Fußball im Rheinland 0323 | Page 33

Magazin benötigte dringend weitere Schiedsrichter . Die Rücksprache in der Familie war eindeutig , schnell war das Feuer für das Thema „ Schiedsrichter “ entfacht und brachte einen Stein ins Rollen . Gleich drei Hannemanns , Vater Marc , Tochter Julia , damals zwölf Jahre alt , und ihr zwei Jahre älterer Bruder Ian-Hendrik meldeten sich zum Lehrgang in der Saison 2012 / 13 an . „ Ich probiere es einfach mal aus , es ist bestimmt interessant , das Spiel mal aus der anderen Sicht zu sehen “, meinte Julia damals . „ So habe ich immer die Altersklassen gepfiffen , in der ich auch selbst gespielt habe , bis ich dann mit 16 Jahren mein erstes Herrenspiel leiten durfte “, berichtet sie .
Die beiden anderen Brüder , Jonas und Niclas , wurden auch mit dem Schiedsrichterfieber „ infiziert “. Die Zwillinge waren 14 Jahre alt , als sie 2017 in Koblenz ihre Schiri-Prüfung ablegten . Jonas und Niclas waren zuvor schon neun Jahre aktive Fußballer . „ Für mich war das Besondere immer , die Verantwortung für ein Spiel zu übernehmen und gerecht zu urteilen “, sagt Jonas . „ Vor allem der Anfang als Schiedsrichter war jedoch schwer , da Trainer und Spieler wenig Verständnis für Fehler des Schiedsrichters haben und es zu hitzigen Spielen gekommen ist , doch mittlerweile ist das Schiedsrichtern zu einer aufregenden Beschäftigung geworden , die Spaß macht .“
Damit dürfte wohl – vielleicht sogar bundesweit – ein Novum geschaffen sein : Vater und alle vier Kindern sind Schiedsrichter . Julia-Sophie , die damit auch für ihre Brüder spricht , sagt : „ Besonders dankbar bin ich meiner Familie , die mich dazu gebracht hat , Fußball zu spielen . Ohne diesen Schritt wäre ich wahrscheinlich nie Schiedsrichterin geworden . Außerdem bin ich dankbar für die unfassbare Unterstützung , vor allem von meinen Eltern , die es möglich gemacht haben , dass alle ihre vier Kinder gleichzeitig Fußball spielen und als Schiedsrichter Spiele pfeifen konnten .“
In der vergangenen Saison besuchte Julia- Sophie einige Lehrgänge für Schiedsrichterinnen . Bei jedem Lehrgang konnte man sich für einen weiteren Lehrgang qualifizieren , bis sie dann Ende Mai 2023 sogar zu einem DFB- Lehrgang fahren durfte . Am Ende der Saison konnte sie sogar noch ein Highlight mitnehmen : den Aufstieg in die Bezirksliga der Herren sowie in die Regionalliga der Frauen .
Auch Mama Steffi blieb nicht untätig . Bis 2014 war sie auf diversen Sportplätzen im Fußballkreis WW-Sieg und in Bad Neuenahr sowie in einigen Sporthallen nur als Fahrerin und anfeuernde Mama ihrer fußballspielenden Kinder unterwegs . Dann aber begann sie einen Vereinsmanagerlehrgang beim Sportbund Rheinland . „ Dies erfuhr der damalige Vorsitzende des TuS Weitefeld-Langenbach durch den Trainer meiner Tochter , und er sprach mich an , ob ich nicht im TuS-Vorstand mitarbeiten wolle “, erzählt sie .
Im März 2015 wurde sie bei der Jahreshauptversammlung zur Geschäftsführerin des TuS Weitefeld-Langenbach gewählt und legte im Frühjahr 2016 erfolgreich die Prüfung zur DFB-Vereinsmanagerin C ab . Es folgten 2020 / 21 die Weiterbildung zur Fußballmanagerin beim FVR und 2023 der Lehrgang zur Vereinsmanagerin beim FVR . Sie baute ab 2016 federführend eine Abteilung für Frauen- und Mädchenfußball auf , die inzwischen rund 150 Spiele rinnen umfasst und zum Aushängeschild in Sachen Mädchen- und Frauenfußball im Fußballkreis WW-Sieg geworden ist . Die bisherige Krönung war der Aufstieg der C-Juniorinnen in der Saison 2022 / 23 in die B-Juniorinnen-Regionalliga Südwest . Mittlerweile ist sie auch Geschäftsführerin des Vereins . Steffi Hannemann ist ein Paradebeispiel für Engagement und Ehrenamt , ein absoluter Glücksfall für ihren Heimatverein Weitefeld-Langenbach .
Und wie geht die Geschichte der Hannemanns weiter ? Ian-Hendrik führte das Schicksal vor Kurzem nach Valencia in Spanien und zwang ihn , seine Schiedsrichter-Karriere in Deutschland zu beenden . Er resümiert : „ Natürlich gab es auch Herausforderungen , und eine meiner anstrengendsten Zeiten als Schiedsrichter war , als ich in vier aufeinanderfolgenden Spielen Rote Karten zeigen musste . Es war eine wichtige Lektion für mich , trotz Druck und schwieriger Entscheidungen standhaft bleiben zu müssen und aus Fehlern lernen zu können . Ein besonderer Höhepunkt war , als beide Mannschaften nach einem Spiel für meine Leistung applaudierten .“ Julia-Sophie geht ab September 2023 für ein Jahr nach München , um eine Weiterbildung zur Brau- und Malzmeisterin zu beginnen . Sie hofft , dass sie auch dort an die derzeitige Laufbahn als Schiedsrichterin anknüpfen kann . Trotz ihrer auswärtigen Studiengänge werden die Zwillinge Jonas und Niclas dem SV Hildburg Elkenroth sowohl als Spieler als auch als Schiedsrichter erhalten bleiben ; letzteres gilt auch für Vater Marc .
Und so schreiben die Hannemanns weiterhin Geschichte . Eine außergewöhnliche Geschichte einer Schiedsrichter- und Fußballerfamilie , zu der es in dieser Konstellation kaum Parallelen geben dürfte . Willi Simon
Die C-Juniorinnen der SG Weitefeld-Langenbach schafften in der Saison 2022 / 23 den Aufstieg in die Regionalliga Südwest . Kniend vorne links : Managerin Steffi Hannemann
03 | 2023 FIR – Fußball im Rheinland 33