Interaktiv - Das Kundenmagazin des Fraunhofer IPA 1.2020 | Page 39
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»Access Checker« erkennt
Infektionssymptome
Ein neuartiges Messverfahren hilft, Infektionen bei Per -
sonen aus sicherem Abstand aufzuspüren. Es registriert
Fieber, erhöhten Puls und schnellen Atem, ohne den
Mitarbeiter, der die Messung durchführt, zu gefährden.
In Krankenhäusern sind Eingangskontrollen derzeit Pflicht. In
Corona-Zeiten muss man ausschließen, dass Patienten, Klinik -
personal oder Besucher das Virus hineintragen und Menschen
gefährden, die ohnehin schon geschwächt sind. Vor dem Haup t -
eingang des Robert-Bosch-Krankenhauses (RBK) in Stuttgart
testeten die Fraunhofer-Institute IPA und IAO zusammen mit
dem RBK ein Verfahren, das diese Kontrollen vereinfacht. Das
innovative Verfahren des Fraunhofer IPA misst alle relevanten
Parameter aus einer Entfernung von einem Meter. Der Mit -
arbeiter, der die Messung von einem Laptop aus durchführt,
kann den geforderten Mindestabstand von anderthalb bis
zwei Metern problemlos einhalten.
Thermokamera und Radar messen Vitalparameter
Das Verfahren misst nicht nur die Körpertemperatur mit einer
Thermokamera, sondern auch die Herz- und die Atem frequenz
mit Hilfe von Mikrowellen. Ein Radarmodul mit Mikrodoppler -
verfahren kommt dabei zum Einsatz. Mittlerweile zeigen
Studien, dass am Klinikeingang Atemnot und Fieber die beiden
führenden Sars-Covid19-Infektionssymptome sind.
Dr. Urs Schneider vom Fraunhofer IPA erklärt die Messungsdurchführung.
Auf dem Weg zum Produkt
Ein IPA-Expertenteam aus den Bereichen Medizin, Signal ver -
arbeitung und Künstlicher Intelligenz baute im März innerhalb
weniger Tage den ersten Prototyp auf. Die Tests an über 130
Personen verliefen erfolgreich. Neben den genannten Vor -
teilen dauert die automatisierte Untersuchung nicht länger als
die herkömmliche.
Das Interesse am mobilen Access-Checker ist groß. Mit einem
Arbeitsschutzhersteller und -vertreiber wurde ein Entwicklungsund
Lizenzvertrag geschlossen. Mit mehreren, auch badenwürttembergischen
Komponentenherstellern laufen Zuliefer -
gespräche. Die nächsten Prototypen werden an den Uni -
kliniken Madrid und Barcelona getestet, wo derzeit großer
Bedarf besteht. Anwendungen für Fabrikeingänge, Flughäfen
und Stadien sind im Gespräch.
Kontakt
Dr. med. Urs Schneider
Telefon +49 711 970-3630
[email protected]
Bildausschnitt der Testauswertung mit Wärmebild des Gesichts
und Atemhüben.
Bild links: Testvorrichtung mit Wärmebildkamera und
Mikrowellensender und -empfänger.