Fußball im Rheinland 0322 | Page 14

Blickpunkt

voranbringen , gern mit dem Rückenwind der erfolgreichen und Aufmerksamkeit schaffenden Europameisterschaft in England vor einigen Wochen . „ Davon wird ein Effekt ausgehen , da bin ich relativ sicher “, sagt er . „ Wobei man auch festhalten muss : Die Zahlen im Mädchenfußball sind gar nicht so schlecht – sie sind gleichbleibend oder eher steigend .“
Ulrich Schneider-Freundt , Vorsitzender Schiedsrichterausschuss
Gleichbleibende oder gar steigende Zahlen : Davon kann im Bereich der Schiedsrichter leider keine Rede sein . Zwar ist der Rückgang der Zahl der Unparteiischen keine Herausforderung , die der Fußballverband Rheinland exklusiv hat , aber das macht die Sache trotzdem nicht leichter . So ist die Gewinnung und Erhaltung von Schiedsrichtern eines der beiden Hauptprobleme , die der neue Ausschussvorsitzende Ulrich Schneider-Freundt ausgemacht hat . Die zweite größere Baustelle : „ Im Rheinland sind wir in der bundesweiten Spitze nur mangelhaft vertreten . Wir waren gemessen an unserer Größe mal überproportional stark vertreten , mit zwei FIFA-Schiedsrichtern , mit Herbert Fandel auf Platz zwei bei der Wahl zum Weltschiedsrichter . Davon sind wir aktuell Lichtjahre entfernt “, sagt Schneider- Freundt . „ Wir haben keinen Schiedsrichter mehr in den ersten drei Ligen , das kann nicht unser Anspruch sein . Das wird ein sehr langer und steiniger Weg , da wieder hinzukommen . Generell muss man bei den Dauerproblemen dicke Bretter bohren und mit Strategien arbeiten , wenn man etwas erreichen möchte .“
Und das hat sich der Bollendorfer natürlich vorgenommen , unterstützt durch seine große und umfassende Erfahrung . Seit mehr als 40 Jahren ist er dem Schiedsrichterwesen verbunden , davon 28 Jahre als Funktionär : Kreislehrwart , Kreisobmann , Referent im Schiedsrichterausschuss , Lehrwart , Kommissionsleiter – er hat sich bereits auf allen Ebenen engagiert . Im Januar 2023 feiert er seinen 60 . Geburtstag , „ und eigentlich “, meint er , „ könnten nun mal andere ran “. Allerdings fand sich kein Kandidat , der die Nachfolge von Erich Schneider antreten wollte . „ Da habe ich mir gesagt : So , in dieser Gemengelage , möchte ich nicht aufhören . Ich möchte versuchen , das Ganze in eine andere Richtung zu bringen , wiewohl ich weiß , dass ich das nur in einem Team mit kompetenten Mitarbeitern erreichen kann “, sagt Schneider-Freundt . „ Mir ist es wichtig , mit allen gemeinsam einen Neuanfang zu starten und auch eine gewisse Aufbruchstimmung unter den Schiedsrichtern zu erzeugen . Und all das in einer Atmosphäre des offenen und ehrlichen Miteinanders , denn das ist die Basis . Es geht darum , dass wir die Dinge gemeinsam anpacken . Und das geht nur , wenn einer dem anderen ein gewisses Vertrauen schenkt .“
Gemeinsam heißt übrigens auch : zusammen mit dem neuen Vizepräsidenten Schiedsrichter , Thomas Schmittgen . „ Ich begrüße , dass hier nun eine Trennung zwischen dem aktuellen Tagesgeschäft und der Erarbeitung weitreichender und langfristig angelegter Konzepte gegeben ist , die man ohne den großen zeitlichen Druck angehen kann “, betont Schneider-Freundt . „ Man muss aber auch sehen : Die Welt verändert sich , der Fußball verändert sich , und auch die Schiedsrichter verändern sich . Und da müssen wir uns anpassen , wenn wir Erfolg haben wollen .“
Frank Jellinek
14 FIR – Fußball im Rheinland 03 | 2022