sie nicht zu verletzen , dürfte der Durchmesser des Tunnels nicht mehr als ein bis zwei Millimeter betragen . Durch so ein kleines Loch kann man jedoch nicht operieren . Der nichtlineare Bohrroboter dagegen ist in der Lage , einen Bogen um empfindliche Stellen zu machen , der Tunnel kann daher fünf Millimeter breit sein . Breit genug also , um die Operation durchzuführen .