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Beitrag zum Thema » Nachhaltige Wechselwirkung mit der Atmosphäre « Allgemeines Informationspapier
Dr. Thomas Bruhn IASS, Institute for Advanced Sustainability Studies
Die große Herausforderung für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft unserer Zivilisation hat zwei Kernaspekte: Erstens, unsere Lebensweise so weiterzuentwickeln, dass wir dabei die Rahmenbedingungen des Erdsystems dauerhaft einhalten. Zweitens, dass der globale Fußabdruck der Menschheit die von der Erde zur Verfügung gestellten Ressourcen nicht übersteigt.
Diese Herausforderung umfasst eine Vielzahl natürlicher Ressourcen und auch eine Vielzahl an Leitplanken im Erdsystem, von Biodiversität über Nährstoffkreisläufe in Böden bis hin zum Zustand der Atmosphäre und des Erdklimas. Eines der zentralen Themen ist in diesem Zusammenhang der Umgang mit den fossilen Energieträgern Kohle, Öl und Gas und die Auswirkungen ihrer Nutzung auf das Erdklima.
Dies liegt daran, dass bei der Gewinnung von Energie aus fossilen Energieträgern Kohlenstoffverbindungen verbrannt werden und der darin enthaltene Kohlenstoff vor allem in Form von Ruß( sogenanntem Black Carbon) und CO 2 in die Atmosphäre freigesetzt wird. Dort tragen beide Formen des Kohlenstoffs zur Erwärmung des Erdklimas bei. Die Atmosphäre wird auf diese Weise zu einer Art Deponieraum für Kohlenstoff und die Konzentrationen von CO 2 und Ruß steigen seit längerer Zeit kontinuierlich an, da wir mehr Kohlenstoff in die Atmosphäre freisetzen als das Erdsystem in gleicher Zeit abbauen( sequestrieren) kann.
Bis vor relativ kurzer Zeit ging man davon aus, dass das Ende der Verfügbarkeit fossiler Brennstoffe der Treiber für die Entwicklung neuer Energiequellen werden würde. Heute wissen wir, dass dies nur teilweise richtig ist. Unter dem Aspekt der Klimaverträglichkeit geht die tatsächliche Knappheit in dieser Frage nicht von der Erschöpfung der fossilen Energieträger aus, sondern von der Aufnahmekapazität der Atmosphäre.
Die internationale Staatengemeinschaft hat sich zum Ziel gesetzt, die Erwärmung des Erdklimas auf maximal 2 ° C gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Um diese Leitplanke einzuhalten, dürfen nach Berechnung des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Global Umweltveränderung( WBGU) von 2009 bis zum Jahr 2050 nicht mehr als insgesamt 600-750 Gigatonnen( Gt) CO 2 freigesetzt werden. Im Boden unserer Erde lagern jedoch weit mehr fossile Energieträger als es diesen 600-750 Gt CO 2 entsprechen würde. Sollten alle derzeit nachgewiesenen Vorkommen an fossilen Energieträgern für Energiegewinnung genutzt werden, würde dies die Freisetzung von 2860 Gt
CO 2 bedeuten, also etwa dem Drei- bis Fünffachem dessen, was in die Atmosphäre freigesetzt werden darf, wenn die Erwärmung auf maximal 2 ° C begrenzt werden soll.
Man erkennt aus dieser Gegenüberstellung, dass mit Blick auf die Klimaentwicklung sich das Problem nicht » von selbst löst «, indem irgendwann die Vorkommen an fossilen Energieträgern erschöpft sind. Die Herausforderung für eine nachhaltige Energiepolitik liegt also vor allem darin, zu verhindern, dass der Kohlenstoff dieser fossilen Brennstoffe in die Atmosphäre gelangt, obwohl noch auf längere Sicht ausreichend fossile Energie-
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