Goldilocks Ausgabe 05 | Page 25

Short Tracks


5 Fragen, 5 Antworten



Zum Auftakt unserer neuen Serie "Short Tracks" befragten wir Dr. Benjamin Kreck, CTO Intelligent Cloud bei Microsoft Deutschland, zum Thema Open Innovation.



01


Warum bezeichnet Ihr Tech-Industrie-Partnerschaften als „Motor der Digitalisierung“?

- Die Digitalisierung treibt aktuell jede Industrie wie kein zweiter Einflussfaktor. Entsprechend rückt, neben der industrie-spezifischen Expertise eines jeden Unternehmens, das technologische Know-how immer stärker in den Fokus. Frei nach dem Motto: „Every company becomes a software company“. Eine Reihe Beispiele untermauern diese These: So entwickeln sich Autos zu "Software auf Rädern" und Banken zu Plattform-Anbietern mit hyperpersonalisierten Digitalprodukten, die weit über das aktuell bekannte Portfolio hinaus reichen. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass Neu-Innovationen schneller als je zuvor eintreten. Technologische Innovationen von vor zwei Jahren gehören heute schnell zu Legacy Systemen. Um den Wettbewerbsvorteil aus industrie-spezifischer Erfahrung und digitalen Potentialen zu sichern, zahlt es sich daher aus, Partnerschaften zwischen Industrieunternehmen und Tech-Unternehmen einzugehen. So konzentriert sich jeder auf seine Stärken – bei maximaler Effizienz.

02


Wie muss sich ein Unternehmen organisatorisch aufstellen, um kooperativ und cross-industry Innovationen zu schaffen?

- Neben der organisationsstrukturellen Aufstellung halte ich die Unternehmenskultur für den Garanten, um cross-industry sinnvolle Partnerschaften einzugehen. Die Intensität einer Kooperation steht und fällt mit der Adoptionsfähigkeit der vorhandenen Möglichkeiten, insbesondere in kultureller Hinsicht. Dabei könnte man folgende Formel ansetzen: Intensität = Adoption hoch Möglichkeiten.

Das heißt: Wenn die Basis des Exponenten null ist, hat keiner etwas gewonnen.

03


Was sind die neuesten Innovationstrends in Eurem Bereich?

- Mixed Reality, Artificial Intelligence und Quantum Computing. Im Bereich Mixed Reality sehen wir eine signifikante Nachfrage zu Use Cases, die die physische und virtuelle Welt ineinander überführen. Beispiele hierzu sind Remote Assistance – insbesondere in Bezug auf virtueller Bereitstellung – und die Skalierung von Expertenwissen. Darüber hinaus sehen wir großes Anwendungspotential im medizinischen Bereich. Bei Artificial Intelligence (AI) sehen wir ein riesiges Interesse an möglichen Anwendungen. Jedoch dürfen wir hier nicht den Fokus verlieren und müssen den Mehrwert von AI in den einzelnen Use Cases gründlich herausarbeiten. Denn nur weil AI aktuell einen großen Hype erfährt, garantiert das keinen Mehrwert per Definition. Hier wird häufig noch mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Und auch wenn Quantum Computing ein riesen Thema ist und ich mir sicher bin, dass wir im Falle einer Finalisierung der Technologie einen wahnsinnigen Effekt in unterschiedlichen Anwendungen sehen werden, empfehle ich aktuell, den Fokus auf die ersten beiden Themen zu legen. Hier lassen sich mächtige Potentiale generieren, schon heute – im Hier und Jetzt.

04


Wie seht Ihr das Thema "Entwicklung von offenen Schnittstellen" generell – werden Unternehmen verstärkt Daten sharen?

- Gerade im Banking wird an offenen Ökosystemen kein Weg vorbeiführen. Am Ende generieren wir alle, als Kunden unterschiedlicher Banken und Versicherungsservices, Informationen über unterschiedliche Kanäle. Diese wiederum werden meist von mehr als drei Anbietern verantwortet. Als Kunde jedoch interessiert uns am Ende der beste Service. Den kann ich aber nur anbieten, wenn ich mir den Blick auf meinen Kunden über den eigenen Tellerrand hinaus verschaffe. Das geht nur über einen hohen Standard an offenen Schnittstellen.

05


Welche Empfehlungen zum Thema "Open Innovation bei Microsoft" könnt Ihr unseren Lesern für eine Vertiefung mitgeben?

- Diese beiden Beiträge beschreiben sehr gut, welchen Weg Microsoft zu dem Thema geht und in Zukunft gehen wird:

Microsoft bringt 60.000 Patente in Open-Source-Konsortium ein (t3n)

What's really behind Microsoft's love of open source (TechRepublic)