Fußball im Rheinland 0122 | Page 28

Mit Pfiff

Interview „ Leistung sollte vor Alter gehen “

Der scheidende Verbandsobmann Erich Schneider im Gespräch

Nach 21-jähriger Funktionärstätigkeit im Schiedsrichterwesen wird der 68-jährige Erich Schneider beim kommenden Verbandstag am 2 . Juli in Trier nicht mehr kandidieren . FiR sprach mit dem Verbandsschiedsrichterobmann über die aktuellen Schwerpunkte und Schwierigkeiten im Schiedsrichterwesen .

Herr Schneider , im kommenden Sommer werden Sie beim Verbandstag nicht mehr als Verbandsschiedsrichterobmann kandidieren . Was sind die Beweggründe für diesen Entschluss ? Schneider : Ich habe das Gefühl , dass die Schiedsrichter nach 21 Jahren – drei Jahre Verbandslehrwart und 18 Jahre Verbandsschiedsrichterobmann – einen Wechsel in der Führung brauchen . Zudem habe ich persönlich immer mehr Schwierigkeiten mit der Zwei-Klassengesellschaft im Schiedsrichterwesen . Dies führt zur steigenden Spaltung zwischen dem Amateurbereich und der DFB-Elite . In den vergangenen 18 Jahren ist im rheinländischen Schiedsrichterwesen viel geschehen . Welche Themen konnten in dieser Zeit unter Ihrem Vorsitz angepackt und erfolgreich umgesetzt werden ? Schneider : Mein Schwerpunkt lag während dieser Zeit immer auf der Gewährleistung des geregelten Spielbetriebs und der Vorbereitung der Schiedsrichter auf höhere Aufgaben . Was ist , kritisch betrachtet , „ auf der Strecke geblieben “? Womit sind Sie unzufrieden ? Schneider : Das hat nicht nur mit dem Schiedsrichterwesen zu tun , doch die stellenweise spürbare Respektlosigkeit und fehlende Wertschätzung gegenüber den Schiedsrichtern machen mir große Sorgen . In Zukunft sollte hier der Hebel angesetzt werden . Dabei sollten die Schiedsrichter intensiver im Hinblick auf ihr eigenes Verhalten geschult werden . Der Fußballverband Rheinland stellt – abgesehen von mehreren Assistenten – derzeit keinen Schiedsrichter in den ersten drei deutschen Profi-Ligen . Was muss sich ändern , um langfristig wieder auf DFB-Ebene angreifen zu können ? Schneider : Hier sollte zuerst wieder das Motto – besonders im überregionalen Bereich – „ Leistung vor Alter “ berücksichtigt werden . Als Beispiel möchte ich nur anfügen , dass der Fußballverband Rheinland in der zurückliegenden Saison einen 29-jährigen Schiedsrichter in der Regionalliga nach den offiziellen Beobachtungsergebnissen auf Platz 1 hatte , aber durch die Liga ein 28-jähriger Schiedsrichter von Platz 17 der Rangliste in die 3 . Liga aufgestiegen ist . An wen soll der Staffelstab im Sommer übergeben werden , welche weiteren personellen Veränderungen stehen bevor ? Was sind die Herausforderungen in den nächsten Jahren für das Schiedsrichterwesen im Rheinland ? Schneider : Wie mir bekannt ist , liegt eine Bewerbung vom bisherigen Verbandslehrwart Ulrich Schneider-Freundt für meine Nachfolge und von Dr . Marc Schiry eine für das Amt des Verbandslehrwartes vor . Sollten sich noch weitere Bewerber
finden , gehe ich davon aus , dass jeder seine Mannschaft zusammenstellt und dass sich dieser Personenkreis beim nächsten Verbandstag in Trier zur Wahl stellt . Letztendlich entscheiden die Vertreter der Vereine , wer gewählt wird . Was die Zukunft angeht , sehe ich drei Schwerpunkte , die zum Teil auch Bestandteil des Masterplans des DFB sind : Das ist die Schiedsrichterwerbung , die Vorgehensweise gegen die Unsportlichkeiten um und auf dem Sportplatz sowie die Förderung von Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern . Ein Ausblick : Was werden Sie mit der neu gewonnen Zeit künftig anstellen ? Schneider : An erste Stelle steht jetzt die Zeit für meine Familie . Hier ist ein Schwerpunkt , meine Enkelkinder an das Thema Fußballspielen heranzuführen . Zudem schließe ich – wenn gewünscht – meine Mitarbeit in der Kommission für sozialpolitische Aufgaben sowie in der Stiftung des FVR nicht aus .
Das Gespräch führte Fabian Mohr
28 FIR – Fußball im Rheinland 01 | 2022