Fußball im Rheinland Fir_0320-ePaper | Page 18

Blickpunkt

Nachwuchs „ Lasst die Kinder Fußball spielen !“

Frank Loosen erläutert die Vorteile der neuen Spielformen
Foto : Thorsten Stötzer
Erfolg mit kleinem Tor – hier in einer Partie zwischen Nastätten ( grünes Leibchen ) und Osterspai

Leuchtende Kinderaugen , Spaß am Fußball , persönliche Erfolgserlebnisse , dazu die Verbesserung der individuellen spielerischen Fähigkeiten : All das sind die Ziele , die mit den neuen Kinderspielformen des DFB verfolgt werden . Nach ersten Ansätzen im vergangenen Jahr hat sich der FVR-Verbandsjugendausschuss zum Ziel gesetzt , die neuen Spielformen flächendeckend auf den Weg zu bringen . Frank Loosen , zuständiges Mitglied des Jugendausschusses , erläutert im Gespräch , was es mit den neuen Kinderspielformen auf sich hat . Herr Loosen , die neuen Kinderspielformen des DFB sollen auch im Fußballverband Rheinland in allen Kreisen zum Einsatz kommen . Vielleicht zunächst die wichtigste Frage : Was ist die Grundidee hinter den neuen Kinderspielformen ? Loosen : Zunächst einmal sollen die Kinder in kleinen Teams viel Spielzeit erhalten und auf viele Torabschlüsse kommen . Beim Turnier im Miehlen Anfang September konnte man die Entwicklung der F-Junioren bereits sehr gut beobachten : Zu Beginn waren alle noch sehr auf den Ball fixiert , doch mit zunehmender Spieldauer wurden mehr Pässe gespielt , die Kids haben sich auf dem Spielfeld verteilt , und alle haben Tore erzielt oder verhindert . Ganz wichtig auch : Trainer , Betreuer , Eltern und Verwandte sollen die Kids nur anfeuern , Anweisungen vom Spielfeldrand sind nicht erwünscht . In Miehlen gab es nach jedem der drei Turniere vor allem seitens der Kinder nur positive Rückmeldungen . Aber auch die Eltern und die Betreuer waren von den neuen Kinderspielformen überzeugt .

Wie läuft so ein Treff mit den neuen Spielformen ab , welche sind die wichtigsten Regeln ? Loosen : Die wichtigste Regel ist : Lasst die Kinder Fußball spielen ! Die Grundspielform ist ein 3 gegen 3 auf vier Tore , die maximale Teamgröße ist auf fünf Spielerinnen und Spieler festgelegt – denn bei sechs Spielerinnen und Spielern kann ich zwei Mannschaften bilden . Die Kinder wechseln selbstständig nach jedem Torerfolg einen Spieler aus und einen neuen Spieler ein . Liegt eine Mannschaft mit drei oder mehr Toren in Rückstand , kann dieses Team einen vierten Spieler einsetzen . Ist der Ball im Aus , wird eingedribbelt . Es gibt eine Schusszone , sie ist sechs Meter vor den Toren – nur in dieser Zone dürfen Tore erzielt werden . Gespielt wird im Turniermodus , das heißt jeder gegen jeden , der Sieger steigt auf , der Verlierer bleibt stehen . Und : Die Kinder sollen allein spielen , ohne Einwirkung von außen – höchstens bei den Wechseln , denn manchmal vergessen die Kids das . Für welche Altersbereiche sind die Spielformen vorgesehen und geeignet ? Loosen : Die neuen Kinderspielformen sind für die Bereiche der G- , F- und E-Junioren geeignet . Im Fußballverband Rheinland möchten wir die neuen Kinderspielformen bei den F-Junioren testen . Hier sollen in den Fußballkreisen Kinderspiel-Treffs stattfinden , ähnlich wie Bambini-Treffs . Worin liegen die Vorteile der neuen Spielformen ? Loosen : Die Vorteile liegen klar in der deutlich höheren Spielzeit , die alle Kinder bekommen . Sie möchten Fußball spielen und Erfolgserlebnisse haben – und das wird ihnen durch die neuen Kinderspielformen ermöglicht . Die Turniere werden wegen der coronabedingten Verordnungen mit derzeit leider nur sechs Teams zu je fünf Spielern ausgetragen , die Spielzeit beträgt generell acht Minuten . In dieser Zeit haben die Kids ganz sicher mehr Ballkontakte und Torabschlüsse als in einem Spiel 7 gegen 7 auf Kleinspielfeldtore . Die Begeisterung der Kinder nach den Turnieren spricht deutlich für dieses Pilotprojekt . Bereits im vergangenen Jahr wurden die neuen Spielformen mancherorts im Rheinland getestet . Wie waren die Rückmeldungen dazu ? Loosen : Die Rückmeldungen waren unterschiedlich . Der Skepsis von Trainern , Betreuern und Vereinen – sie müssten noch mehr Trainer und Betreuer abstellen , weil mehr Teams gebildet werden – steht die Begeisterung der jungen Fußballerinnen und Fußballer gegenüber . Alle Kids haben viel Spielzeit , können ihre Ideen umsetzen , und alle schießen Tore . Beim ersten Kinderspiel-Treff in Gemünden vor gut einem Jahr habe ich nur strahlende Kinder gesehen , jedes Kind hat an diesem Tag mindestens ein Tor geschossen . Das muss im Vordergrund
18 FIR – Fußball im Rheinland 03 | 2020