Homelifestyle Jul 2022 | Page 74

LIFESTYLE

HEISSLUFTBALLON

Eines ist klar: Ein Heissluftballon fährt, auch wenn er in die Luft geht. Fliegen tut er auf keinen Fall. Schon gar nicht im Beisein routinierter Piloten, die gerade im Stande sind, ihre Heissluftballons startklar zu machen. Dass die meisten Laien vom Fliegen sprechen, weiss die Ballon-Community nur zu gut. Müde werden sie aber dennoch nie, freundlich darauf hinzuweisen, wie das richtige Wording lautet. Pilot Cédric Gauch lächelt und winkt ab, ihm sei in erster Linie wichtig, dass seine Gäste ein unvergessliches Erlebnis im Heissluftballon hätten. Der Sprachgebrauch, dass ein Ballon nicht fliegt, beruht übrigens darauf, dass der Ballon analog zu einem Schiff auf dem Luftmeer fährt. Ballons zählen zur Kategorie der » Leichter-als- Luft-Fahrzeuge «. Dazu gehören alle, die den statischen Auftrieb nutzen und letztlich durch die Luft schweben. Die » Schwerer-als-Luft-Fahrzeuge « fliegen hingegen, weil bei ihnen die Luftströmung für einen dynamischen Auftrieb sorgt.
Soviel zur Tradition der Sprache und zur Physik der Ballons. Nun zur Arbeit vor dem
Vergnügen. Ohne Teamarbeit hebt kein Ballon ab. Hand in Hand werden Ballonhülle, Korb und Gasflasche in abgestimmter Reihenfolge und gut trainiertem Prozess in Position gebracht. Cédric Gauch gibt als Pilot die Kommandos, das dreiköpfige Team führt sie routiniert aus. Dass dieses Prozedere nicht immer gleich, nicht immer vorhersehbar abläuft, liegt in der Sache der Natur. Schon beim Aufbau sind Winde eine Herausforderung. Und es sind genau diese Windströme, die später den Heissluftballon hoch oben in Bewegung und auf Touren bringen. Starke Winde in der Höhe sind für den Ballon kein Hindernis. Starke Bodenwinde hingegen schon, sie können die Landung erschweren und den Start verhindern. Für die Gäste, die eine Fahrt mit dem Heissluftballon gebucht haben, fängt das grosse Abenteuer schon beim Aufbau an. « Wer sich einbringen und helfen will, ist herzlich dazu eingeladen », sagt Cédric Gauch, der an diesem herrlichen Sonntagmorgen im Januar seinen neuen Wettkampf-Ballon zum Abheben fertig macht. « Ich habe mit SIBIRGroup einen Sponsor gefunden, der mir ermöglicht, nationale und internationale Wettkämpfe zu bestreiten. Eine wirklich tolle Zusammenarbeit », freut sich der ehrgeizige und erfolgreiche Pilot. Die Vorbereitungen laufen nun auf Hochtouren: Hier mal eine Leine reichen, dort mal den Ballon beschweren und da mal mit dem Körpergewicht den Korb am Boden halten. Bald ist es soweit, die Passagiere stehen jetzt im Korb, der Ballon drängt gen Himmel, will abheben. Wenige Augenblicke später geht er in die Luft und fährt davon. Langsam und ruhig gleitet der Heissluftballon von dannen. Nur ab und zu ist dieses typische Geräusch der Gasflasche zu hören. Die Ballone werden kleiner und mit dem schneebedeckten Gebirge eins.
Zwei Tage vor dem geplanten Start zeigen die Wetterprognosen eine stabile Tendenz, die Winde auch. Nun werden Start und Ziel festgelegt. Die vorhergesagten Windströme sollen es möglich machen, eine der spektakulärsten Fahrten im Alpenraum – von Frutigen im Berner Oberland nach Gstaad – durchzuführen. Fahrzeit 2.5 Stunden. Gäste, die eine
38 39