Goldilocks Sonderausgabe Metaversum | Page 11

Titelstory
Wie bekommt man etwas zu greifen , das nicht nur virtuell ist , sondern vor allem noch längst nicht seine finale Gestalt angenommen hat ?
Strategie- und Innovations-Abteilungen versuchen das seit jeher zu beantworten – beim Thema Metaversum werden sie jetzt bei dieser Frage vor ganz neue Dimensionen an Herausforderungen gestellt . Denn selbst das , worin sich bisher alle sicher sind , liefert mehr Fragen als Antworten .
Das fängt schon bei der Definition von Metaversum an . Bevor wir also zahlreiche Perspektiven hören , ist hier einmal in Kürze die Grundannahme für den Rest dieses Textes : Wir orientieren uns an der Metaverse-Definition von Matthew Ball , um möglichst neutral und offen dem Thema zu begegnen . Diese Grundbausteine seiner Theorie besagen , dass es aktuell noch gar kein Metaversum gibt , es zukünftig aber mehrere Metaversen parallel geben wird . Also sprechen wir von Proto-Metaversen , wenn es um die aktuellen Möglichkeiten geht . Ball sagt auch , dass ein Metaversum nicht zwingend immersiv sei , also auch die Hardware zum Erleben dieser Welt noch nicht final existent . Immersion steht in der Fachsprache für das „ Eintauchen ” in eine Welt , mit der User : innen auch direkt interagieren können . Eine ausführliche Definition von Begriffen wie Metaversum , Virtuelle Realität und auch eine kurze Geschichte des Metaversums finden sich in der Infografik ( S . 6 ) dieser GOLDILOCKS-Ausgabe .
„ Schätzungsweise gibt es aktuell 160 Proto- Metaversen “, sagt Christian Moser von der Beratung Zühlke in seinem Vortrag auf der Symbioticon 2022 . In diesen 160 Welten entwickelt sich eine so innovative Welt , dass sich kaum ein Unternehmen leisten kann , die Entwicklung nur vom Spielfeldrand aus zu beobachten , ohne selbst auszuprobieren , zu scheitern und zu lernen . Denn mehr noch als bei jeder anderen Innovation , entwickelt sich diese neue Welt aus einer Symbiose der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine .
Die Vorträge , Keynotes und Gesprächen auf der Symbioticon , dem Ideenfestival des Sparkassen Innovation Hub am 22 . und 23 . November in Frankfurt am Main , spiegeln die Vielfalt und Unvorhersehbarkeit der Proto-Metaversen wieder . Alle Anwesenden sind von dem erheblichen Einfluss überzeugt , den virtuelle Welten haben werden . Matthias Weber vom Sparkassen Innovation Hub sagt : „ Momentan befinden sich noch unterschiedliche Metaversen in der Entwicklung – sie bieten uns allen die Chance , mitzugestalten .“ Und Joachim Hunold von der Sparkasse Paderborn-Detmold prognostiziert : „ Wenn Generationen im Metaversum groß werden , dann sind die da . Dann machen sie auch ihre Finanzgeschäfte dort .“
Jan Sojka von Microsoft sagt : „ Mit dem Metaversum können die Banken ihre Filialen ins Digitale retten . Natürlich nicht alles , aber zumindest den Kern : das Gespräch mit kompetenten und vertrauenswürdigen Beratern zu komplexen und damit margenträchtigen Produkten .” Microsoft- Kollege Lars Meinecke ergänzt : „ Ich habe die Hoffnung , dass man mit Hilfe des Metaversums aus den deutschen Sparern deutsche Anleger machen kann . Mit Gamification kann man attraktiv das nötige Wissen vermitteln .“
LARS MEINECKE
So weit , so positiv . Denn es gibt auch andere Stimmen . Michael Hülsiggensen von Surepay zum Beispiel gibt sich auf der Veranstaltung kritisch und meint , dass das Thema „ schon gehypt wird , bevor es überhaupt losgeht . Das stört mich eigentlich .“ Fabian Grapengiesser von Stock Republic , einer der wenigen mit echter Arbeitserfahrung im Metaversum-Kontext , jedoch erzählt uns , was er in Sachen Metaversum bei einer großen schwedischen Bank erlebt hat : „ Been there , done that “, meint er und dass es ein teurer Fehlschlag gewesen sei .
Ist alles also doch nur ein Hype ? Gegen diese Theorie sprechen vor allem die Summen , die Tech-Giganten wie Meta , Microsoft und Co . in diese Zukunft investieren . Und natürlich denken sie dabei die Aspekte Investments und Payment mit .
Ein Metaversum unterliegt den Gesetzen der Plattformökonomie und damit insbesondere den Netzwerkeffekten ( siehe dazu auch GOLDILOCKS-Ausgabe 11 – GAFA Banking ) – so wie es auch die aktuellen Geschäftsmodelle von Google , Amazon , Meta und Apple tun . Diese Netzwerkeffekte nähren die Hoffnung von Investor : innen , die ihr Geld in Metaversum-Vorhaben stecken . Denn Netzwerkeffekte für monopolähnliche Marktstellungen sind aus der Sicht von Investierenden äußerst attraktiv . Sofort fällt in diesem Zusammenhang Meta bzw . Facebook auf : Facebook , als dominantes Unternehmen des Web 2.0 , kaufte bereits früh Unternehmen wie Oculus , um sich Kompetenz bei VR-Brillen ins Haus zu holen . Im Herbst 2021 benannte sich gar das ganze Unternehmen um , vermutlich , um den Anspruch zu unterstreichen , dass der Unternehmenszweck nun die Entwicklung eines Metaversums wird . Facebook hatte es – im Vergleich zu Google , Amazon und Apple – bis dahin nicht geschafft , mit physischer Hardware eine nennenswerte Marktdurchdringung zu erzielen . Und ohne Hardware wurde es angesichts abnehmender Attraktivität der Social-Media-Plattform immer schwieriger , die eigene Wachstums- und Investoren-Story aufrechtzuerhalten . Ohne Frage hat die Umfirmierung den Hype um das Metaversum enorm befördert .
Die Marktmachtkonzentration der Tech-Giants ist in dieser Zeit in aller Munde , sowohl bei Entscheider : innen in der Finanzwirtschaft , als auch in der Politik und in der Regulatorik . Und längst ist einigermaßen aufmerksamen Marktbeobachter : innen klar , dass die GAFAs in den Finanzmarkt vordringen : Sie entwickeln und nutzen eigene Finanzdienstleistungen wie Apple Pay , Google Pay , Amazon Pay . Mit einem dieser Systeme zu bezahlen , bedeutet für die Anwender : innen , keinen Medienbruch zu haben . Die Nutzer und Nutzerinnen bleiben an das jeweilige Ökosystem gebunden , weil das System bequem und ein Wechsel umständlich ist . Motivation hinter diesen Finanzprodukten ist bei den Tech-Giganten also immer , das eigene Ökosystem zu stärken und die Menschen dauerhaft zu binden , man spricht dann von Lock-in-Effekten .
Zurück zum Metaversum : Dieselben Dynamiken wie beim Thema Payment lassen sich auch auf die verschiedenen Metaversen projizieren , die gerade entstehen . Jedes Unternehmen hinter einem ( Proto- ) Metaversum ist sich der Netzwerkeffekte und Marktdynamiken bewusst . Entsprechend hat das Wettrennen um die Marktführerschaft schon eingesetzt . Die enormen Investitionen von Meta , Microsoft oder Decentraland sind Beispiele dafür . Es ist abzusehen , dass die Metaversen zunächst nicht miteinander kompatibel sein werden , sondern als geschlossene Systeme nebeneinander existieren und miteinander konkurrieren . Das haben wir in der Welt des Web 1.0 schon gesehen : Betriebssysteme von Microsoft und Apple funktionieren nicht zusammen , zumindest nicht gleichzeitig . Oder auf einem Smartphone läuft entweder iOS von Apple oder Android von Google . Soziale Netzwerke wie Metas Facebook oder Microsofts Linkedin sind nicht miteinander kompatibel .
Die Lock-in-Effekte des Web 2.0 sind bei den aktuellen Metaversum-Vorläufern wie Decentraland oder auch Fortnite schon zu beobachten : Im Decentraland kann mit eigener Kryptowährung „ MANA “ sogenanntes digitales Land gekauft werden , als NFT . Fortnite kann kostenlos gespielt werden ; wie in der Gaming-Branche üblich , erfolgt die Monetarisierung per „ In-Game-Payments “ beispielsweise für Skins der Avatare . Skins werden in V-Bucks bezahlt , der Spieleigenen Währung , die Spieler : innen wiederum gegen Fiat-Währungen kaufen , online oder als Gutschein am physischen Point of Sale zum Beispiel im Supermarkt . In Fortnite werden Turniere gespielt und die Gewinner und Gewinnerinnen bekommen Preisgelder . Diese werden von Fortnite ausgezahlt . Fortnite arbeitet hierbei , wie auch bei den Verkäufen von V-Bucks , mit dem Payment Service Provider Xsolla zusammen .
Doch wenn in einem Metaversum die Betreiber die Geldversorgung und die Abwicklung der Bezahlvorgänge selber machen , welche Rolle haben dann Banken überhaupt noch ?
„ Die Tech-Riesen bauen Burggräben auf ,” konsterniert auf der Symbioticon „ Finance Forward “ - Redakteur Caspar Tobias Schlenk . Lena Sonnen , Mitgründerin der Crowdfunding-Plattform Konvi und Ex-Facebook-Mitarbeiterin , hält dagegen und meint : „ Es muss nicht nur einen Gewinner geben . Wichtig ist nur die Interoperabilität , also dass User : innen von einer Welt in die andere switchen können .“
Klingt erstmal sinnvoll , aber vielleicht ist das wieder nur von Wert aus unserer derzeitigen Sichtweise . Julius Nagel , Venture-Partner bei Picus , erwidert : „ Vielleicht wollen beispielsweise Spieler : innen gar nicht ihre Laser-Schwerte von einem Spiel ins nächste transferieren . Beispielsweise weil dort mit den Fäusten gekämpft wird – oder weil Optik und Stil so individuell sind , dass Interoperabilität all das zerschießen würde .“ Trotzdem ist Nagel für offene Systeme , „ weil sich dadurch viel mehr Innovationen ermöglichen ”.
So dystopisch es auch klingt , in den aktuell verfügbaren Versionen wie beispielsweise Meta Horizon Worlds von Meta fehlen tatsächlich die Use Cases für Banken . Schlicht und einfach , weil das Metaversum heute kaum Alleinstellungsmerkmale hat , keine wirklichen Probleme löst und somit nicht attraktiv ist . Das liegt zum einen an der Technik , die einfach noch nicht so weit ist , zum anderen aber auch daran , dass noch keiner da ist . Und alleine funktioniert der soziale Austausch eben nicht .
Die Deka hat als eine der ersten Banken eine Zentrale im Proto-Metaversum Decentraland eröffnen . Auf einem Panel der Symbioticon lässt Lothar Weißenberger , Deka Managing Director Marketing und Digitale Medien durchblicken , dass er sich mehr von dieser Entscheidung erwartet hat : „ Wir befinden uns nur im Metaverse 1.0 und müssen uns dort trotzdem als Marke positionieren . Es ist ein virtueller Ideenwettbewerb und natürlich schauen wir uns international um . Allerdings fehlt es nicht nur an Kund : innen , sondern dadurch auch an Influencer : innen und Content Creatorn mit Reichweite .“
Auf dem gleichen Panel sitzt auch Rami Ajaj von Baufi24 . Der digitale Finanzierungsvermittler plant 3D-Welten der zu verkaufenden Wohnungen zu erstellen , sodass Interessierte nicht mehr anfahren müssen . Hinter der Idee stehen klare Erwartungen : „ Der Kanal der Beratung macht einen Unterschied bei der Konvertierung von Kunden im Baufinanzierungsgeschäft . Videoberatung steigert die Conversion gegenüber Telefonberatung . 3D-Beratung wird die Konversion hoffentlich noch weiter steigern .“ Größte Herausforderung hier : ob auch virtuell eine echte Verbindung mit Berater : innen entstehen kann ? Greift idealerweise sogar der digitale FOMO-Effekt ( Fear Of Missing Out ) und es werden noch schneller Kaufverträge abgeschlossen , weil die Konkurrenzsituation nicht so einfach zu überblicken ist wie bei einer klassischen Immobilienbesichtigung ? Bei allem Optimismus gesteht Ajaj aber : „ Wir sind technologisch noch nicht da , wo wir hin müssen .“
An der Technik wird gearbeitet , und es wird nach gängiger Meinung noch zehn Jahre dauern , bis eine Metaversum-Anwendung brauchbar wird . Zehn Jahre sind ein langer Zeitraum ; soweit in die Zukunft zu denken , fällt in der Regel schwer . Vor zehn Jahren hätten die wenigsten Nutzer erwartet , dass sie ihre Finanzgeschäfte mehr und mehr auf einem Mobiltelefon erledigen . Heute ist es üblich , jedenfalls in einigen Kundensegmenten . Noch einmal zehn weitere Jahre zurückgeschaut : Zu Beginn der 2000er hätten sicherlich die wenigsten Menschen erwartet , dass sie ihre Finanzgeschäfte ohne persönlichen Kontakt und ausschließlich mit digitalen Belegen erledigen . Und wenn wir jetzt einmal zehn Jahre nach vorne schauen : Vielleicht werden VR-Brillen und Haptic Suits eine übliche Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine sein und sich einreihen in die heute üblichen Interfaces wie Computer , Tablets , Smartphones und Smartwatches . Misch Strotz , CEO und Co-Founder von Neon Internet , prognostiziert sogar : „ AR-Brillen werden wir alle ständig tragen , die aber dann natürlich nichts mehr mit den Ausmaßen der aktuellen Modelle zu tun haben .” Hoffentlich reduzieren diese Modelle dann auch das Maß an Motion Sickness , denn wenn weiterhin zehn Prozent der Bevölkerung aufgrund von Übelkeit grundsätzlich aus der virtuellen Welt ausgeschlossen blieben , wäre das das Aus für Team-Treffen oder Konferenzen .
Kann ich als Bank einfach eine Filiale in einem Metaversum aufmachen ? Nein , vermutlich nicht . Der Betreiber eines Metaversums wird als Gatekeeper agieren , um das Angebot wie bei einer Plattform des Web 2.0 zu kuratieren . Nicht Käufer : innen und Verkäufer : innen sollen ausgewogen zueinander finden , auch der Betreiber der Plattform selber wird wohl , analog zu den Provisionsgeschäftsmodellen des Web 2.0 , die Hand aufhalten . Spannend ist also die Frage , ob Banken eine Präsenz im Metaversum eröffnen , um entweder im dortigen Finanzökosystem aus Kryptowährung und NFT ( und was sonst noch kommen mag ) Finanzdienstleistungen anzubieten oder ob sie dort mit den Nutzer : innen zwar zu interagieren , tatsächlich aber Banking mit Werten aus dem realen Leben anbieten . Quasi wie im Web 1.0 .
Welche Möglichkeiten bleiben also ? Zühlke-Berater Christian Moser liefert in seinem Symbioticon-Vortrag eine ganze Reihe an Möglichkeiten : „ Naheliegend ist , Metaversen zu nutzen , um neue Kunden zu gewinnen und auch spielerisch zu interagieren . Virtuelle Events und generell Finanzbildung können ein großes Thema sein , ebenso wie immersive Beratung , begleitende Finanz-Assistenz und natürlich Embedded Finance und AR-Payment .“
Nach heutigem Stand werden Banken ein paar Regeln beachten müssen , wenn sie in die kommenden Metaversen der Tech Giants einziehen wollen . Aus dem Web 2.0 haben wir gelernt , dass Banken sehr wohl ihre Apps in die einschlägigen App-Stores bringen können , so lange sie eben den Betreibern keine Konkurrenz machen . So bleibt bei Apples iPhone die NFC-Schnittstelle für Banken praktisch tabu – und damit auch das mobile Bezahlen . Übertragen auf das Metaversum : Banken können mit ihren Kunden interagieren . Wenn eine Identifizierung möglich ist , sind auch Fiat-Geldgeschäfte möglich . Aber bei Geschäften in der Metaversum-eigenen Währung wird eine Provision fällig .
Die beste Chance beim Thema Metaversum besteht für Banken darin , sich für offene Systeme einzusetzen . Denn : Wenn geschlossene Systeme virtuelle Realität werden , werden die Betreiber eigene Finanzsysteme bilden ( siehe aktuell Krypto und NFT ), die die Banken in dieser neuen Welt irrelevant machen . Auch wenn aktuell nicht klar ist , welche Metaversen es geben wird und welche Finanzdienstleistungen überhaupt entwickelt werden können – dabei zu sein und mitzugestalten ist jetzt die Chance .
Mit welchen Mitteln können Banken bei dieser Systementscheidung mitwirken ? Zuerst setzt dieses Mitwirken natürlich ein gutes Verständnis der Situation und Detailwissen über das System-Duell zwischen offen und geschlossen voraus . Dann sollten Banken auch direkt selbst umsetzen , worüber sie sprechen , also Experimente zu neuen Produkten oder Angeboten auf offenen Systemen durchführen und nicht auf geschlossenen . Viele Entscheidungen im Metaversum werden finanzieller Natur sein . Identity-on-a-Chain und andere SSI-Ansätze ( SSI = self-soverign identity ) sind zwar im Interesse der Nutzerschaft und sind ein kritischer Enabler für eine Welt von offenen Metaversen . Diese Ansätze haben jedoch keine Geldgeber und Ressourcen wie Meta Horizons . Banken sollten deshalb eher diese Ansätze unterstützen .
Und wenn gar nichts mehr hilft , sollten Banken sich politischen Support holen und die regulatorische Keule viel früher rausholen als im Web 2.0 . Da war es nämlich schon zu spät .
Nicht zuletzt gilt : Wer mitmacht , um selbst zu lernen , hat eine andere Motivation , als wenn die Motivation aus der Marketingabteilung vorgegeben wird . Der Arbeitsauftrag könnte also lauten : ausprobieren , testen , lernen , dabei sein . Wie gelingt das am besten ? Indem man selbst Nutzer : in ist – und beispielsweise die nächsten Team-Meetings in einem Metaversum abhält und so lernt , was das eigentlich bedeutet . Dann entstehen die nächsten Ideen von selbst .
CHRISTIAN MOSER
Ex-Facebookerin Lena Sonnen rät noch : „ Nicht auf den FOMO-Train aufspringen , sondern immer den User-Nutzen in den Fokus stellen . Ich denke , wenn aktuell niemand mehr in eine reale Bankfiliale geht , wieso sollte das dann in einem Metaversum passieren ?“ Lothar Weißenberger von der Deka nennt seine aktuelle Strategie „ kontrollierte Offensive “: „ Das bedeutet , Korrekturen und harte Learnings in Kauf zu nehmen .”
Wenn die Stimmung so bleibt , wie sie auf der Symbioticon 2022 zu spüren war , bleibt auch diese ungewisse virtuelle Zukunft positiv – denn es kann einfach alles passieren . Und das bedeutet eben auch , dass vielleicht gerade jetzt in einer Sparkassen-Filiale diese eine Idee für einen nächsten Metaversum-Trend geboren wird .
DEZEMBER 2022 SONDERAUSGABE
Titelstory

METAVERSUM : WAS IST ES – UND WENN JA , WIE VIELE ?

Wie bekommt man etwas zu greifen , das nicht nur virtuell ist , sondern vor allem noch längst nicht seine finale Gestalt angenommen hat ?
Strategie- und Innovations-Abteilungen versuchen das seit jeher zu beantworten – beim Thema Metaversum werden sie jetzt bei dieser Frage vor ganz neue Dimensionen an Herausforderungen gestellt . Denn selbst das , worin sich bisher alle sicher sind , liefert mehr Fragen als Antworten .
Das fängt schon bei der Definition von Metaversum an . Bevor wir also zahlreiche Perspektiven hören , ist hier einmal in Kürze die Grundannahme für den Rest dieses Textes : Wir orientieren uns an der Metaverse-Definition von Matthew Ball , um möglichst neutral und offen dem Thema zu begegnen . Diese Grundbausteine seiner Theorie besagen , dass es aktuell noch gar kein Metaversum gibt , es zukünftig aber mehrere Metaversen parallel geben wird . Also sprechen wir von Proto-Metaversen , wenn es um die aktuellen Möglichkeiten geht . Ball sagt auch , dass ein Metaversum nicht zwingend immersiv sei , also auch die Hardware zum Erleben dieser Welt noch nicht final existent . Immersion steht in der Fachsprache für das „ Eintauchen ” in eine Welt , mit der User : innen auch direkt interagieren können . Eine ausführliche Definition von Begriffen wie Metaversum , Virtuelle Realität und auch eine kurze Geschichte des Metaversums finden sich in der Infografik ( S . 6 ) dieser GOLDILOCKS-Ausgabe .
„ Schätzungsweise gibt es aktuell 160 Proto- Metaversen “, sagt Christian Moser von der Beratung Zühlke in seinem Vortrag auf der Symbioticon 2022 . In diesen 160 Welten entwickelt sich eine so innovative Welt , dass sich kaum ein Unternehmen leisten kann , die Entwicklung nur vom Spielfeldrand aus zu beobachten , ohne selbst auszuprobieren , zu scheitern und zu lernen . Denn mehr noch als bei jeder anderen Innovation , entwickelt sich diese neue Welt aus einer Symbiose der Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine .
Die Vorträge , Keynotes und Gesprächen auf der Symbioticon , dem Ideenfestival des Sparkassen Innovation Hub am 22 . und 23 . November in Frankfurt am Main , spiegeln die Vielfalt und Unvorhersehbarkeit der Proto-Metaversen wieder . Alle Anwesenden sind von dem erheblichen Einfluss überzeugt , den virtuelle Welten haben werden . Matthias Weber vom Sparkassen Innovation Hub sagt : „ Momentan befinden sich noch unterschiedliche Metaversen in der Entwicklung – sie bieten uns allen die Chance , mitzugestalten .“ Und Joachim Hunold von der Sparkasse Paderborn-Detmold prognostiziert : „ Wenn Generationen im Metaversum groß werden , dann sind die da . Dann machen sie auch ihre Finanzgeschäfte dort .“
Jan Sojka von Microsoft sagt : „ Mit dem Metaversum können die Banken ihre Filialen ins Digitale retten . Natürlich nicht alles , aber zumindest den Kern : das Gespräch mit kompetenten und vertrauenswürdigen Beratern zu komplexen und damit margenträchtigen Produkten .” Microsoft- Kollege Lars Meinecke ergänzt : „ Ich habe die Hoffnung , dass man mit Hilfe des Metaversums aus den deutschen Sparern deutsche Anleger machen kann . Mit Gamification kann man attraktiv das nötige Wissen vermitteln .“
LARS MEINECKE
CTO BANKING BEI MICROSOFT DEUTSCHLAND

Ich habe die Hoffnung , dass man mit Hilfe des Metaversums aus den deutschen Sparern deutsche Anleger machen kann . Mit Gamification kann man attraktiv das nötige Wissen vermitteln .

So weit , so positiv . Denn es gibt auch andere Stimmen . Michael Hülsiggensen von Surepay zum Beispiel gibt sich auf der Veranstaltung kritisch und meint , dass das Thema „ schon gehypt wird , bevor es überhaupt losgeht . Das stört mich eigentlich .“ Fabian Grapengiesser von Stock Republic , einer der wenigen mit echter Arbeitserfahrung im Metaversum-Kontext , jedoch erzählt uns , was er in Sachen Metaversum bei einer großen schwedischen Bank erlebt hat : „ Been there , done that “, meint er und dass es ein teurer Fehlschlag gewesen sei .

DER WETTLAUF HAT BEGONNEN …

Ist alles also doch nur ein Hype ? Gegen diese Theorie sprechen vor allem die Summen , die Tech-Giganten wie Meta , Microsoft und Co . in diese Zukunft investieren . Und natürlich denken sie dabei die Aspekte Investments und Payment mit .
Ein Metaversum unterliegt den Gesetzen der Plattformökonomie und damit insbesondere den Netzwerkeffekten ( siehe dazu auch GOLDILOCKS-Ausgabe 11 – GAFA Banking ) – so wie es auch die aktuellen Geschäftsmodelle von Google , Amazon , Meta und Apple tun . Diese Netzwerkeffekte nähren die Hoffnung von Investor : innen , die ihr Geld in Metaversum-Vorhaben stecken . Denn Netzwerkeffekte für monopolähnliche Marktstellungen sind aus der Sicht von Investierenden äußerst attraktiv . Sofort fällt in diesem Zusammenhang Meta bzw . Facebook auf : Facebook , als dominantes Unternehmen des Web 2.0 , kaufte bereits früh Unternehmen wie Oculus , um sich Kompetenz bei VR-Brillen ins Haus zu holen . Im Herbst 2021 benannte sich gar das ganze Unternehmen um , vermutlich , um den Anspruch zu unterstreichen , dass der Unternehmenszweck nun die Entwicklung eines Metaversums wird . Facebook hatte es – im Vergleich zu Google , Amazon und Apple – bis dahin nicht geschafft , mit physischer Hardware eine nennenswerte Marktdurchdringung zu erzielen . Und ohne Hardware wurde es angesichts abnehmender Attraktivität der Social-Media-Plattform immer schwieriger , die eigene Wachstums- und Investoren-Story aufrechtzuerhalten . Ohne Frage hat die Umfirmierung den Hype um das Metaversum enorm befördert .
Die Marktmachtkonzentration der Tech-Giants ist in dieser Zeit in aller Munde , sowohl bei Entscheider : innen in der Finanzwirtschaft , als auch in der Politik und in der Regulatorik . Und längst ist einigermaßen aufmerksamen Marktbeobachter : innen klar , dass die GAFAs in den Finanzmarkt vordringen : Sie entwickeln und nutzen eigene Finanzdienstleistungen wie Apple Pay , Google Pay , Amazon Pay . Mit einem dieser Systeme zu bezahlen , bedeutet für die Anwender : innen , keinen Medienbruch zu haben . Die Nutzer und Nutzerinnen bleiben an das jeweilige Ökosystem gebunden , weil das System bequem und ein Wechsel umständlich ist . Motivation hinter diesen Finanzprodukten ist bei den Tech-Giganten also immer , das eigene Ökosystem zu stärken und die Menschen dauerhaft zu binden , man spricht dann von Lock-in-Effekten .
Zurück zum Metaversum : Dieselben Dynamiken wie beim Thema Payment lassen sich auch auf die verschiedenen Metaversen projizieren , die gerade entstehen . Jedes Unternehmen hinter einem ( Proto- ) Metaversum ist sich der Netzwerkeffekte und Marktdynamiken bewusst . Entsprechend hat das Wettrennen um die Marktführerschaft schon eingesetzt . Die enormen Investitionen von Meta , Microsoft oder Decentraland sind Beispiele dafür . Es ist abzusehen , dass die Metaversen zunächst nicht miteinander kompatibel sein werden , sondern als geschlossene Systeme nebeneinander existieren und miteinander konkurrieren . Das haben wir in der Welt des Web 1.0 schon gesehen : Betriebssysteme von Microsoft und Apple funktionieren nicht zusammen , zumindest nicht gleichzeitig . Oder auf einem Smartphone läuft entweder iOS von Apple oder Android von Google . Soziale Netzwerke wie Metas Facebook oder Microsofts Linkedin sind nicht miteinander kompatibel .

METAVERSEN DER GAFAs – EIN DÜSTERES SZENARIO ?

Die Lock-in-Effekte des Web 2.0 sind bei den aktuellen Metaversum-Vorläufern wie Decentraland oder auch Fortnite schon zu beobachten : Im Decentraland kann mit eigener Kryptowährung „ MANA “ sogenanntes digitales Land gekauft werden , als NFT . Fortnite kann kostenlos gespielt werden ; wie in der Gaming-Branche üblich , erfolgt die Monetarisierung per „ In-Game-Payments “ beispielsweise für Skins der Avatare . Skins werden in V-Bucks bezahlt , der Spieleigenen Währung , die Spieler : innen wiederum gegen Fiat-Währungen kaufen , online oder als Gutschein am physischen Point of Sale zum Beispiel im Supermarkt . In Fortnite werden Turniere gespielt und die Gewinner und Gewinnerinnen bekommen Preisgelder . Diese werden von Fortnite ausgezahlt . Fortnite arbeitet hierbei , wie auch bei den Verkäufen von V-Bucks , mit dem Payment Service Provider Xsolla zusammen .
Doch wenn in einem Metaversum die Betreiber die Geldversorgung und die Abwicklung der Bezahlvorgänge selber machen , welche Rolle haben dann Banken überhaupt noch ?
„ Die Tech-Riesen bauen Burggräben auf ,” konsterniert auf der Symbioticon „ Finance Forward “ - Redakteur Caspar Tobias Schlenk . Lena Sonnen , Mitgründerin der Crowdfunding-Plattform Konvi und Ex-Facebook-Mitarbeiterin , hält dagegen und meint : „ Es muss nicht nur einen Gewinner geben . Wichtig ist nur die Interoperabilität , also dass User : innen von einer Welt in die andere switchen können .“
Klingt erstmal sinnvoll , aber vielleicht ist das wieder nur von Wert aus unserer derzeitigen Sichtweise . Julius Nagel , Venture-Partner bei Picus , erwidert : „ Vielleicht wollen beispielsweise Spieler : innen gar nicht ihre Laser-Schwerte von einem Spiel ins nächste transferieren . Beispielsweise weil dort mit den Fäusten gekämpft wird – oder weil Optik und Stil so individuell sind , dass Interoperabilität all das zerschießen würde .“ Trotzdem ist Nagel für offene Systeme , „ weil sich dadurch viel mehr Innovationen ermöglichen ”.

WELCHE USE CASES BLEIBEN DEN BANKEN ?

So dystopisch es auch klingt , in den aktuell verfügbaren Versionen wie beispielsweise Meta Horizon Worlds von Meta fehlen tatsächlich die Use Cases für Banken . Schlicht und einfach , weil das Metaversum heute kaum Alleinstellungsmerkmale hat , keine wirklichen Probleme löst und somit nicht attraktiv ist . Das liegt zum einen an der Technik , die einfach noch nicht so weit ist , zum anderen aber auch daran , dass noch keiner da ist . Und alleine funktioniert der soziale Austausch eben nicht .
Die Deka hat als eine der ersten Banken eine Zentrale im Proto-Metaversum Decentraland eröffnen . Auf einem Panel der Symbioticon lässt Lothar Weißenberger , Deka Managing Director Marketing und Digitale Medien durchblicken , dass er sich mehr von dieser Entscheidung erwartet hat : „ Wir befinden uns nur im Metaverse 1.0 und müssen uns dort trotzdem als Marke positionieren . Es ist ein virtueller Ideenwettbewerb und natürlich schauen wir uns international um . Allerdings fehlt es nicht nur an Kund : innen , sondern dadurch auch an Influencer : innen und Content Creatorn mit Reichweite .“
Auf dem gleichen Panel sitzt auch Rami Ajaj von Baufi24 . Der digitale Finanzierungsvermittler plant 3D-Welten der zu verkaufenden Wohnungen zu erstellen , sodass Interessierte nicht mehr anfahren müssen . Hinter der Idee stehen klare Erwartungen : „ Der Kanal der Beratung macht einen Unterschied bei der Konvertierung von Kunden im Baufinanzierungsgeschäft . Videoberatung steigert die Conversion gegenüber Telefonberatung . 3D-Beratung wird die Konversion hoffentlich noch weiter steigern .“ Größte Herausforderung hier : ob auch virtuell eine echte Verbindung mit Berater : innen entstehen kann ? Greift idealerweise sogar der digitale FOMO-Effekt ( Fear Of Missing Out ) und es werden noch schneller Kaufverträge abgeschlossen , weil die Konkurrenzsituation nicht so einfach zu überblicken ist wie bei einer klassischen Immobilienbesichtigung ? Bei allem Optimismus gesteht Ajaj aber : „ Wir sind technologisch noch nicht da , wo wir hin müssen .“
An der Technik wird gearbeitet , und es wird nach gängiger Meinung noch zehn Jahre dauern , bis eine Metaversum-Anwendung brauchbar wird . Zehn Jahre sind ein langer Zeitraum ; soweit in die Zukunft zu denken , fällt in der Regel schwer . Vor zehn Jahren hätten die wenigsten Nutzer erwartet , dass sie ihre Finanzgeschäfte mehr und mehr auf einem Mobiltelefon erledigen . Heute ist es üblich , jedenfalls in einigen Kundensegmenten . Noch einmal zehn weitere Jahre zurückgeschaut : Zu Beginn der 2000er hätten sicherlich die wenigsten Menschen erwartet , dass sie ihre Finanzgeschäfte ohne persönlichen Kontakt und ausschließlich mit digitalen Belegen erledigen . Und wenn wir jetzt einmal zehn Jahre nach vorne schauen : Vielleicht werden VR-Brillen und Haptic Suits eine übliche Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine sein und sich einreihen in die heute üblichen Interfaces wie Computer , Tablets , Smartphones und Smartwatches . Misch Strotz , CEO und Co-Founder von Neon Internet , prognostiziert sogar : „ AR-Brillen werden wir alle ständig tragen , die aber dann natürlich nichts mehr mit den Ausmaßen der aktuellen Modelle zu tun haben .” Hoffentlich reduzieren diese Modelle dann auch das Maß an Motion Sickness , denn wenn weiterhin zehn Prozent der Bevölkerung aufgrund von Übelkeit grundsätzlich aus der virtuellen Welt ausgeschlossen blieben , wäre das das Aus für Team-Treffen oder Konferenzen .
AR = Augmented-Reality-Brillen wie die Google Glasses damals

MÖGLICHKEITEN FÜR DIE BANKEN

Kann ich als Bank einfach eine Filiale in einem Metaversum aufmachen ? Nein , vermutlich nicht . Der Betreiber eines Metaversums wird als Gatekeeper agieren , um das Angebot wie bei einer Plattform des Web 2.0 zu kuratieren . Nicht Käufer : innen und Verkäufer : innen sollen ausgewogen zueinander finden , auch der Betreiber der Plattform selber wird wohl , analog zu den Provisionsgeschäftsmodellen des Web 2.0 , die Hand aufhalten . Spannend ist also die Frage , ob Banken eine Präsenz im Metaversum eröffnen , um entweder im dortigen Finanzökosystem aus Kryptowährung und NFT ( und was sonst noch kommen mag ) Finanzdienstleistungen anzubieten oder ob sie dort mit den Nutzer : innen zwar zu interagieren , tatsächlich aber Banking mit Werten aus dem realen Leben anbieten . Quasi wie im Web 1.0 .
Welche Möglichkeiten bleiben also ? Zühlke-Berater Christian Moser liefert in seinem Symbioticon-Vortrag eine ganze Reihe an Möglichkeiten : „ Naheliegend ist , Metaversen zu nutzen , um neue Kunden zu gewinnen und auch spielerisch zu interagieren . Virtuelle Events und generell Finanzbildung können ein großes Thema sein , ebenso wie immersive Beratung , begleitende Finanz-Assistenz und natürlich Embedded Finance und AR-Payment .“
AR-Payment = Z . B . Bezahlung im Laden mit einer Augmented- Reality-Brille : Die Brille erkennt einen QR Code und löst eine Zahlung aus , Identifizierung erfolgt bspw . über Iris-Scan .
Nach heutigem Stand werden Banken ein paar Regeln beachten müssen , wenn sie in die kommenden Metaversen der Tech Giants einziehen wollen . Aus dem Web 2.0 haben wir gelernt , dass Banken sehr wohl ihre Apps in die einschlägigen App-Stores bringen können , so lange sie eben den Betreibern keine Konkurrenz machen . So bleibt bei Apples iPhone die NFC-Schnittstelle für Banken praktisch tabu – und damit auch das mobile Bezahlen . Übertragen auf das Metaversum : Banken können mit ihren Kunden interagieren . Wenn eine Identifizierung möglich ist , sind auch Fiat-Geldgeschäfte möglich . Aber bei Geschäften in der Metaversum-eigenen Währung wird eine Provision fällig .

DIE WICHTIGSTE AUF- GABE DERZEIT : DRAN- BLEIBEN !

Die beste Chance beim Thema Metaversum besteht für Banken darin , sich für offene Systeme einzusetzen . Denn : Wenn geschlossene Systeme virtuelle Realität werden , werden die Betreiber eigene Finanzsysteme bilden ( siehe aktuell Krypto und NFT ), die die Banken in dieser neuen Welt irrelevant machen . Auch wenn aktuell nicht klar ist , welche Metaversen es geben wird und welche Finanzdienstleistungen überhaupt entwickelt werden können – dabei zu sein und mitzugestalten ist jetzt die Chance .
Mit welchen Mitteln können Banken bei dieser Systementscheidung mitwirken ? Zuerst setzt dieses Mitwirken natürlich ein gutes Verständnis der Situation und Detailwissen über das System-Duell zwischen offen und geschlossen voraus . Dann sollten Banken auch direkt selbst umsetzen , worüber sie sprechen , also Experimente zu neuen Produkten oder Angeboten auf offenen Systemen durchführen und nicht auf geschlossenen . Viele Entscheidungen im Metaversum werden finanzieller Natur sein . Identity-on-a-Chain und andere SSI-Ansätze ( SSI = self-soverign identity ) sind zwar im Interesse der Nutzerschaft und sind ein kritischer Enabler für eine Welt von offenen Metaversen . Diese Ansätze haben jedoch keine Geldgeber und Ressourcen wie Meta Horizons . Banken sollten deshalb eher diese Ansätze unterstützen .
Und wenn gar nichts mehr hilft , sollten Banken sich politischen Support holen und die regulatorische Keule viel früher rausholen als im Web 2.0 . Da war es nämlich schon zu spät .

SCHLUSS MIT MARKETING

Nicht zuletzt gilt : Wer mitmacht , um selbst zu lernen , hat eine andere Motivation , als wenn die Motivation aus der Marketingabteilung vorgegeben wird . Der Arbeitsauftrag könnte also lauten : ausprobieren , testen , lernen , dabei sein . Wie gelingt das am besten ? Indem man selbst Nutzer : in ist – und beispielsweise die nächsten Team-Meetings in einem Metaversum abhält und so lernt , was das eigentlich bedeutet . Dann entstehen die nächsten Ideen von selbst .
CHRISTIAN MOSER
ZÜHLKE

Naheliegend ist , Metaversen zu nutzen , um neue Kunden zu gewinnen und auch spielerisch zu interagieren . Virtuelle Events und generell Finanzbildung können ein großes Thema sein , ebenso wie immersive Beratung , begleitende Finanz-Assistenz und natürlich Embedded Finance und AR-Payment .

Ex-Facebookerin Lena Sonnen rät noch : „ Nicht auf den FOMO-Train aufspringen , sondern immer den User-Nutzen in den Fokus stellen . Ich denke , wenn aktuell niemand mehr in eine reale Bankfiliale geht , wieso sollte das dann in einem Metaversum passieren ?“ Lothar Weißenberger von der Deka nennt seine aktuelle Strategie „ kontrollierte Offensive “: „ Das bedeutet , Korrekturen und harte Learnings in Kauf zu nehmen .”
Wenn die Stimmung so bleibt , wie sie auf der Symbioticon 2022 zu spüren war , bleibt auch diese ungewisse virtuelle Zukunft positiv – denn es kann einfach alles passieren . Und das bedeutet eben auch , dass vielleicht gerade jetzt in einer Sparkassen-Filiale diese eine Idee für einen nächsten Metaversum-Trend geboren wird .
CLAS BEESE
CO-FOUNDER FINLETTER & ANISSA BRINKHOFF
FINLETTER-REDAKTEURIN
PRÄSENTIERT VON