Interaktiv - Das Kundenmagazin des Fraunhofer IPA 3.2016 | Page 26

14 Titel interaktiv 3 | 2016
Im BMBF-Forschungscampus M 2 OLIE – kurz für Mannheim Molecular Intervention Environment – entwickelt das Fraunhofer- Team zusammen mit Experten aus Forschung und Industrie einen Prozess , mit dem bis zu fünf verschiedene Metastasen lokalisiert , entnommen und gleich analysiert werden können . » Wir wollen erreichen , dass die komplette Diagnostik und erste therapeutische Maßnahmen an einem Vormittag ablaufen «, resümiert Stallkamp . Dieser effiziente Behandlungs an satz erspart dem Patienten zermürbende Tage des Wartens und ist dazu noch kostengünstig .
Zudem haben Forscher der Abteilung » Bild- und Signalver - arbeitung « jetzt das Projekt » safe @ home « abgeschlossen . Dabei ist ein berührungsloses Sensorsystem entstanden , das Stürze und Bewegungslosigkeit erkennt . Es kann in die Woh - nung integriert werden und alarmiert im Notfall Angehörige , Nachbarn oder Notdienste . Das System lässt sich auch mit einer mobilen Roboter-Plattform kombinieren , die mit Monitor und Spracherkennung ausgestattet ist . Wird ein Sturz registriert , fährt dieser Roboter an die richtige Stelle , nimmt Kontakt auf und ruft im Bedarfsfall Hilfe .
Interventionsnadeln leicht
positioniert Mehr auf Seite 24 – 25
Neue OP-Techniken
Dank neuer Verfahren werden künftig auch operative Eingriffe effizienter und für den Patienten schonender . So hat die Mann - heimer Projektgruppe des IPA den Prototyp eines Roboters ent wickelt , der Operationen im Innenohr extrem erleichtern kann . Der neue Mini-Roboter » NiLiBoRo « soll minimalinvasive Eingriffe im Innenohr möglich machen . Das Gerät fräst einen dünnen Kanal in den Schädel . Empfindliche Stellen kann es umgehen , weil es sich auch um » Ecken « bewegen kann . An - ge trieben wird der Roboter durch eine ausgetüftelte Hydraulik , die es ihm nicht nur erlaubt zu fräsen , sondern auch sich einzuspreizen und wie ein Wurm vorwärts zu schieben .
Wie sich ein Roboter-Wurm um Ecken fräst Mehr auf Seite 18 – 19
Lebensqualität bis ins hohe Alter
Pflegepersonal entlasten
Und wenn es zu Hause gar nicht mehr geht ? Dann ist oft professionelle Pflege gefragt . Die Versorgung hilfsbedürftiger Menschen in Krankenhäusern und Heimen ist für das Personal oft Knochenarbeit . Diese kann zu Erkrankungen des Muskel- Skelett-Systems führen – bei der Generation 60 plus sind diese eine Hauptursache für Arbeitsunfähigkeit . Forscher am IPA können Pflegern und Schwerstarbeitern jetzt den Rücken stärken : Ein Exoskelett unterstützt Schulter- und Ellbogen ge - lenke durch Antriebsmodule und stabilisiert den Rücken . Es ist einfach anzuziehen , leicht und komfortabel .
Intelligente Technologien für die stationäre Pflege Mehr auf Seite 20 – 22
Auch der Mangel an qualifiziertem Personal stellt stationäre Alten- und Krankenpflegeeinrichtungen vor große Heraus for - derungen . Im Projekt » SeRoDi « entwickeln die Forscher am IPA deshalb technische Lösungen , die Pflegekräfte bei Routine - tätigkeiten zeitlich und körperlich entlasten . Der » Intelligente Pflegewagen « beispielsweise fährt selbsttätig dorthin , wo er gerade benötigt wird .
Auch wer gesund und ohne körperliche Gebrechen alt wird , braucht irgendwann Unterstützung . Oft sind es nur kleine Dinge , die Probleme bereiten : das regelmäßige Einnehmen von Medikamenten , das Einkaufen oder das Einräumen von Geschirr und Wäsche . Dennoch wünschen sich die meisten älteren Menschen , möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden führen zu können . Mobile Notfallsysteme oder Serviceroboter helfen dabei . Ein Beispiel für solch einen intelligenten Alltagshelfer ist der Serviceroboter » Care-O-bot ® 4 «, den die Ingenieure der Abteilung » Roboterund Assistenzsysteme « entwickelt haben .
Den Menschen , der hilft , zuhört und Zuspruch leistet , können und sollen die neuen Systeme nicht ersetzen . Ihre Aufgabe ist es vielmehr , Ärzte und Pfleger zu unterstützen und ihnen Ar - beit abzunehmen , damit diese das tun können , wozu nur sie in der Lage sind : sich dem Patienten zu widmen .
Mit ihrer Forschung tragen die Experten am IPA dazu bei , unser Gesundheitssystem fit für die Zukunft zu machen . Damit auch in Zeiten des demographischen Wandels und immer knapper werdender Kassen eine umfassende medizinische Ver sor gung bezahlbar bleibt , ohne dass das Wichtigste verloren geht : die Menschlichkeit . n
Monika Weiner / jdw