FahrRad 1/2017 | Page 64

Radwandern auf der GeoRoute Lippe
Literatur
Radwandern auf der GeoRoute Lippe
Neuer Reiseführer hat Erdgeschichte im Blick

Die Lippe im Norden des GeoPark

Ruhrgebiet war lange Zeit ein Fluss im Gebrauch der Anrainer, im 19. Jahrhundert auch als Wasserstraße. Dazu kamen radikale Umbauten zum Schutz vor Hochwasser. Doch seit den 1980er Jahren wandelt sich die Beziehung. Die natürliche Schönheit des Flusses und seiner Aue sowie der Wert als Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen sind zunehmend wichtig. Zahlreiche Projekte zur Renaturierung wurden und werden umgesetzt, ohne den Freizeitwert der Flussregion aus den Augen zu verlieren. Entlang der Lippe wie auch im Mündungsgebiet beiderseits des Rheins wurden und werden immer auch Rohstoffe gewonnen, was den Fluss und seine Umgebung ebenfalls bis heute maßgeblich mitgestaltet. An der Lippe ist beispielhaft sichtbar, dass diese Gewinnung naturverträglich umgesetzt werden kann und sogar wertvollen Lebensraum geschaffen hat.
Die GeoRoute Lippe vermittelt auf rund 300 km in besonderer Weise die Naturgeschichte der unteren Lipperegion in Verbindung mit der Nutzung ihrer natürlichen Ressourcen durch den Menschen. Ihre Strecke verläuft links und rechts der Lippe zwischen Ahlen in Westfalen und Sonsbeck am Niederrhein. Sie gliedert sich in eine Hauptroute von etwa 230 km und zwei Varianten von 25 und 40 km.
Über 100 Geostopps gibt es entlang der Route zu entdecken! Sie fokussieren auf die Erdgeschichte der Lipperegion und auf die hier vorkommenden Bodenschätze, ihre Entstehung und Bedeutung in Vergangenheit und Gegenwart: Tonnenschwere Findlinge und Moränenzüge sind die Zeugen einstiger Gletscher. Im Vorland der Gletscher entstanden entlang der Lippe bis heute landschaftsprägende Dünenfelder. Zahlreiche, teils wieder verfüllte Tongruben weisen auf die einstige Bedeutung der Ziegelindustrie hin, Kies wird heute in großem Stil am Niederrhein gewonnen. Trinkwasser wird aus den Halterner Sanden gepumpt. Sole wurde in Hamm und Werne erbohrt und für Kurbäder genutzt, das Mineral Strontianit im Raum Ahlen abgebaut, Raseneisenerz aus der Lippeaue in Lünen verhüttet und Sand aus den Lippeterrassen gebaggert, Sandstein in den Halterner Bergen gebrochen und und einiges mehr.
Die GeoRoute Lippe ist als Radwanderroute angelegt, kann aber genauso gut zu Fuß erwandert werden. Sie ist in Teilen keine bequeme Komfortroute! Steile Anstiege, schlechte Wegedecken, 5 % der Wege haben Naturboden, und auch kurze Schiebestrecken kommen vor.
Die Streckenführung ist ebenfalls nicht darauf ausgelegt, die kulturellen Sehenswürdigkeiten, Freizeitzentren oder Einkaufszonen einer Stadt oder Gemeinde
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