Fußball im Rheinland Fir_0320-ePaper | Page 9

Top-Thema sehen , an den sich die Spieler , Trainer und Betreuer wohl oder übel gewöhnen müssen .
Zu keinem anderen Punktspiel erwartet die SG Ellingen / Bonefeld / Willroth in der Regel so viele Zuschauer wie gegen Linz . Es ist das einzige kreisinterne Duell für beide Teams , die obendrein zum Reigen der vermeintlichen Meisterschaftskandidaten zählen . Auch wenn in Rheinland-Pfalz bei Sportveranstaltungen unter freiem Himmel zum Zeitpunkt des Saisonauftakts 350 Zuschauer erlaubt sind , entschließen sich die Ellinger , bei 300 einen Schlussstrich zu ziehen . Sie lassen Vorsicht walten und wollen nur zulassen , was sie auch bewältigen können . „ Schließlich sind die Spiele in dieser Phase unter Einhaltung der Hygienekonzepte mit großem Aufwand für die gastgebenden Vereine verbunden “, betont Ellingens Hygienebeauftragter Thomas Fogel .
20 Ehrenamtliche hat der Vorstand zusammengetrommelt , die mit gelben Ordnerwesten am Eingang die Daten zwecks
Abfausten anstatt aklatschen : Der Linzer Kapitän Yannik Becker ( schwarzes Trikot ) und Kevin Kleinmann von der SG Ellingen
Personenrückverfolgung entgegennehmen , die Einhaltung des Wegesystems überwachen und , wo es nötig ist , auf die „ Spielregeln “ neben dem Fußballplatz hinweisen . In Ellingen gehört die Gegenseite der Anlage ausschließlich den Mannschaften , die sich zudem in den geräumigen Umkleidekabinen der angrenzenden Turnhalle umziehen , um den ganzen Ablauf zu entzerren . „ Ich denke , das Konzept hat gut gegriffen und funktioniert “, wird Christian Weißenfels später nach dem Abpfiff der Begegnung sagen . „ Unsere Helfer verdienen sich ein großes Dankeschön .“ Aber Kassierer Clemens Hasni gibt auch zu bedenken : „ Wir werden voraussichtlich über Wochen und Monate hinweg bei jedem Heimspiel diesen großen Aufwand betreiben müssen . Das wird nicht einfach .“
Umstellen müssen sich alle . Die Macher im Hintergrund , die Spieler und Schiedsrichter . Alle sehnen sich zurück nach der Normalität . „ Auch uns Schiedsrichtern fehlen als Teil des Spiels die Kontaktpunkte zu den Spielern . Das fängt an beim Handshake vor der Begegnung , geht über das Reichen der Hand , wenn jemand angeschlagen am Boden liegt , und geht bis hin zum Persönlichen nach dem Spiel “, schildert Matthias Vogel . Die Akteure selbst haben in den Wochen der Vorbereitungsspiele vieles verinnerlicht , manche Verhaltensweisen gewöhnt man sich aber nicht eben so ab . „ Zum Beispiel das Spucken auf dem Platz “, nennt Schiedsrichter Vogel ein Beispiel . „ Wenn es die Situation erlaubt , gebe ich einen Hinweis , das zu unterlassen .“
Insgesamt gehen die Aktiven aber sehr gewissenhaft mit der Situation um . Lange genug dauerte die Pause , lange genug mussten sie auf ihr sportliches Hobby verzichten . „ Wir nehmen das Thema sehr ernst und achten darauf , uns an die entsprechenden Maßnahmen zu halten “, stellt der Linzer Spieler Fabian Weber heraus . Und Ellingens Trainer Christian Weißenfels hat auch in der Urlaubszeit die große Disziplin seiner Schützlinge gespürt : „ Ich glaube , wegen Corona waren in diesem Jahr im Vergleich zu sonst viel weniger Spieler im Urlaub . Das hat sich als ein super Plus auf die Vorbereitung ausgewirkt .“
Doch so gut die Einhaltung der Schutzmaßnahmen auch sein mag , das Infektionsrisiko bleibt ein ständiger Begleiter im Alltag . Glücklicherweise gab es bislang keine Meldungen von auf Sportplätzen entstandenen „ Corona-Hotspots “. „ Wir versuchen alle , vorsichtig zu sein , aber auf dem Feld denkst du nicht daran , dich vielleicht infizieren zu können . Der permanente Gedanke daran würde einen verrückt machen “, schildert Linz ’ Fabian Weber . Und spricht damit für viele seiner Kollegen , die in diesen Tagen froh sind , dass auch dank großer Unterstützung der Ehrenamtlichen in den Vereinen der Ball wieder rollen kann .
René Weiss
03 | 2020 FIR – Fußball im Rheinland 9