Fußball im Rheinland 0222 | Page 38

Mit Pfiff

„ Wir möchten eine Aufbruchstimmung erzeugen “ Der neue Obmann Ulrich Schneider-Freundt im Interview

Beim Verbandstag in Trier ist der Bollendorfer Ulrich Schneider- Freundt als neuer Verbandsschiedsrichterobmann gewählt worden . Im Kurzinterview mit FiR erläutert Schneider-Freundt die Ziele .

Fotos : FVR , René Weiss
Nach der mehrjährigen Tätigkeit als Verbandsschiedsrichterlehrwart wechseln Sie jetzt die Rolle als Funktionär . Welche Gründe haben Sie zu diesem Entschluss geführt ? Schneider-Freundt : Nach mehr als 40 Jahren Verbundenheit mit dem Schiedsrichterwesen möchte ich – quasi zum Abschluss meiner Funktionärslaufbahn – noch einmal etwas Neues wagen . Dies mit dem festen Ziel , zusammen mit meinen Mitstreitern etwas Posi tives im Schiedsrichterbereich zu bewegen . Dabei müssen wir das Rad nicht neu erfinden , aber wir werden uns mehr an der Arbeit derjenigen orientieren , die in den letzten Jahren in der Schiedsrichterspitze erfolgreicher waren als wir . Welche Ziele setzen Sie sich für die nächsten Jahre ? Schneider-Freundt : Zunächst einmal muss es darum gehen , eine Art Aufbruchstimmung zu erzeugen . Das ist notwendig , um die Schiedsrichter mit neuem Schwung zu noch besseren Leistungen zu motivieren . Das Ganze stelle ich mir zu Beginn als einen Dreischritt vor : Wo stehen wir , wohin wollen wir , wie können wir das am besten erreichen ? Erfolge und Verbesserungen können wir – da bin ich mir absolut sicher – aber nur erzielen , wenn Funktionäre und aktive Schiedsrichter an einem Strang ziehen und das gleiche Ziel erreichen wollen . Und das geht nur mit sehr guter Arbeit . Vor welchen Herausforderungen steht das hiesige Schiedsrichterwesen ? Schneider-Freundt : Wir stehen vor einem zweifachen Problem : Erstens geht die Zahl der aktiven Schiedsrichter dermaßen zurück , dass wir bereits heute nicht mehr in allen Klassen flächendeckend neutrale Schiedsrichter einsetzen können . Wir müssen also nicht nur ständig neue Schiedsrichter werben , sondern vor allem die vorhandenen halten . All das ist nichts Neues , diese Probleme sind schon seit Jahrzehnten bekannt und begleiten mich auch schon sehr lange . Aber in der letzten Zeit sind sie doch noch dringlicher geworden . Neben der besseren Begleitung besonders der jüngeren Schiedsrichter sollten wir auch wieder mehr das Gruppengefühl des Dazugehörens fördern . Wenn ich gerne Schiedsrichter bin , weil ich mich mit Gleichgesinnten zusammen weiß , die mich bei Notwendigkeit auch in schwierigeren Situationen stützen , bleibe ich länger dabei . Dazu gehört auch , dass wir die Vereine hier stärker ins Boot und in die Verantwortung nehmen . Wenn sie sich mehr um ihre Schiedsrichter kümmern und sie im eigenen Verein besser einbinden , dann werden sie unter dem Strich auch länger
Ulrich Schneider-Freundt
Spaß an ihren Schiedsrichtern haben . Das zweite Problem sind unsere fehlenden Spitzen-Schiedsrichter : Im Vergleich zu anderen Verbänden sind wir hier weit zurückgefallen . Bundesweit sind rückgängige Schiedsrichterzahlen zu beobachten . Welche Lösungsansätze sehen Sie , um hier entgegenzuwirken ? Schneider-Freundt : Das ist in meinen Augen zunächst einmal ein gesamtgesellschaftliches Problem . Die Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement lässt ständig nach , nahezu alle Bereiche des Lebens , ob in der Kommunalpolitik , im Sport , in anderen Vereinen oder auch in der Kirche sind davon gleichermaßen betroffen . Verantwortung wird nicht mehr gerne übernommen . Dieses große Problem können wir natürlich alleine nicht zufriedenstellend lösen . Aber wir können dazu beitragen , dass sich unsere Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen in der großen Mehrzahl wohlfühlen , dass sie merken , dass wir als Funktionäre , als Verband und als Vereine hinter ihnen stehen . Und wenn dann die Schiedsrichter mit sich und ihrer Situation zufrieden sind , wird das auch nach außen strahlen und uns die Nachwuchsgewinnung erleichtern .
Das Gespräch führte Fabian Mohr
38 FIR – Fußball im Rheinland 02 | 2022