Können Sie Ihre fotografische Herangehensweise anhand eines Beispiels aus Ihrem Buch erklären? Gern. Ich zitiere dazu direkt aus dem Buch: „ An einem dunstigen Morgen in Rajasthan lief ich
� Wäsche( Rajasthan, Indien 2007): „ Ein Mann trat heraus, und die Tür war grün – genau die eine Primärfarbe, die noch gefehlt hatte.“ durch die Straßen, auf der Suche nach einem Motiv. Nach etwa einer Stunde kam ich an einem Haus vorbei, vor dem mehrere farbige Tücher zum Trocknen hingen. Für sich genommen war das schon eine interessante Farbcollage. Ich machte einige Aufnahmen und ging dann weiter auf die andere Straßenseite.
Während ich lief, hörte ich hinter mir eine Tür knarren. Ich drehte mich langsam um – ein Mann war herausgetreten und sah mich durch ein rotes Tuch hindurch an. Die Innenseite der Tür war grün gestrichen – genau die eine Primärfarbe, die bisher noch gefehlt hatte! Seine Füße ragten
„ Man muss sich zu Fuß auf den Weg machen, um wirklich sehen zu können – und um sich überhaupt die Chance zu geben, ein Bild zu finden.“ unter dem roten Stoff hervor, und während er mich weiter anstarrte, begann ich, diese surreale Szene zu fotografieren.“
Das war einer dieser Momente, die zeigen: Als Fotograf muss man sich bewegen, um zu sehen – und sich Gelegenheiten zum Fotografieren selbst schaffen. Die Bilder sind da. Man wird viele verpassen – aber man wird auch einige finden. Und manchmal ist eines dabei, das einem zeigt, warum man das Fotografieren liebt.
� Pinguin( Weddell-See, Antarktis, 1998): Meola fotografierte aus einem Boot mit einem Tele, um den Pinguin festzuhalten, der hinab blickt.
� Türkiser Elefant mit Sternen( Jaipur, Indien, 2011): In Indien gelten Elefanten als lebendige Verkörperung der Gottheit Ganesha.
Wie gelingt es Ihnen, Farbe, Licht und künstlerische Freiheit in Ihrer Arbeit miteinander in Einklang zu bringen? Farbe ist für mich genauso sehr das Motiv wie das eigentliche Motiv selbst. Ich meine damit: Die dominante Farbe bestimmt für mich die Stimmung eines Bildes. Gleichzeitig bleibe ich offen – denn oft ist es auch das Licht, das letztlich die stärkste Wirkung entfaltet. Deshalb ist das erste Bild im Buch überwiegend in Grau- und Schwarztönen gehalten – nur ein goldener Lichtstreif erhellt einen Wolkenkratzer in Manhattan.