Doppelpass
Die DFL-Generalversammlung im vergangenen Sommer hat in ihrem Rahmen die Gründungsversammlung thematisiert . Werner Lunnebach war als Ehrengast mit dabei und bekam eine Medaille zur Erinnerung
Werner Lunnebach : Der ehemalige PR-Leiter der DFL , Michael Novak , hatte mich einige Zeit vor der Veranstaltung angerufen , weil er Zeitzeugen der Bundesliga-Gründungsversammlung suchte . Diese Anfrage und die spätere Einladung kamen völlig überraschend für mich . Als ich die Bühne betrat , wurde ich mit Scheinwerfern und einem Tusch begrüßt . Ich durfte meine Erinnerungen schildern – sowohl vor dem Publikum als auch in vielen Fernsehinterviews . Diese Veranstaltung war überwältigend und hat mir durch einige Gespräche mit DFL- Funktionären deutlich gemacht , was heutzutage alles hinter der Bundesliga steckt . Ich habe zwei Tage in Dortmund erlebt , von denen man nur träumen kann . Ich konnte mich mit dem früheren DFL-Chef Christian Seifert , dem DFL-Ehrenpräsidenten Reinhard Rauball und vielen weiteren unterhalten . Auch viele Erinnerungsfotos habe ich mitgebracht – unter anderem eines gemeinsam mit Oliver Kahn . Mein Enkel ist ein großer Fan von ihm . Den Auftrag , ein Bild mit ihm mitzubringen , habe ich erledigt .
Das Ergebnis von 103 Ja- und 27 Nein- Stimmen war bei der Abstimmung über die Einführung der eingleisigen Bundesliga eindeutig
. War das Meinungsbild tatsächlich so überwältigend ?
Werner Lunnebach : Alle Teilnehmer sind freudig und zufrieden nach Hause gegangen . Auch diejenigen , die mit „ Nein “ abstimmten , haben eigentlich die Bundesliga befürwortet . Sie hätten gerne „ Ja “ gesagt , waren aber nicht davon überzeugt , dass alles funktioniert . Drei Punkte galten als problematisch : Der arbeitsrechtliche Aspekt für die Spieler , die hohe Belastung für die Vereine und die geringen Einnahmen durch die TV-Sender . Damals gab es lediglich die ARD – das ZDF befand sich noch im Aufbau . Standard für die Übertragung eines Bundesligaspiels waren Einnahmen von 50.000 Euro für die Liga durch Fernsehgelder – kaum vorstellbar heutzutage .
Was waren damals die wesentlichen Argumente , die Bundesliga zu gründen ?
Werner Lunnebach : Der Gründungsantrag hat schon längere Zeit existiert , kam aufgrund der genannten Bedenken zunächst jedoch nicht durch . Einige Nachbarländer Deutschlands hatten schon vorher eine nationale Liga . Bundestrainer Sepp Herberger äußerte immer wieder , Deutschland benötige eine Liga , in der die besten Spieler gebündelt zu sehen sind . Im Nachhinein kann man ganz klar sagen , dass dieser Tag ein guter Tag für den Fußball war .
Wann waren Sie sich sicher , dass die anfänglich befürchteten Probleme nicht eintreten würden ?
Werner Lunnebach : Die Bundesliga stieß direkt auf großes Interesse , alle Zahlen waren sehr positiv . Ein weiterer großer Schritt , der den Vereinen eine Absicherung bot , war die Einführung der 2 . Bundesliga . Als sie dann existierte , hatte ich keine Bedenken mehr . Es ist unglaublich , wie sich die Liga zu einem riesigen Wirtschaftsunternehmen entwickelt hat . Die Leidenschaft Fußball ist ein Garant dafür , aber das Ganze muss auch Grenzen haben . Wenn die Vernunft in diesem Bereich nicht mehr existiert , kann eine Gefahr entstehen . Aber es waren bislang immer vernünftige Leute bei der Steuerung dabei . So ist in 60 Jahren kein Porzellan zerbrochen worden . Daran wird sich auch nichts ändern , wenn die Begeisterung für die Liga weiterhin so groß bleibt .
Das Gespräch führte René Weiss
01 | 2023 FIR – Fußball im Rheinland 29