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54 I ORTE DER FORSCHUNG PROFILE I 55 KU überzeugt in bundesweitem Wettbewerb um Tenure-Track- Professuren Aktuelle Forschungsergebnisse aus den USA haben gezeigt, dass vor allem der Augenkontakt eine wichtige Rolle hin- sichtlich der mentalen Synchronisationsprozesse zwischen zwei Menschen spielt. Dies ist von Bedeutung im Hinblick auf die allgemeine Kommunikation, aber vor allem auch für den Lernprozess. Einblick in die Prozesse, die dabei im Gehirn ablaufen, gibt das LEAR-Lab (Learning Education & Acqui- sition Research) der Professur für Didaktik der englischen Sprache und Literatur. Die technische Ausstattung umfasst mehrere mobile Elektroenzephalographie-Geräte (EEG) sowie Eyetracking-Geräte und Laptop-Stationen. Neben der festen Einrichtung an der Universität ist aber eben- so Forschung direkt an Schulen möglich. In verschiedenen Schulen wurden bereits Eyetracking-Studien durchgeführt, welche die Blickbewegung während des „klassischen“ Aus- wendiglernens von Vokabeln aufzeichneten. Ziel war es hierbei unterschiedliche Lernertypen zu identifizieren. Die KU hat einen großen Erfolg im Bund-Länder-Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses erzielt: Nach einer intensiven wissenschaftlichen Begutachtung gehört die KU zu den bundesweit insgesamt 75 Universitäten, deren Konzepte für die Ein- richtung sogenannter Tenure-Track-Professuren gefördert werden. Alle sieben von der KU beantragten Professuren werden bewilligt und erhalten über einen Zeitraum von sechs Jahren hinweg zusam- men eine Fördersumme von rund fünf Millionen Euro. Ziel des von Bund und Ländern getragenen Tenure-Track-Pro- gramms ist es, die Karrierewege des wissenschaftlichen Nachwuch- ses besser planbar und transparenter zu gestalten. Diese Form der Professur sieht nach erfolgreicher Bewährungsphase für besonders herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen und –wissenschaft- ler den unmittelbaren Übergang in eine Professur auf Lebenszeit vor, so dass sie bereits früh Gewissheit für ihre wissenschaftliche Karriere erhalten. Durch ihr Förderprogramm wollen Bund und Länder die Tenure-Track-Professur als eigenständigen Karriereweg neben dem herkömmlichen Berufungsverfahren auf eine Professur dauerhaft und breit an deutschen Universitäten etablieren. Das Antragsverfahren war zum einen verbunden mit der detaillier- ten Ausarbeitung eines Personalentwicklungskonzeptes zur Förde- rung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Zum anderen konnte die KU mit ihrem Antrag überzeugen, weil er mit einem Rahmenkon- zept verbunden ist, welches den Bereich Digitalisierung als wissen- schaftliches Querschnittsthema unter dem Titel „Für eine am Men- schen orientierte digitale Gesellschaft“ aufgreift. Die KU will dabei den technischen Fortschritt mit dem gesellschaftlichen Wandel in Bezug setzen, mögliche Spannungsfelder aufzeigen, potenzielle Ri- siken und Herausforderungen benennen und aus wissenschaftlicher Perspektive einen Beitrag für eine am Menschen orientierte digitale Gesellschaft leisten. Vor diesem Hintergrund wurde in einem universitätsweiten Dia- log die thematische Ausrichtung der beantragten Tenure-Track- Professuren erarbeitet. Diese werden in den Bereichen Soziologie, Mathematik, Psychologie, Journalistik, Sprachwissenschaft und Be- triebswirtschaftslehre angesiedelt sein. Die Nachwuchsprofessuren sollen sich gegenseitig fachlich komplementär ergänzen sowie fa- kultäts- und fachübergreifend miteinander verbunden sein, um sich gegenseitig wissenschaftlich zu befruchten. Freude und Erleichterung nach einem aufwändigen Antragsverfahren: Dr. Magdalena Schönweitz (Referentin für Forschung an der KU), Vizepräsident Prof. Dr. Jens Hogreve und Dr. Wolfgang Thiel (Leiter des Zentrums für Forschungsförderung) jubelten bei der Live-Übertragung der Förderentscheidungen (v.l.). (v.l.) Prof. Dr. Georg Rosenfeld (Vorstand Wirtschaftsförderung/Digitalisierung der IFG Ingolstadt), Prof. Dr. Jens Hogreve (KU-Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs), Dr. Reinhard Brandl (MdB), Oberbürger- meister Dr. Christian Lösel, KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien, Gabriel Engert (Referent für Kultur und Bildung der Stadt Ingolstadt), Prof. Dr. Michael Becht (Prodekan der Mathematisch-Geographischen Fakultät) und Prof. Dr. Götz Pfander (Dekan der Mathematisch-Geographischen Fakultät) bei der Vorstellung des „Instituts für Angewandte Mathematik, Maschinelles Lernen und Data Science“. Neues „Institut für Angewandte Mathematik, Maschinelles Lernen und Data Science“ Die KU wird zum Herbst 2020 ein neues „Institut für Angewand- te Mathematik, Maschinelles Lernen und Data Science“ an ihrem Ingolstädter Standort einrichten. Die Stadt Ingolstadt unterstützt die Ansiedlung des Instituts durch die Finanzierung von drei Stif- tungslehrstühlen in den Fachbereichen Maschinelles Lernen, Tech- nomathematik und Geomatik über fünf Jahre hinweg mit jährlich insgesamt 750.000 Euro. Die KU beschäftigt sich mit der Digitali- sierung als Querschnittsthema. Dabei will sie einen Beitrag für eine am Menschen orientierte digitale Gesellschaft leisten und eigene Expertise im mathematisch-technischen Bereich etablieren, die das sozial-, wirtschafts- und geisteswissenschaftliche Profil der Uni- versität ergänzt. Mit dem neuen Institut stärkt die KU zum einen den Studienstandort Ingolstadt und will über neue Studiengänge zusätzliche Möglichkeiten bieten, um Abschlüsse in der angewand- ten Mathematik oder Data Science zu erwerben. Zum anderen er- öffnen sich im Bereich der Forschung neue Perspektiven bezogen auf Themenbereiche wie Mobilität, künstliche Intelligenz und Data Science. So sind beispielsweise Kooperationen mit der Technischen Hochschule Ingolstadt, dem Fraunhofer Anwendungszentrum so- wie dem Ingolstädter Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (AININ) möglich. Letzteres wurde bereits im April dieses Jahres mit der KU als Gründungsmitglied etabliert. Neben den drei von der Stadt Ingolstadt gestifteten Lehrstühlen soll der in Eichstätt angesiedelte Lehrstuhl für Wissenschaftli- ches Rechnen nach Ingolstadt verlegt werden. Hinzu kommt eine Tenure-Track-Professur für Data Science, die erst vor kurzem er- folgreich in einem bundesweiten Wettbewerb eingeworben wurde (siehe separater Beitrag auf dieser Seite). Zusammen mit den weite- ren Tenure-Track-Professuren der KU in den Bereichen Soziologie, Psychologie, Journalistik und Sprachwissenschaft werden Fragen der Digitalisierung über Fakultäten und Fächer hinweg untersucht. Für das neue Institut ist außerdem eine enge Zusammenarbeit des Instituts mit den Eichstätter Lehrstühlen für Statistik und Physische Geographie sowie dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät Ingolstadt geplant.