Fußball im Rheinland 02/21 | Page 39

Premiere im Saarland : ein Ticket des ersten Trierer Zweitligaspiels , das die Eintracht am 14 . August 1976 zum FC Homburg führte
Magazin ersetzte ihn die Klubspitze kurzerhand vor dem Start der Aufstiegsrunde .
Ein Akteur auf dem Feld sollte sich als Held dieser Spiele herauskristallisieren : Elmar Geirsson . Der Angreifer war erst zu Saisonbeginn von Hertha Zehlendorf in die Römerstadt gewechselt . „ Pony “ wurde der Isländer genannt – diesen Spitznamen hatte er in Anlehnung an die Islandponys –, der allerdings einer der „ Exoten “ der Moselstädter war . Der größte Teil des Teams kam aus der Region . „ Pony war sozusagen der Star der Mannschaft “, sagte später einmal Günter Geulich .
Dass er urplötzlich im Moselstadion auf dem Platz stand , war dem Zufall geschuldet , dass der isländische Nationalspieler ein Zahnarztpraktikum in Konz absolvierte . Er sollte schnell zur tragenden Säule im Kader werden . So wie im Endspiel um die Rheinlandmeisterschaft , als er den spielentscheidenden Strafstoß rausholte , den letztendlich Wolfgang Riemann sicher verwandelte . Und auch in der Aufstiegsrunde wurde der wieselflinke Akteur zum Matchwinner . Bereits zum Auftakt sorgte er mit seinem Ausgleichstreffer für den ersten Punktgewinn , und auch Borussia Neunkirchen bekam seine Grenzen aufgezeigt . Geirsson hatte hier gleich zweimal entscheidend mitgewirkt : Zum einen diente er erneut als „ Vorbereiter “ – Neunkirchens Reiner Brinsa konnte den Angreifer immer wieder nur durch ein Foul stoppen . Nach einer dieser Attacken gab es einen Strafstoß . Diesen nutzte erneut Riemann zum 2:0 ; das Führungstor zuvor hatte Elmar Frank erzielt . Aber auch der Isländer traf noch und sorgte vor 10.000 Zuschauern für den 3:0-Endstand .
Eine Woche später stand es im Rückspiel drei Minuten nach der Pause erneut
3:0 – diesmal allerdings für die Borussia . Die Saarländer hatten tollen Kombinationsfußball zelebriert . Zwar gelang der Eintracht nach einer Stunde eine Ergebniskorrektur , doch weitere 60 Sekunden später war es Reiner Brinsa , der wieder zum alten Abstand einschob . 120 Sekunden später sorgte wiederum Brinsa für die Wende : Der spätere Trierer Rekordspieler ( rund 600 Spiele für die Eintracht ) leitete mit einem Eigentor den Start der Trierer Aufholjagd ein . Elmar Frank mit seinem zweiten Treffer des Tages und Horst Brand ( 83 .) vollendeten für einen weiteren Punktgewinn der Eintracht – den vierten in dieser Aufstiegsrunde .
So hatte die Eintracht eine perfekte Ausgangsposition vor dem letzten Rundenspiel gegen Wormatia Worms . Während die Gäste gewinnen mussten , reichte der Eintracht ein Zähler . Und das im eigenen Stadion , das mit 15.000 Zuschauern bis auf den letzten Platz gefüllt war . Das Publikum war bereits nach einer Viertelstunde in Feierlaune : Brand ( 2 .) und Hans Redwanz ( 12 .) hatten für eine schnelle Führung der Hausherren gesorgt . Und diese Stimmung hielt zur Pause weiter an . Kein Wunder , denn zum Seitenwechsel führten die Gastgeber bereits mit 4:2 . Riemann , per Foulelfmeter – natürlich war wieder einmal Geirsson gefoult worden –, und der Isländer höchstpersönlich hatten für die weiteren Treffer der Eintracht gesorgt . Bei der Wormatia waren es Peter Klag und Erhard Günther ( Foulelfmeter ), die vor der Pause erfolgreich waren . Klag war auch nach der Pause unter den Torschützen der Wormatia zu finden : Zehn Minuten waren gespielt , als er für den Ausgleich sorgte , nachdem sieben Minuten zuvor Spannenkrebs der Anschlusstreffer gelungen war . So blieb das Spiel auf des Messers
Schneide . Allerdings nur fünf Minuten lang , denn nun sollte Geirsson letztendlich
zur Entscheidung treffen . Erneut konnte der Irrwisch nur durch ein Foul gebremst werden , dieses Mal von Walfried Günter . Den Strafstoß nutzte Riemann zum 5:4 , und das brachten die Blau-Schwarzen auch über die Zeit . 15.000 Eintracht-Anhänger feierten im Glutofen Moselstadion ihre Helden und mit ihnen den Aufstieg in die 2 . Bundesliga .
Ein Aufstieg , mit dem keiner gerechnet hatte und der insgesamt fünf tolle Jahre in der 2 . Bundesliga Süd einläutete . Erst als 1981 die beiden Ligen Nord und Süd zusammengefasst wurden , endete diese erste Trierer Bundesligazugehörigkeit . Und dies , obwohl am Ende der Saison die beste Abschlussplatzierung zu Buche gestanden hatte : Platz acht und auch erstmals ein positives Punktekonto reichten hier aber trotzdem nicht . Ein Punkt fehlte , um sich als Tabellensiebter über die Qualifikationskriterien ( Platzziffer ) ein weiteres Jahr in Liga zwei zu sichern . 21 Jahre , bis zum Jahr 2002 , dauerte die Trierer Durststrecke – erst dann gelang eine kurze Rückkehr in den Profibereich , für drei Spielzeiten . Damit ist die Geschichte der Profivereine aus dem Rheinland fast schon erzählt . Denn neben Trier gab es nur noch den FSV Salmrohr ( 1986 / 87 ) und die TuS Koblenz ( 2006 – 2010 ), die im Profifußball auf Punktejagd gingen .
Enges Entscheidungsspiel : Trier setzte sich gegen TuS Neuendorf durch , sicherte sich 1976 die Rheinlandmeisterschaft – und damit die Qualifikation zur Aufstiegsrunde
Tom Hardt
Fotos : Andreas Arens / Archiv ; Vereinsarchiv Tom Hardt / TuS Koblenz
02 | 2021 FIR – Fußball im Rheinland 39