Interaktiv - Das Kundenmagazin des Fraunhofer IPA 1.2018 | Page 28
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Entlastung des Menschen
in der Produktion
können. Zum Beispiel ist das Nieten eine körperlich anstren-
gende, monotone Arbeit, bei der sich obendrein oft Fehler
einschleichen. Im Rahmen des EU-Forschungsprojekts »Lean
Intelligent Assembly Automation« (LIAA) haben Forscher am
Fraunhofer IPA eine Teilautomatisierungslösung für das Nieten
entwickelt, bei dem Mensch und Roboter eng zusammenar-
beiten: Die Nietpistole ist nun fest installiert, sodass der Werker
Die Automobilindustrie gehört seit jeher zu den Vor reitern der sie nicht mehr halten muss. Stattdessen muss er die Werk -
ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung und hat die Entwick - stücke nur noch in eine Fixierung am Roboter einlegen und
lungen in diesem Feld wesentlich ge prägt. Es sind immer wie- dieser bewegt sie dann zur Nietpistole. Verschiedene Sicher -
der neue Lösun gen erforderlich, um die Arbeitsergo no mie zu heitsmaßnahmen sorgen dafür, dass der Arbeitsplatz alle
verbessern. Diese Lösungen sind auch auf weitere Industrie - Normen erfüllt.
zweige übertragbar und essenziell für die Arbeit der Zukunft.
exoskelette in der Produktion
Seit Jahren schon sind muskuloskelettale Erkrankun gen die
häufigste Krankheitsart für Arbeits unfähig keitstage und die
demographische Entwicklung erfordert zusätzlich eine zuneh- Um Lasten direkt am Werker zu reduzieren, werden zuneh-
mend menschorientierte Produktionsplanung. Hierfür werden mend Exoskelette in Produktion und Logistik eingesetzt oder
Technologien zur Identifikation und zur Vermeidung von Be - deren Einsatzmöglichkeit geprüft. Nach ersten erfolgreichen
lastungen durch Leichtbau und ge zielte Assistenz der Mit - Feldversuchen finden aktuell zunehmend passive Systeme für
arbeitenden entwickelt. die Überkopfarbeit Eingang in den Markt. In den nächsten
Jahren ist zu erwarten, dass intelligente Systeme mit Sensorik
identifikation der ergonomischen herausforderung
Leichtbau – geringere belastung durch geringes gewicht
und Aktorik ihren Weg aus der Forschung in die Industrie fin-
den werden. Diese Systeme sind momentan noch nicht für
Je genauer die Belastung bekannt ist, desto effekt ivere Lösun - Generell sollten Bauteile und Montagehilfen bereits in der den Massenmarkt verfügbar und noch vergleichsweise schwer.
gen lassen sich finden. Konventionelle Ergonomie-Bewertungs - Produktionsplanung so konzipiert werden, dass sie einen Sie haben aber – mit intelligenten Algorithmen versehen – das
verfahren ermöglichen lediglich eine Klassifizierung des Arbeits - ergonomischen Montageprozess ermöglichen. Um schwere Potenzial, den Entlastungsbedarf des Nutzers in Abhängigkeit
platzes nach dem Ampelschema in grün, gelb oder rot. Mit Handhabungsprozesse erleichtern zu können, spielen die zu der Bewegung zur Laufzeit zu bestimmen und bedarfsgerech-
Hilfe von medizinischem Verständnis und biomechanischen bewegenden Massen eine entscheidende Rolle. Für eine ge - te Lastabnahme zu leisten. Die Aussicht auf ein neues Werk -
Messinstrumenten lassen sich jedoch mittlerweile körperliche wichtsoptimierte Auslegung und Umsetzung ist eine anforde- zeug zur Entlastung von Arbeitsplätzen, die bislang nicht ver-
Lastspitzen gezielt ausfindig machen, die den Bewegungs - rungsspezifische Verwendung der einzusetzenden Werkstoffe, bessert werden konnten, weckt große Erwartungen in der
apparat besonders beanspruchen. Daraus können intuitive Füge- und Fertigungsverfahren notwendig. Industrie. Das Stuttgart Exo-Jacket des Fraunhofer IPA ist ein
ergonomisch-funktionale (arbeits-)Kleidung kommenden Monaten vom Status der Entwicklungsplattform
An schauungsmaterialien zur Aufklärung von Mitarbeitern
oder technische, organisatorische oder persönliche Hilfs mittel
aktiv angetriebenes Oberkörper-Exoskelett und wird in den
zu einem im Feld erprobbaren Prototyp weiterentwickelt.
zur gezielten Entlastung entwickelt und evaluiert werden.
Die Arbeitskleidung der Mitarbeiter kann viel zur Ergonomie
beitragen. Die Integration verschiedener Sensorik kann vor Zukünftige ergonomische Herausforderungen können mit viel-
ungünstiger Haltung oder externen Gefahren warnen. Aber seitigen Lösungsansätzen entgegnet werden. Dies ist notwen-
auch bereits eine gezielte Anordnung elastischer und fester dig, um für jedes Unternehmen mit seinen individuellen An -
Gewebe kann ein ergonomisches Bewegungsverhalten trai- forderungen eine passende Strategie abzuleiten.
n
nieren und den Tragenden »erinnern«, sich aufzurichten. Das
Fraunhofer IPA entwickelte nach diesem Prinzip einen speziel- Kontakt len Präventionshandschuh gegen Tennisellenbogen, der schon Für Angewandte Biomechanik: Für Fertigungssysteme Leichtbau:
bald in der Montage eingesetzt wird. Urban Daub Manuel Schuster
Telefon +49 711 970-3645 Telefon +49 711 970-1548
assistenz durch roboter verbessert montageergonomie [email protected][email protected]
Gewichtsoptimierte Montagebank (60 % Gewichtsreduktion): Viele Montageprozesse werden auch in Zukunft manuell aus- Für Antriebssysteme und Exoskelette: Für Montageautomatisierung:
Struktur optimierte, additiv gefertigte Anlagepunkte mit einer geführt werden. Hierbei entstehen ergonomische Belastungen, Marius Fabian Susanne Oberer-Treitz
Sandwichverbundplatte als Auflagefläche. die durch roboterbasierte Assistenzsysteme reduziert werden Telefon +49 711 970-3642 Telefon +49 711 970-1279
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