FOTOPROFI Magazin 16.04.2022 | Page 16

SPECIAL KOMPOSITION 16

— Tipp 2 — Linienführung Ob natürlich oder von Menschenhand : Linien sind ein mächtiges Werkzeug für deine Kompositionen .

Warum genau ? Weil sie nicht nur einen natürlichen Weg in und durch ein Bild ermöglichen , sondern auch das Bild in verschiedene Bereiche unterteilen .

Das können zum einen Straßen , Wege , Pfade , Mauern , Hecken und Baumalleen sein . Aber auch andere Landschaftsmerkmale wie Flüsse , Klippen oder Uferlinien haben den gleichen Effekt : sie nehmen das Auge auf eine faszinierende Reise durch das Bild mit . Auch Schatten können starke Linien erzeugen , besonders wenn die Sonne tief steht .

Dabei gibt es im Grunde vier Arten von Linien , die du für die Komposition nutzen kannst : horizontale , vertikale , diagonale und konvergierende Linien .

Horizontale Linien sind ruhig und angenehm für das Auge . Ein Beispiel für diesen Linientyp sind Mauern oder Zäune . Sie können allerdings auch schnell langweilig wirken . Ein Bild sollte nicht nur aus horizontalen Linien bestehen .

Vertikale Linien sind aktiver und erzeugen dynamische Kompositionen mit einem stärkeren Sinn für die Richtung . Um den Effekt zu maximieren , solltest du im Hochformat fotografieren , damit das Auge einen längeren Weg vom unteren zum oberen Bildrand hat .

Diagonale Linien verleihen Tiefe , da sie Distanz und Perspektive suggerieren . Sie stehen auch in starkem Kontrast zu den horizontalen und vertikalen Linien und können Spannung erzeugen . Das Auge neigt dazu , Bilder von unten links nach oben rechts zu lesen , so dass diagonale Linien , die dieser Richtung folgen , eine größere Wirkung haben .

Konvergierende Linien verleihen dem Bild Tiefe . Blicken wir einem Fluss oder Weg entlang , ist dieser auf der gesamten Länge ungefähr gleich breit . Doch nähern sich die parallelen Seiten mit zunehmender Entfernung immer mehr an , bis sie sich am „ Fluchtpunkt “ treffen . Dieser Effekt wird am besten durch ein Weitwinkelobjektiv hervorgehoben .

1

ERSTER BLICK

Der Leuchtturm hat viel Potenzial . Aber von dieser Perspektive wirkt die Szene eher flach . Das liegt daran , dass hier alle Linien nur horizontal über das Bild laufen .

2

POSITION VERÄNDERN

Wenn wir näher herantreten , laufen die Linien , die durch den Gehweg und die Handläufe entstehen , von links unten nach rechts oben zusammen . Das lenkt den Blick auf den Leuchtturm , der den Blickpunkt bildet .

3

SYMMETRIE

Stellen wir uns an den Eingang und fotografieren mit einem Weitwinkel den Pier hinunter , entsteht eine stärkere Komposition : jetzt laufen alle parallelen Linien in der Ferne zusammen .

4

KOMPLETT SCHARF

Um sicherzustellen , dass das gesamte Motiv scharf abgebildet wird , wird das Objektiv auf f / 16 abgeblendet , um die Schärfentiefe zu erhöhen . Durch die Fokussierung auf die hyperfokale Entfernung bleiben auch weit entfernte Objekte scharf .

5

DIE ANDERE PERSPEKTIVE

Als Experiment wird die

Kamera auf den Boden gelegt und der Zoom auf 16 mm eingestellt . Dadurch werden die konvergierenden Linien hervorgehoben und der Eindruck von Tiefe in der Szene verstärkt .

Perfektion : Die parallelen Linien , die durch den Steg und die Geländer entstehen , laufen in der Ferne zusammen und treffen sich fast am Horizont .