G20 Foundation Research Green Growth Forum Communique | Page 65

bewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft sowie Nachhaltigkeit. Eine sinkende Ab- hängigkeit von Importen aus Energieexportländern – von denen einige undemokratisch sind und wenig Respekt vor Menschenrechten haben – würde außerdem die politische Position der EU-Mitgliedstaaten stärken. Der Ausstieg aus der Atomenergie in mehreren europäischen Ländern eröffnet neue Möglichkeiten, große Mengen an Atomenergie durch saubere Erneuerbare zu ersetzen. Damit dies geschieht, brauchen Investoren eine sichere Perspektive für ihre Renditen. Investitionssicherheit und die Förderung von Investitionen in erneuerbare Energien und Stromnetze werden ausschlaggebend für den Erfolg des Umbaus sein. Investitionen in unflexible Kraftwerke wie Atom- oder Kohlekraftwerke verhindern die Entwicklung er- neuerbarer Energien und führen zum »Lock-in« von konventionellen Brennstoffen für die kommenden Jahrzehnte. Das zukünftige System unterscheidet sich in seinen Charakteristika fundamental vom alten Grundlastsystem der fossilen Brennstoffe. Die richtige Balance zwischen Erzeu- gungskapazitäten nicht variabler und variabler erneuerbarer Energien (Solar- und Win- denergie sowie zukünftig wahrscheinlich Wellen- oder Gezeitenenergie) als auch flexible Energiequellen und Technologien, welche die variable Energie tarieren, müssen gefun- den werden. Dies setzt Investitionen in Übertragungs- und Verteilernetze voraus, welche in der Lage sein müssen, einen hohen Anteil dezentral erzeugter Energie sowie deren dezentrale Speicherung flexibel und bedarfsgerecht zu integrieren. Aus diesem Grund sind nicht einfach nur Maßnahmen für die bessere Einbindung erneuerbarer Energien in das existierende Energiesystem notwendig; stattdessen braucht es einen systemati- schen Wechsel hin zu einem intelligenten Energiesystem, das in der Lage ist, die benö- tigte Flexibilität für variable erneuerbare Energien zu liefern. Die Förderung erneuerbarer Energien und die Entwicklung eines gesamteuropäischen Stromnetzes sind zwei Kernthemen der aktuellen europäischen Klima- und Energiepo- litik und sind daher Gegenstand dynamischer Debatten und politischer Entwicklungen. Im Dezember 2011 verabschiedete die Europäische Kommission die Mitteilung »Energie- fahrplan 2050«. Zwei Monate zuvor veröffentlichte sie mit den »Leitlinien für die trans- europäische Energieinfrastruktur« einen Vorschlag zur Fertigstellung der strategischen Energienetze und Speichermöglichkeiten bis 2020. Diese beiden Veröffentlichungen knüpfen teilweise an die ebenfalls 2011 verabschiedete Mitteilung der Europäischen Kommission »Fahrplan für den Übergang zu einer wettbewerbsfähigen CO 2 -armen Wirt- schaft bis 2050« an, welche die Klimaziele der EU hervorhebt. Diese Dokumente sowie die Kommissions-Mitteilung »Erneuerbare Energien: ein wichtiger Faktor auf dem euro- päischen Energiemarkt« vom Juni 2012 wirken auf das Ziel hin, die europäischen Treib- hausgasemissionen um 80 bis 95 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Das umfas- sende Bild der Fahrpläne zur Dekarbonisierung der Wirtschaft und des Energiesystems wird durch die detaillierteren Entwürfe zur Netzplanung ergänzt. Durch die deutsche Energiewende wurde das Thema »Netzausbau«, mit dem sich zu- vor nur Experten in diesem Bereich beschäftigten, auf die Titelseiten gebracht. Die euro- päische Netzplanung wird nun breit diskutiert, wobei insbesondere der 10-Jahres-Netz- entwicklungsplan vom Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E, European Network of Transmission System Operators for Electricity) Beachtung findet. Zugleich sind jedoch die Akteure und Prozesse der Netzplanung für unseren Kontinent außerhalb der Expertenkreise nur wenig bekannt und den Prozessen der Netzplanung Green Growth Forum | Kommuniqué | Publikationsbeiträge 63