Interaktiv - Das Kundenmagazin des Fraunhofer IPA 1.2020 | Page 24
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Gamification
Daddeln am Arbeitsplatz
Druck, Angst und Langeweile sind schlechte Kollegen.
Sie rauben Motivation und Kreativität, begünstigen
Fehler, die sich leicht vermeiden ließen – mit spielerischen
Elementen etwa: Storytelling, Erfahrungspunkte, Fort -
schrittsbalken. In der Montage, wo noch vieles von Hand
erledigt wird und sich Arbeitsschritte endlos wiederholen,
bringt das den Spaß zurück an die Werkbank.
Forscher von der Abteilung Bild- und Signalverarbeitung am
Fraunhofer IPA haben zusammen mit vier Partnern aus der
Industrie ein »Adaptives Montageassistenz- und Interaktions -
system mittels 3D-Szenenanalyse und intuitiver Mensch-Technik-
Kommunikation« entwickelt, kurz: MonSiKo. An diesem Demon -
strator eines teilautomatisierten Montageassistenz systems,
untergebracht im Future Work Lab auf dem Fraunhofer-Campus
in Stuttgart, dürfen Interessierte einen kleinen Spielzeug -
elefanten aus Kunststoff zusammensetzen.
Die Spieler montieren mobile Spielzeugroboter – in Runde 1 nach
den Kriterien der Lean Production, in Runde 2 unter den Bedingungen
einer digitalisierten Produktion.
Dabei kommen Elemente von Gamification zum Einsatz: Greift
der Monteur nach dem richtigen Bauteil, leuchtet ein grünes
Licht, weil das System dank intelligenter Algorithmen und leistungsstarker
3D-Sensoren erkennt, welcher Arbeitsschritt
gerade vollzogen wird. Auch das digitale Montagehandbuch
auf dem Touchbildschirm, der für jeden einzelnen Arbeits -
schritt detaillierte Anleitungen anzeigt, scheint dann grün auf.
Ein LED-Streifen zeigt an, welcher Anteil der Montageaufgabe
bereits erledigt ist.
Gamification macht Lust auf Neues
»Nutzerzentrierte Gamification ermöglicht, dass Mitarbeiter
viel lieber an komplexen Maschinen arbeiten«, sagt Forscherin
Saskia Wiedenroth, die an MonSiKo mitgewirkt hat. »An sprech -
end gestaltete Displays und kleine Erfolgserlebnisse wecken
Emotionen. Sie machen Lust, sich mit Neuerungen zu be -
schäftigen.« Wissenschaftler vom Kompetenzzentrum DigITools
am Fraunhofer IPA machen sich das im Planspiel »Digitalisierte
Produktionssteuerung« zunutze, das Mitarbeitern die Angst
vor der Digitalen Transformation nehmen soll.
Aufgabe der Spieler ist es, mobile Spielzeugroboter zu montieren
– in Runde 1 nach den Kriterien der Lean Production,
in Runde 2 unter den Bedingungen einer digitalisierten Produk -
tion. Dabei schlüpft ein Spieler in die Rolle des Kunden, einer
in die des Produktionsleiters – und maximal fünf weitere fungieren
als Werker. Die Regeln: 1. Die Rollenverteilung wird
über beide Runden beibehalten. 2. Wer Ausschuss produziert,
hat keine Chance, den Fehler später zu beheben.
Vorteile von Industrie 4.0 spielerisch erleben
In der ersten Runde gibt der Kunde seine Bestellung telefonisch
durch. Der Produktionsleiter nimmt den Auftrag entgegen
und gibt ihn an die Werker weiter. Es gibt Laufzettel,
Zwischenlager und Bauanleitungen auf Papier. Je nachdem,
welcher Spielzeugroboter zusammengebaut werden soll –
es gibt sechs verschiedene Ausführungen – müssen die Werker
unterschiedliche Anleitungen befolgen. Gelegentlich sucht ein
Werker die falsche heraus und verbaut zum Beispiel LED-
Lichter anstelle von Ultraschallsensoren.
In der zweiten Runde bestellt der Kunde über den Online-
Shop. Das Manufacturing Execution System (MES) erstellt
einen Auftrag, die Tablets der Werker spielen die jeweils
gültige Bauanleitung aus. Die einzelnen Arbeitsschritte werden
in Echtzeit dokumentiert, der Produktionsleiter weiß immer,