Fußball im Rheinland Fir_0320-ePaper | Page 13

Blickpunkt ich Deutschlands erfolglosester Pokal- Trainer “. Zwar hatte er 2012 als Spieler des SV Roßbach den Pokal stemmen dürfen , als Trainer des FVE kam das Aus oft viel früher als erhofft . Sein Gegenüber Torsten Schmidt sprach derweil von einem „ Qualitätsunterschied “. „ Dennoch trage ich die Medaille des Unterlegenen mit Stolz . Der Sieg für Engers geht in Ordnung , war aber am Ende zu hoch .“
In jedem Fall aber war der Erfolg des FVE der Grundstein für ein ganz besonderes Erlebnis gerade einmal drei Wochen später : In der ersten Runde des DFB-Pokals stand das Spiel gegen Zweitligist VfL Bochum an . Schnell hatte man sich mit dem VfL darauf geeinigt , das Heimrecht zu tauschen – und zwar aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie-Lage , die unter anderem keine Zuschauer bei den Heimspielen zulässt sowie ein umfassendes Hygienekonzept verlangt . „ Für uns als Amateurverein war es unter den momentanen Bedingungen , vor allem aber in einem Zeitfenster von drei Wochen ab dem erfolgreich bestrittenen Pokalfinale , weder organisatorisch noch unter wirtschaftlichen Aspekten leistbar , ein Heimspiel in Koblenz durchzuführen “, sagte Martin Hahn , Vorsitzender des FV Engers . „ Die Verantwortlichen des VfL Bochum haben sich vorbildlich uns Amateuren gegenüber verhalten . Wir konnten bereits vor dem Finale eine für beide Seiten vernünftige und realisierbare Lösung vereinbaren .“
Und das hieß : „ Heimspiel “ im Vonovia Ruhrstadion in Bochum , inklusive Anreise und Übernachtung im Hotel . Und am 12 . September stand dann das größte Spiel der Vereinsgeschichte an : Das Team vom Wasserturm um Trainer Sascha Watzlawik musste sich letztlich zwar dem drei Klassen höheren , professionellen Zweitligisten mit 0:3 ( 0:1 ) geschlagen geben , zog sich dabei aber mehr als achtbar aus der Affäre .
Die erste Bochumer Aktion konnte Robert Tesche verbuchen , dessen Schuss von FVE-Akteur Sören Klappert geklärt werden konnte ( 3 .). Richtig gefährlich wurde es dann zwei Minuten später , als Bochum-Torjäger Silvere Ganvoula den Ball an die Latte köpfte . Doch in der Anfangsphase wurde jeder Ball , der in den Strafraum kam , durch die Engerser Verteidigung geklärt . In der 23 . Spielminute war es dann aber passiert : Bochums Linksverteidiger Danilo Soares flankte in den Strafraum , wo Robert Zulj genau richtig stand und den Ball über FVE- Keeper Stefan Djordjevic hinweg zur 1:0-Führung im Tor unterbringen konnte . Die Rheinländer mussten bei jeder Offensivaktion der Mannschaft aus dem Ruhrpott höllisch aufpassen – doch insgesamt machten sie ihre Sache wirklich gut , sodass es zur Pause lediglich 0:1 stand .
So durfte man tatsächlich weiterhin von der Sensation träumen . Und beinahe kam Engers gleich zu einer guten Chance : Nach einem langen Einwurf von Marcel Horz kam der Ball vor die Füße von Noel Schlesiger , dessen Schuss aber geblockt wurde ( 49 .). Auf der anderen Seite zeigte sich langjährige Bundesligist und zweimalige UEFA-Pokal- Teilnehmer eiskalt : Der VfL kombinierte sich nach vorne , Robert Zulj hatte das Auge für
Duell mit einem Profi-Torjäger : Der Engerser Christopher Freisberg ( links ) im Zweikampf mit Bochums Simon Zoller den völlig freistehenden Simon Zoller , der nur noch zum 2:0 einschieben musste ( 52 .). Die endgültige Entscheidung fiel dann in der 65 . Spielminute : Zunächst parierte FVE- Torwart Djordjevic den Schuss von Anthony Losilla , doch den Abpraller nutzte der wenige Minuten zuvor eingewechselte Milos Pantovic eiskalt aus – 3:0 Bochum .
„ Glückwunsch nach Bochum , unterm Strich war das natürlich verdient “, sagte FVE-Coach Sascha Watzlawik . „ Trotzdem auch ein Riesenkompliment an meine Mannschaft , die einen tollen Job gemacht und sich in jeden Zweikampf geschmissen hat . Wir wollten uns so lange wie möglich teuer verkaufen und auch mal Nadelstiche setzen . Es war schon ein toller Erfolg , dass wir das Spiel zur Halbzeit bei 0:1 offengehalten haben . Jeder weiß , das ist ein gefährlicher Spielstand . Unsere Umschaltmomente haben wir nicht nutzen können . Insgesamt haben die Jungs es aber sehr gut gemacht .“
Matthias Schlenger / Marcel Lucas
03 | 2020 FIR – Fußball im Rheinland 13