Goldilocks Sonderausgabe DLT | Page 16

Die EU will mit Investitionen in Höhe von 177 Mrd . US-Dollar innovative Technologien in den Bereichen Blockchain , Quantencomputer , KI und 5G fördern . Die Summe macht knapp 20 Prozent des beschlossenen Förderprogramms aus , mit dem die EU der europäischen Wirtschaft nach der Coronakrise wieder auf die Sprünge helfen will .
Auch private und institutionelle Investoren interessieren sich immer stärker für DLT und digitale Assets , wünschen sich Handels- und Depotdienstleistungen . Für Banken und Sparkassen bieten sich hier große Zukunftschancen . Doch Teile der Branche zögern noch , weiter zu investieren .
Betrachten wir die Sparkassen-Finanzgruppe , aber auch andere etablierte Banken , sehen wir ein stagnierendes Wachstum in nahezu allen relevanten Kennzahlen .
Die Anzahl der Girokonten bewegt sich seit Jahren nahezu linear um die 39 Millionen . Der Gewinn der Sparkassen in Deutschland ist seit 2009 von 2,4 Milliarden Euro auf 1,48 Milliarden Euro gesunken .
Und auch die Cost-Income-Ratio – das Aufwands-Ertrags-Verhältnis und eine Kennzahl , die für die Effizienz des Unternehmens steht – blieb in den vergangenen 20 Jahren nahezu unverändert . Das ist vor allem angesichts der Digitalisierung erstaunlich . Denn mit der passenden Digitalstrategie steigt der Automatisierungsgrad einer Bank , ohne dass das Kundenerlebnis leidet .
Zugleich ist die DLT auf dem Vormarsch und setzt bestehende Finanzdienstleistungen und Geschäftsmodelle massiv unter Druck .
Extrapolieren wir das exponentielle Wachstum der Dienstleistungen im DLT-Bereich und setzen es dem linearen Wachstum bzw . den stagniernden Wachstumsraten der Finanzindustrie entgegen , so wird das Disruptionspotential deutlich .
Der Grund : Die meisten Angebote und Services befinden sich aktuell am Ende ihres Produktlebenszyklus . Verbesserungen sind nur noch inkrementell und bieten kaum mehr Diversifikationsmerkmale zum Wettbewerb .
Doch nicht nur die Produktlandschaft , sondern auch die Infrastruktur und Prozesse stehen unter Druck . Die monolithischen Kernbanksysteme der etablierten Banken und Sparkassen sind ein technisches veraltes Erbe , welches aufgrund der strengen Anforderungen an die Zuverlässigkeit und vor allem an die Verfügbarkeit der Systeme nahezu unangetastest bleibt . Optimierungen finden , wenn überhaupt , an der Middleware statt .
Dennoch liegt der Fokus auf der Optimierung des bestehenden Geschäftsmodells . Das führt dazu , dass innovative Vorhaben nicht mit dem notwendigen Fokus und den nötigen Ressourcen vorangetrieben werden .
Eine Lösung für diese Problematik wurde bereits 1999 mit dem " 3 Horizon Model " im Buch " The Alchemy of Growth " vorgestellt . Es adressiert die Frage , wie es Unternehmen gelingt , die Optimierung des heutigen Kerngeschäftes und die Exploration neuer Ideen in eine ausgewogene Balance zu bekommen .
In dem Framework werden Ideen und Maßnahmen für die strategische Entwicklung eines Unternehmens einem von drei Horizonten zugeteilt .
Horizont 1
Im ersten Horizont geht es darum , aktuelle Kundenbedürfnisse zu befriedigen und Geschäftsprozesse zu automatisieren , um die vorhandenen Geschäftsmodelle ständig zu optimieren und besser zu werden . Die Zeitachse für Tätigkeiten in dieser Phase ist zwischen einem und drei Jahren lang .
Horizont 2
Im zweiten Horizont werden Produkte oder Geschäftsbereiche entwickelt , die das bestehende Geschäftsmodell deutlich erweitern oder gar ersetzen . Die Zeitachse , bis Maßnahmen ihre Wirkung entfalten , beträgt hier ungefähr zwei bis fünf Jahre .
Initiativen in diesem Horizont sind meist investitionsaufwändig . Typischerweise werden in traditionellen Unternehmen diese Projekte eher ignoriert oder gemieden , da hier zum einen das Verständnis fehlt , dass die Marktführerschaft wackeln könnte . Zum anderen können diese Projekte nicht so gut wie Horizont-3-Projekte marketingseitig ausgeschlachtet werden .
Horizont 3
Im dritten Horizont wird versucht , mit wenig Aufwand und geringen Kosten viele Optionen für die Zukunft zu sichern . Hier gilt das Trial-and-Error- Prinzip . Initiativen entfalten erst in fünf bis zehn Jahren ihre Wirkung .
Wie sehen in diesem Sinne Initiativen und Maßnahmen der SFG im Bereich der DLT aus ? Und welchen Horizonten lassen sie sich zuordnen ?
Initiativen im Horizont 3
Zum Glück gibt es unterdessen einige Initiativen , die mit einem geringen Ressourceneinsatz innovative Ansätze validieren und Erfahrungen sammeln . In vielen Fällen treten die Sparkassen nur als Tippgeber auf und bieten ihren Kunden Link-outs zu Start-ups aus der Kryptowelt .
Als Beispiel sei die Affiliate-Kooperation der Düsseldorfer Sparkasse mit dem Fintech Timeless zu nennen – ein Marktplatz für tokenisierte Collectibles .
Die Wertschöpfung solcher Initiativen liegt zwar vorrangig bei dem gewählten Partner . Dennoch bieten sie Sparkassen die Möglichkeit , Kundenbedürfnisse besser zu verstehen und zu quantifizieren .
Initiativen im Horizont 2
Aber auch im Horizont 2 gibt es eine vielversprechende Initiative der Deka .
SWIAT ist eine blockchain-basierte Plattform zur Abwicklung von Wertpapieren in Echtzeit . Doch mehr als das . Erstmals sind alle Arten von Asset-Transfers möglich . Ob traditionelle Wertpapiere , tokenisierte Assets oder Krypto-Wertpapiere – die modular aufgebaute Plattform kann alles den regulatorischen Vorgaben entsprechend verarbeiten .
SWIAT stößt die Tür in die neue Finanzwelt auf . Auf der Plattform können Finanzinstitute innovative Geschäftsmodelle entwickeln und die Infrastruktur für ein neues digitales Finanzökosystem entscheidend mitprägen .
Vor welchem Hintergrund wurde die SWIAT gegründet und welches Ziel verfolgt sie ?
SWIAT wurde mit dem Ziel gegründet , eine gemeinsame Blockchain-Basis zu schaffen , auf der regulierte Finanzmarktinstitute miteinander interagieren können . Dadurch entstand die Innovationsplattform SWIAT . Die SWIAT-Plattform ermöglicht den Plattformnutzern , eigene Anwendungen oder Plattformen zu etablieren wie beispielsweise Tokenisierungslösungen oder Dienstleistungen zu Krypto-Wertpapieren einzukaufen .
Das erste Ziel von SWIAT war es , traditionelle Wertpapiere auf der Blockchain verfügbar zu machen . In den Folgeschritten haben wir dann digitale Namensschuldverschreibungen und Krypto-Wertpapiere entwickelt . Bei der Entwicklung dieser weiteren Anwendungsmöglichkeiten wurde offensichtlich , dass andere DLT-Lösungen im Markt immer auf einem eigenen Standard und einem eigenen Netzwerk basierten . Das führt zu weiterer Fragmentierung und es mindert die Chancen für Interoperabilität der Anwendungen .
SWIAT bietet also eine gemeinsame Innovationsplattform als Grundlage , die ihren Nutzern die Opportunität bietet , traditionelle Wertpapiere und digitale Wertpapiere auf einer Umgebung zu handeln , verschiedene Anwendungsfälle miteinander zu kombinieren oder sogar eigene zu entwickeln .
Welche Anwendungsfälle dürfen wir in naher Zukunft von SWIAT erwarten ?
Anwendungsfälle , die in naher Zukunft in skalierbarer Form ermöglicht werden , sind bspw . die Tokenisierung von Assets , Digitale Namensschuldverschreibung , Krypto-Wertpapierregisterführung und Leihe- und Sicherheitenhandel . Zum Beispiel im Leihe- und Sicherheitenhandel konnten wir bereits zeigen , dass dezentrale Plattformen gleichzeitig Kostenersparnis , Risikoreduzierung und zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten für die Nutzer bedeutet . In ferner Zukunft ist natürlich vieles möglich , da die Plattform gegenüber den Assets agnostisch ist .
SWIAT ist aktuell auf der Suche nach Partnern auch außerhalb der SFG . Mit der D7 der Deutschen Börse gibt es einen weiteren prominenten Mittbewerber .
Welche Bedeutung hat das Thema Standardisierung für eine dezentrale Finanz-Infrastruktur ?
Standardisierung ist essenziell , um Skalierung zu ermöglichen . SWIAT setzt sich eben für eine Standardisierung im Markt ein – und das DLT-Ökosystem ist aktuell sehr fragmentiert . Unser kollaborativer Ansatz fokussiert sich darauf , anderen die Möglichkeit zu geben , den SWIAT- Standard und die Innovationsplattform aktiv zu nutzen und sich zu eigen zu machen . Wir sind der Überzeugung , dass wenn mehrere Akteure Interesse an einem Standard haben , sie diesen auch unterstützten und verbreiten werden . SWIAT-Nutzer , die ihre Institution auf SWIAT positionieren , haben dadurch ein natürliches Interesse Standards zu prägen .
Tokenisierungsplattformen bilden letztlich Geschäftsprozesse von Banken ab . Sind sie damit die Kernbanksysteme der Zukunft ?
Auch in Zukunft wird es in Banken den Bedarf an zentralen Kernbankensystemen geben . Es gibt aber Geschäftsprozesse , die deutlich effizienter und mit zusätzlichem Nutzen auf dezentralen Plattformen wie SWIAT abgebildet werden können . Banken müssen darauf achten , technologisch anschlussfähig zu bleiben , um im Wettbewerb bestehen zu können . Wer den technologischen Anschluss nicht bewerkstelligt , wird an bestimmten Märkten nicht mehr teilnehmen können . Banken möchten an dieser Stelle jetzt natürlich vermeiden , dass unzählig viele Netzwerke für jedes einzelne Asset und Geschäftsopportunität integriert werden müssen . Diese Herausforderung löst SWI- ATs Innovationsplattform mit der Offenheit gegenüber Drittanwendungen auf der Plattform . Die gleiche Infrastruktur kann wiederverwendet werden , um verschiedene Assets und Wertpapiere zu handeln und in unterschiedlichen Anwendungen zu nutzen .
Noch kann es also gelingen , die Wettbewerbsfähigkeiten in einer dezentralen Finanzwelt zu verteidigen . Die SWIAT-Plattform hat sogar das Zeug , zu einem internationalen Branchenstandard zu werden . Trotzdem werden in den kommenden Jahren auch in der Breite hohe Investmentsummen und Engagement benötigt , um die Sparkassen fit für das Web3 zu machen . In Ermangelung eigener Lösungen setzen zahlreiche Sparkassen und Verbundpartner auf Kooperationsmodelle . Eine technische Infrastruktur zur Tokenisierung , Verwahrung und zum Handel digitaler Assets ist dabei gemeinsames Erfordernis aller beschriebenen Usecases . Mittelfristig führen die unabgestimmten Initiativen somit zu einer Fragmentarisierung der Infrastruktur bei geringer Wertschöpfungstiefe .
JULI 2022
SONDERAUSGABE

DREI HORI- ZONTE DES

WACHSTUMS

ERFOLGREICH IM ZEITALTER DER DLT

Die EU will mit Investitionen in Höhe von 177 Mrd . US-Dollar innovative Technologien in den Bereichen Blockchain , Quantencomputer , KI und 5G fördern . Die Summe macht knapp 20 Prozent des beschlossenen Förderprogramms aus , mit dem die EU der europäischen Wirtschaft nach der Coronakrise wieder auf die Sprünge helfen will .
Auch private und institutionelle Investoren interessieren sich immer stärker für DLT und digitale Assets , wünschen sich Handels- und Depotdienstleistungen . Für Banken und Sparkassen bieten sich hier große Zukunftschancen . Doch Teile der Branche zögern noch , weiter zu investieren .

STAGNIERENDE WACHSTUMSRATEN

UND DISRUPTIVE TECH- NOLOGIEN

Betrachten wir die Sparkassen-Finanzgruppe , aber auch andere etablierte Banken , sehen wir ein stagnierendes Wachstum in nahezu allen relevanten Kennzahlen .
Die Anzahl der Girokonten bewegt sich seit Jahren nahezu linear um die 39 Millionen . Der Gewinn der Sparkassen in Deutschland ist seit 2009 von 2,4 Milliarden Euro auf 1,48 Milliarden Euro gesunken .
Und auch die Cost-Income-Ratio – das Aufwands-Ertrags-Verhältnis und eine Kennzahl , die für die Effizienz des Unternehmens steht – blieb in den vergangenen 20 Jahren nahezu unverändert . Das ist vor allem angesichts der Digitalisierung erstaunlich . Denn mit der passenden Digitalstrategie steigt der Automatisierungsgrad einer Bank , ohne dass das Kundenerlebnis leidet .
Zugleich ist die DLT auf dem Vormarsch und setzt bestehende Finanzdienstleistungen und Geschäftsmodelle massiv unter Druck .
Extrapolieren wir das exponentielle Wachstum der Dienstleistungen im DLT-Bereich und setzen es dem linearen Wachstum bzw . den stagniernden Wachstumsraten der Finanzindustrie entgegen , so wird das Disruptionspotential deutlich .

DREI HORIZONTE DES WACHSTUMS

Der Grund : Die meisten Angebote und Services befinden sich aktuell am Ende ihres Produktlebenszyklus . Verbesserungen sind nur noch inkrementell und bieten kaum mehr Diversifikationsmerkmale zum Wettbewerb .
Doch nicht nur die Produktlandschaft , sondern auch die Infrastruktur und Prozesse stehen unter Druck . Die monolithischen Kernbanksysteme der etablierten Banken und Sparkassen sind ein technisches veraltes Erbe , welches aufgrund der strengen Anforderungen an die Zuverlässigkeit und vor allem an die Verfügbarkeit der Systeme nahezu unangetastest bleibt . Optimierungen finden , wenn überhaupt , an der Middleware statt .

Das macht die Entwicklung neuer Services und Produkte kosten- und zeitintensiv .

Dennoch liegt der Fokus auf der Optimierung des bestehenden Geschäftsmodells . Das führt dazu , dass innovative Vorhaben nicht mit dem notwendigen Fokus und den nötigen Ressourcen vorangetrieben werden .
Eine Lösung für diese Problematik wurde bereits 1999 mit dem " 3 Horizon Model " im Buch " The Alchemy of Growth " vorgestellt . Es adressiert die Frage , wie es Unternehmen gelingt , die Optimierung des heutigen Kerngeschäftes und die Exploration neuer Ideen in eine ausgewogene Balance zu bekommen .
In dem Framework werden Ideen und Maßnahmen für die strategische Entwicklung eines Unternehmens einem von drei Horizonten zugeteilt .
Horizont 1
Im ersten Horizont geht es darum , aktuelle Kundenbedürfnisse zu befriedigen und Geschäftsprozesse zu automatisieren , um die vorhandenen Geschäftsmodelle ständig zu optimieren und besser zu werden . Die Zeitachse für Tätigkeiten in dieser Phase ist zwischen einem und drei Jahren lang .
Horizont 2
Im zweiten Horizont werden Produkte oder Geschäftsbereiche entwickelt , die das bestehende Geschäftsmodell deutlich erweitern oder gar ersetzen . Die Zeitachse , bis Maßnahmen ihre Wirkung entfalten , beträgt hier ungefähr zwei bis fünf Jahre .
Initiativen in diesem Horizont sind meist investitionsaufwändig . Typischerweise werden in traditionellen Unternehmen diese Projekte eher ignoriert oder gemieden , da hier zum einen das Verständnis fehlt , dass die Marktführerschaft wackeln könnte . Zum anderen können diese Projekte nicht so gut wie Horizont-3-Projekte marketingseitig ausgeschlachtet werden .
Horizont 3
Im dritten Horizont wird versucht , mit wenig Aufwand und geringen Kosten viele Optionen für die Zukunft zu sichern . Hier gilt das Trial-and-Error- Prinzip . Initiativen entfalten erst in fünf bis zehn Jahren ihre Wirkung .

Three Horizons of Growth

Profit
Horizon 1 Defend and extend current businesses
Horizon 2 Drive growth in emerging new businesses
Horizon 3 Seed options for future growth businesses
Zeit
Quelle : McKinsey & Company Growth initiative

INITIATIVEN IN DER SPARKASSEN-FINANZ-

GRUPPE ( SFG )

Wie sehen in diesem Sinne Initiativen und Maßnahmen der SFG im Bereich der DLT aus ? Und welchen Horizonten lassen sie sich zuordnen ?
Initiativen im Horizont 3
Zum Glück gibt es unterdessen einige Initiativen , die mit einem geringen Ressourceneinsatz innovative Ansätze validieren und Erfahrungen sammeln . In vielen Fällen treten die Sparkassen nur als Tippgeber auf und bieten ihren Kunden Link-outs zu Start-ups aus der Kryptowelt .
Als Beispiel sei die Affiliate-Kooperation der Düsseldorfer Sparkasse mit dem Fintech Timeless zu nennen – ein Marktplatz für tokenisierte Collectibles .
Die Wertschöpfung solcher Initiativen liegt zwar vorrangig bei dem gewählten Partner . Dennoch bieten sie Sparkassen die Möglichkeit , Kundenbedürfnisse besser zu verstehen und zu quantifizieren .
Initiativen im Horizont 2
Aber auch im Horizont 2 gibt es eine vielversprechende Initiative der Deka .
SWIAT ist eine blockchain-basierte Plattform zur Abwicklung von Wertpapieren in Echtzeit . Doch mehr als das . Erstmals sind alle Arten von Asset-Transfers möglich . Ob traditionelle Wertpapiere , tokenisierte Assets oder Krypto-Wertpapiere – die modular aufgebaute Plattform kann alles den regulatorischen Vorgaben entsprechend verarbeiten .
SWIAT stößt die Tür in die neue Finanzwelt auf . Auf der Plattform können Finanzinstitute innovative Geschäftsmodelle entwickeln und die Infrastruktur für ein neues digitales Finanzökosystem entscheidend mitprägen .

INTERVIEW MIT HENNING VOLLBEHR ,

GESCHÄFTSFÜHRER DER SWIAT

Vor welchem Hintergrund wurde die SWIAT gegründet und welches Ziel verfolgt sie ?
HENNING VOLLBEHR
SWIAT wurde mit dem Ziel gegründet , eine gemeinsame Blockchain-Basis zu schaffen , auf der regulierte Finanzmarktinstitute miteinander interagieren können . Dadurch entstand die Innovationsplattform SWIAT . Die SWIAT-Plattform ermöglicht den Plattformnutzern , eigene Anwendungen oder Plattformen zu etablieren wie beispielsweise Tokenisierungslösungen oder Dienstleistungen zu Krypto-Wertpapieren einzukaufen .
Das erste Ziel von SWIAT war es , traditionelle Wertpapiere auf der Blockchain verfügbar zu machen . In den Folgeschritten haben wir dann digitale Namensschuldverschreibungen und Krypto-Wertpapiere entwickelt . Bei der Entwicklung dieser weiteren Anwendungsmöglichkeiten wurde offensichtlich , dass andere DLT-Lösungen im Markt immer auf einem eigenen Standard und einem eigenen Netzwerk basierten . Das führt zu weiterer Fragmentierung und es mindert die Chancen für Interoperabilität der Anwendungen .
SWIAT bietet also eine gemeinsame Innovationsplattform als Grundlage , die ihren Nutzern die Opportunität bietet , traditionelle Wertpapiere und digitale Wertpapiere auf einer Umgebung zu handeln , verschiedene Anwendungsfälle miteinander zu kombinieren oder sogar eigene zu entwickeln .
Welche Anwendungsfälle dürfen wir in naher Zukunft von SWIAT erwarten ?
HENNING VOLLBEHR
Anwendungsfälle , die in naher Zukunft in skalierbarer Form ermöglicht werden , sind bspw . die Tokenisierung von Assets , Digitale Namensschuldverschreibung , Krypto-Wertpapierregisterführung und Leihe- und Sicherheitenhandel . Zum Beispiel im Leihe- und Sicherheitenhandel konnten wir bereits zeigen , dass dezentrale Plattformen gleichzeitig Kostenersparnis , Risikoreduzierung und zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten für die Nutzer bedeutet . In ferner Zukunft ist natürlich vieles möglich , da die Plattform gegenüber den Assets agnostisch ist .
SWIAT ist aktuell auf der Suche nach Partnern auch außerhalb der SFG . Mit der D7 der Deutschen Börse gibt es einen weiteren prominenten Mittbewerber .
Welche Bedeutung hat das Thema Standardisierung für eine dezentrale Finanz-Infrastruktur ?
HENNING VOLLBEHR
Standardisierung ist essenziell , um Skalierung zu ermöglichen . SWIAT setzt sich eben für eine Standardisierung im Markt ein – und das DLT-Ökosystem ist aktuell sehr fragmentiert . Unser kollaborativer Ansatz fokussiert sich darauf , anderen die Möglichkeit zu geben , den SWIAT- Standard und die Innovationsplattform aktiv zu nutzen und sich zu eigen zu machen . Wir sind der Überzeugung , dass wenn mehrere Akteure Interesse an einem Standard haben , sie diesen auch unterstützten und verbreiten werden . SWIAT-Nutzer , die ihre Institution auf SWIAT positionieren , haben dadurch ein natürliches Interesse Standards zu prägen .
Tokenisierungsplattformen bilden letztlich Geschäftsprozesse von Banken ab . Sind sie damit die Kernbanksysteme der Zukunft ?
HENNING VOLLBEHR
Auch in Zukunft wird es in Banken den Bedarf an zentralen Kernbankensystemen geben . Es gibt aber Geschäftsprozesse , die deutlich effizienter und mit zusätzlichem Nutzen auf dezentralen Plattformen wie SWIAT abgebildet werden können . Banken müssen darauf achten , technologisch anschlussfähig zu bleiben , um im Wettbewerb bestehen zu können . Wer den technologischen Anschluss nicht bewerkstelligt , wird an bestimmten Märkten nicht mehr teilnehmen können . Banken möchten an dieser Stelle jetzt natürlich vermeiden , dass unzählig viele Netzwerke für jedes einzelne Asset und Geschäftsopportunität integriert werden müssen . Diese Herausforderung löst SWI- ATs Innovationsplattform mit der Offenheit gegenüber Drittanwendungen auf der Plattform . Die gleiche Infrastruktur kann wiederverwendet werden , um verschiedene Assets und Wertpapiere zu handeln und in unterschiedlichen Anwendungen zu nutzen .

AUSBLICK

Noch kann es also gelingen , die Wettbewerbsfähigkeiten in einer dezentralen Finanzwelt zu verteidigen . Die SWIAT-Plattform hat sogar das Zeug , zu einem internationalen Branchenstandard zu werden . Trotzdem werden in den kommenden Jahren auch in der Breite hohe Investmentsummen und Engagement benötigt , um die Sparkassen fit für das Web3 zu machen . In Ermangelung eigener Lösungen setzen zahlreiche Sparkassen und Verbundpartner auf Kooperationsmodelle . Eine technische Infrastruktur zur Tokenisierung , Verwahrung und zum Handel digitaler Assets ist dabei gemeinsames Erfordernis aller beschriebenen Usecases . Mittelfristig führen die unabgestimmten Initiativen somit zu einer Fragmentarisierung der Infrastruktur bei geringer Wertschöpfungstiefe .
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