GASTRO Branchenbuch 2017 BB_2017 | Page 40

GETRÄNKE (Bild: ÖWM/Himml) Das geerntete Traubenmaterial gab durchaus Anlass zur Freude: gute Ausreifung, eine schöne reife Säure sowie niedrige pH-Werte erlaubten eine saubere Vinifizierung, gerade auch bei den mikrobiologisch diffizileren Maischegärungen der Rotweine. Das Resultat der heurigen Bemühungen sind sehr fruchtige und sortentypische Weine mit gu- tem, aber nicht zu üppigem Körper. Dies gilt sowohl für die roten Leitsorten Zweigelt und Blaufränkisch als auch für die Weißweine. Die schöne und ausgewogene Säure unterstützt die Fruchtigkeit, während der mittlere Alkoholgehalt für angenehmen Trinkspaß sorgt. Steiermark Die drei Frostnächte im April und ein Hagelun- wetter Mitte August führten zu massiven Ern- teausfällen, sodass sich die Erntemenge nur auf knapp 20 Prozent eines durchschnittlichen Jahres belief. Zusätzlich stellten die sommerlichen Nie- derschläge auch in der Steiermark eine Heraus- forderung für den Pflanzenschutz dar, besonders für biologisch arbeitende Betriebe. Der Nachtrieb der Reben nach dem Frost be- deutete einen anfänglichen Vegetationsrückstand von eineinhalb Monaten. Dieser konnte aber im Laufe der Reifeperiode aufgeholt werden, sodass sich der Lesezeitpunkt 2016 nicht wesentlich vom Vorjahr unterschied und gute Traubenqua- litäten eingebracht werden konnten. In den Kellern reifen sehr animierende, trink- freudige Weine mit schönem Körper, nicht zu hohen Alkoholwerten und guter Fruchtigkeit. Die Aromatik wird zusätzlich von einem feinen Säurerückgrat unterstützt, egal ob Welsch riesling, Muskateller oder Sauvignon blanc. Beim Schilcher ist man aufgrund der geringen Menge gut beraten, sich rechtzeitig mit seinem persönlichen Vorrat einzudecken. Wien in den Weinbaugebieten Wachau, Thermenregion und Carnuntum eine um 13 bis 23 Prozent ge- ringere Ernte aufgrund des Spätfrosts im April zu verzeichnen ist. Eine spezielle weinbauliche Herausforderung stellten die lang andauernden sommerlichen Regenperioden dar, die eine Aus- breitung von Peronospora auch bei intensiven Gegenmaßnahmen teilweise unvermeidbar mach- ten. Rund zwei Wochen später als im Jahr 2015 be- gann 2016 die Lese, die weitgehend ohne Wet- terbeeinträchtigungen und Zeitdruck durchgeführt werden konnte. Die Erntedefizite in anderen Bundesländern sorgten für eine große Trauben- nachfrage und entsprechend ansteigende Trau- benpreise. In Summe wird der Jahrgang 2016 den Winzern – abgesehen vom Frost – mit einer sehr guten Qualität und einer weitgehend problemlosen Lese- und Kellerarbeit in guter Erinnerung bleiben: ein gut ausgereifter und aromatischer Jahrgang, dem die kühlen Nächte auch eine schöne Fruchtigkeit bescherten. Frische Wel- schrieslinge und pfeffrige Veltliner werden das Herz und die Gaumen der Weinliebhaber er- freuen! Burgenland Frostschäden, vor allem im Seewinkel, und das Hagelunwetter Ende Juni im Golser Raum und im Mittelburgenland führten zu Ernteausfällen von 50 Prozent zur üblichen Erntemenge. Im Gegensatz zu Niederösterreich setzte der Le- sebeginn sogar etwas früher als 2015 ein, und nicht nur in den beeinträchtigten Gebieten wurde die Ernte schon relativ zeitig abgeschlossen. GASTRO Branchenbuch 41 Das Weinbaugebiet Wien blieb von den Wet- terkatastrophen weitgehend verschont. Dank eines entsprechenden Arbeitseinsatzes konnte die Winzerschaft alle Wetterlagen in der Bun- deshauptstadt gut meistern. Das prächtige Sep- temberwetter sorgte darüber hinaus für gute Traubenreife und eine fast durchgängig zufrie- denstellende Traubengesundheit. Ähnlich wie in den anderen Weinbaugebieten, verlief auch in Wien die Kellerarbeit weitgehend reibungs- los. Der Erfolg dieser Anstrengungen zeigte sich bereits bei der ersten Jungweinpräsentation Ende Oktober. Der „Junge Wiener“ präsentierte sich sehr fruchtig mit gutem Trinkfluss und gab einen Vorgeschmack auf einen reifen Jahrgang mit moderater Säure und Kraft. www.oesterreichwein.at