Fußball im Rheinland Fir_0320-ePaper | Page 35

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Urbars Torhüter Hermann Klein in Aktion gegen Neu-Isenburg
Blick auf die Abschlusstabelle erklärt : Meister wurde der VfL Trier – aber am Ende betrug der Vorsprung auf das Trio im Verfolgerfeld nur ein mickriges Pünktchen .
Während der VfL Trier gemeinsam mit dem VfL Neustadt / Weinstraße in der Aufstiegsrunde an der SpVgg Weisenau und dem SV Ludweiler scheiterte , mussten im Rheinland die Germanen aus Urbar in eine Entscheidungsrunde . Es ging um den rheinischen Teilnehmer für die Deutsche Amateurmeisterschaft , der ausgespielt werden musste . In dem punktgleichen Dreierfeld befanden sich neben Urbar auch der letztjährige Rheinlandmeister SpVgg Bendorf und Aufsteiger SC Vallendar . Ganze sieben Kilometer trennen Urbar und Bendorf – Bendorf und Vallendar , die sich beim Auftaktspiel der Runde gegenüberstanden , hatten gerade einmal vier Kilometer zu überwinden . Somit war mit dem Platz am Engerser Wasserturm ein idealer neutraler Spielort schnell gefunden . Bendorf siegte 1:0 und hatte so die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Runde . Drei Tage später stand in Vallendar schon Spiel Nummer zwei auf dem Spielplan . Bendorf trennte sich von Urbar 0:0 , wodurch es weiter spannend blieb . Nach der Nullnummer musste nach drei weiteren Tagen bereits das dritte Spiel ausgetragen werden . Und hier setzten sich die Germanen wiederum in Engers endgültig durch und gewannen deutlich mit 3:0 . Zweimal Martin Hefterich und Ernst Urmersbach sorgten für die erneute Vizemeisterschaft der Urbarer im Rheinland .
Im Nachgang legten die spielfreien Bendorfer übrigens noch beim Verband Protest ein . Eine angebliche lasche Spielweise des SCV hätte dafür gesorgt , dass Urbar so deutlich siegte . Die Bendorfer blieben in der Verhandlung am 12 . Mai aber alle Beweise schuldig . Mehr noch : Der Vorstand des Vereins wurde seitens des FVR für ein knappes Jahr gesperrt . Unter anderem auch , weil sie ihr Protestschreiben an den Verband zeitgleich an die Presse weitergeleitet hatten .
Sportlich war zu diesem Zeitpunkt die Endrunde der Deutschen Amateurmeisterschaft bereits gestartet . Der Urbarer Mannschaft hatte nach dem Erfolg in Engers nicht viel Zeit zum Feiern , es blieben wieder nur 72 Stunden zur Regeneration . In Ingelheim stand die erste Begegnung der Rheinländer um die Deutsche Amateurmeisterschaft auf dem Spielplan . Insgesamt hatte der DFB vier Gruppen gebildet , deren Gruppensieger am Ende ins Halbfinale einziehen durften .
In der Gruppe 3 , in der die Germanen mitwirkten , war das Duell für Ingelheim bereits das zweite Gruppenspiel . Das 3:3 in Neu-Isenburg eine Woche zuvor wurde von dem Südwestligisten als Erfolg gefeiert . Und die Gastgeber blieben auf dem Erfolgskurs , unter anderem auch deshalb , weil man dem Urbarer Team um Trainer Bolz die hohe Belastung der letzten acht Tage anmerkte . Nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte kassierte der FCU in der zweiten Halbzeit fünf der insgesamt sechs Treffer und schien somit bereits frühzeitig fast alle Chancen auf eine zweite Runde verspielt zu haben .
Allerdings keimte dann doch noch einmal Hoffnung auf . Denn nach dem Besuch der Neu-Isenburger – Urbar gewann hier dank der Treffer von Breitbach und Cymcak mit 2:0 – kletterte der FC in der Tabelle auf Rang zwei . Als dann Neu-Isenburg zum Rückrundenauftakt in Ingelheim sogar noch knapp gewinnen konnte , hatte es die Germania wieder selbst in der Hand . Doch leider war eine Woche später der große Traum vom Halbfinale beendet : In Neu-Isenburg gab es mit 0:4 eine deutliche Schlappe . Und trotzdem sprach der ganze Südwesten mit dem größten Respekt von den Rot-Schwarzen , auch weil die Germania der SpVgg Ingelheim in der letzten Begegnung noch einmal alles abverlangt hatte . Der Südwestligist schaffte es nur mit einer Energieleistung in der letzten Viertelstunde , die Urbarer 2:0-Führung noch zu drehen .
Im Halbfinale standen dann aber letztlich doch die Neu-Isenburger , die das Entscheidungsspiel um den Gruppensieg in Weisenau mit 2:0 für sich entschieden . Für die Hessen war damit noch lange nicht Schluss : Erst im Endspiel mussten sie sich dem TSV Marl- Hüls mit 1:6 geschlagen geben . Germania Urbar wiederum blieb in den folgenden Jahren weiterhin eine gefürchtete Adresse . Erst mit der Ligenreform 1963 begann der langsame sportliche Abstieg .
Tom Hardt
03 | 2020 FIR – Fußball im Rheinland 35