WIRTSCHAFT
Sinnhaftigkeit
Ute Lepple ist General Manager von Bosch Schweiz, setzt auf Vielfalt und auf die Entwicklung und Förderung weiblicher Talente. Bosch hat weltweit den Anteil von Frauen in Führungspositionen seit 2010 auf heute 18 Prozent fast verdoppelt. Wie, sagt Ute Lepple.
INTERVIEW SIMONE LEITNER
LIFESTYLE Ute Lepple, wie wichtig sind heute für ein Unternehmen Frauen in Führungspositionen? UTE LEPPLE Wir sind bei Bosch überzeugt, dass die Vielfalt von Denkweisen, Erfahrungen, Perspektiven und Lebensentwürfen Grundlage für unseren unternehmerischen Erfolg ist. Dazu gehört für mich auch die Entwicklung und Förderung weiblicher Talente, um mehr Frauen in die Gestaltung der Digitalisierung und in die Führung zu bringen. Ich begegne immer wieder jungen Frauen, die es sich nicht zutrauen, ihre Karriere in einem Industrieumfeld aufzubauen. Diese gilt es zu ermutigen und zu unterstützen.
Sie gehen bei Bosch Schweiz in dieser Beziehung als gutes Beispiel voran und besetzen Schlüsselpositionen mit Frauen. Sind Geschlechterrichtwerte bei Ihnen ein strategisches Ziel? Bosch hat weltweit den Anteil von Frauen in Führungspositionen seit 2010 auf heute 18 Prozent fast verdoppelt. Für unseren Geschäftsbereich Bosch Power Tools haben wir als Geschlechterrichtwert über die ganze Organisation 25 Prozent, Ziel 2025, festgelegt. In Solothurn liegen wir heute bei 20 Prozent, wir sind also gut unterwegs. Das hat viel mit unseren eigenen Anstrengungen zu tun, aber auch mit der Entwicklung in der Gesellschaft insgesamt. Wir werden hier weiter engagiert voranschreiten.
Gesamtschweizerisch sieht es anders aus: Bei der Besetzung von Geschäftsleitungsmitgliedern beträgt der Frauenanteil zurzeit nur 10 Prozent. Wo liegt in Ihren Augen das Problem? Es geht um mehr als eine geschlechtsspezifische Betrachtung. Es geht um Gleichstellung und um die Teilhabe aller Menschen in ihrer Einzigartigkeit, unabhängig von Geschlecht, Alter und Herkunft. Es sollte ein Gefühl der Gruppenzugehörigkeit erreicht werden. Dies mit der Freiheit, uns so zu zeigen, wie wir sind, unsere Meinungen und Standpunkte frei zu äussern und die gleichen Chancen wie andere zu erhalten – ohne Diskriminierung. Anders ausgedrückt: Es geht nicht nur darum, auf die Party eingeladen zu werden, sondern darum zu tanzen. Das hilft auch beim Thema Frauen in Führungspositionen.
Als General Manager Bosch Schweiz setzen Sie sich für ein modernes Arbeitsumfeld und für Frauen ein. Hat sich der gute Teamgeist während der Corona-Krise positiv ausgewirkt? Seit Beginn der Pandemie beobachten wir in der gesamten Belegschaft eine enorme Flexibilität, grosse Solidarität und hohes Verantwortungsbewusstsein. Es hat sich definitiv bewährt, dass wir in der Vergangenheit viel in Führungs- und Teamarbeit investiert haben. Trotzdem hat die aktuelle Krise ganz klar aufgezeigt: Berufstätige Frauen müssen einer Doppelbelastung standhalten. Sei es mit Kindern im Haushalt oder mit anderen zusätzlichen Betreuungspflichten, die es wahrzunehmen gilt.