Goldilocks [ UNITE ] Banken & FinTechs 2020 | Page 15

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OPEN-BANKING-FINTECHS GEWINNEN AN BEDEUTUNG


Open Banking bringt neue Produkte und Geschäftsmodelle



Kommentar von Alexander Christoph, EY
„Durch die zweite Zahlungsdienste-Richtlinie der Europäischen Kommission (Payment Services Directive 2 / PSD2) müssen Banken auf Wunsch der Kunden seit 2019 Konto- und Umsatzdaten an Drittanbieter herausgeben. Damit wurde auch regulatorisch untermauert, was unter dem Begriff Open Banking schon seit Längerem zum Pulsgeber der Finanzbranche, insbesondere aber des FinTech-Markts avancierte: Die Verwendung offener Schnittstellen (APIs), mit denen Entwickler von Drittanbietern Anwendungen und Services rund um die Daten von Banken und Sparkassen erstellen können.

Open Banking gehört zum Fundament der digitalen Bank-Ökosysteme der Zukunft. Im besten Fall mit Gewinnern auf allen Seiten – denn der Besitz der notwendigen Infrastruktur kann mindestens genauso entscheidend sein wie die Produkte, die darauf angeboten werden. Modernisierte Prozesse und APIs werden ein Schlüsselfaktor zum Erfolg. Mit ihrer grundlegend digitalen und agilen Denkweise versuchen einige FinTechs schon seit Längerem, sich in diesem Umfeld zu positionieren. Üben diese neuen Marktteilnehmer bereits einen entscheidenden Einfluss auf die gesamte Branche aus?“


SO AGIEREN OPEN-BANKING-FINTECHS


Seit September 2019 können lizensierte Unternehmen durch das Inkrafttreten der letzten Phase der PSD2-Richtlinie über APIs auf Bankdaten von Kunden zugreifen. Die Richtlinie sieht hierfür zwei neue Lizenzen vor:

• Zahlungsauslösedienste (ZAD) nutzen ihre Lizenz, um Kunden neue Zahlungsprodukte anzubieten oder um den Zahlungsprozess zu disintermediieren.

• Kontoinformationsdienste (KID) stellen aggregierte Online-Informationen zu einem oder mehreren Zahlungskonten bereit und greifen über Online-Schnittstellen zu Banken auf
Informationen zu.

FinTechs haben die Chancen, die durch die Umsetzung von PSD2 entstanden sind, genutzt, um entweder neue Produkte, zum Beispiel Aggregatoren für die persönlichen Finanzen, oder neue Geschäftsmodelle, beispielsweise als API-Enabler oder White-Label-Anbieter für Open-Banking-Lösungen, zu erdenken. In diesem Umfeld versuchen einige FinTechs, sich als Infrastruktur-Anbieter für innovative digitale Banking-Services zu positionieren.

Die Anzahl der erteilten PSD2-Lizenzen ist dadurch seit Anfang des letzten Jahres rasant gestiegen – von zunächst drei auf 25. Die meisten Lizenzen werden verwendet, um Finanzmanagement, Buchhaltung oder APIs als Service anzubieten. Der am häufigsten angebotene Dienst ist dabei das Finanzmanagement, welches darauf abzielt, den Benutzern durch Daten-Aggregation einen besseren Einblick in ihre Finanzsituation zu ermöglichen.

Quelle: BaFin