Extrablatt November 2012 | Page 6

6 7 7’000 Polizisten für Angela Merkel Der Euro ist gescheitert. Schengen / Dublin bringt weder mehr Sicherheit noch weniger Asylbewerber. Noch nie war die EU so zerstritten wie heute. Hier kann etwas nicht stimmen: Im Oktober besuchte die deutsche Bundeskanzlerin Athen. Noch nie in der Geschichte Griechenlands mussten für einen Staatsgast solche Sicherheitsmassnahmen getroffen werden. 7’000 Polizisten waren im Einsatz. Der Weg vom Flughafen bis ins Zentrum musste komplett abgesperrt werden. In der Innenstadt gab es Demonstrationen und Randale. Angela Merkel und Deutschland wurden mit Nazi-Schmähungen eingedeckt. Drei Tage später wird der EU der Friedensnobelpreis verliehen… Selbst EU-Anhänger glaubten zuerst an einen Aprilscherz. Man muss die Europäische Union nicht schlecht reden. Niemand hat e ­twas gegen eine wirtschaftliche Zusammenarbeit. Der Abbau von Zollschranken ist zu begrüssen. Eine Frei­ handelszone für Europa würden alle bürgerlichen Parteien unterstützen. Das gilt auch für eine massvolle Personenfreizügigkeit. Nur gehen die heutige Struktur und die Machtfülle der EU weit darüber hinaus, was am Anfang der europäischen wirtschaftlichen Zusammenarbeit stand. Mit dem Vertrag von Maastricht (1993) wurden die Weichen gestellt Richtung Vereinigte Staaten von Europa. Ein Projekt, das scheitern muss. Die gefährliche Bruchlandung mit dem Euro sollte Warnung genug sein. Wie steht es um die P ­ rophezeiungen von 1992? 1992 stand die Schweiz vor ihrer bisher wichtigsten Abstimmung. Auch wenn jetzt wieder der Ruf nach einem Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) laut wird: Der EWR bedeutet die Übernahme von bestehendem und künftigem EU-Recht. Mit dem EWR würde die Schweiz ihre Selbstbestimmung verlieren. Vor allem aber ist der EWR bloss als Warteraum und «Trainingslager» für einen späteren EU-Beitritt gedacht. Was die Prophezeiungen von 1992 taugen, zeigen zwei beispielhafte Zitate aus der EWR-Debatte im Nationalrat: Nationalrat Dumeni Columberg (CVP): «Vor allem aber möchte ich Sie vor Illusionen warnen, Illusionen, dass wir unseren hohen Wohlstand durch ein Abseitsstehen sichern könnten. […] Die Arbeitslosigkeit wird auch ohne EWR-Vertrag bestimmt grösser werden.» 1992 betrug die Arbeitslosigkeit in der Schweiz 3%. Heute sind es 2,8%. Ohne EWR. In der Eurozone herrscht Rekordarbeitslosigkeit: 11,4% oder 18,2 Millionen Menschen sind ohne Arbeit. Bei den Jugendlichen ist rund ein Viertel arbeitslos. Nächste EU / EWR-Abstimmung vor der Tür Es war ein Donnerschlag: Bei einer Rekordstimm­ eteiligung von 78,7% zeigten 50,3% der b S ­ timmenden und zwei Drittel der Kantone dem Vertrag über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) die kalte ­ chulter. So entschied sich am 6. Dezember 1992 die Schweiz überraschend für S die Eigenständigkeit der Schweiz und gegen die Einbindung in die Europäische ­ nion! U Darum ist unser Land nicht Mitglied der Europäischen Union. Der Segen dieses weisen Entscheides ist heute greifbar: Freiheit und Wohlfahrt haben sich in der Schweiz besser entwickelt als in der EU. Es herrscht praktisch Vollbeschäftigung, und zu­ sätzlich strömen seither Hundert­ tausende von Europäern in die Schweiz, weil sie hier Arbeit und bessere Lebensbedingungen finden. Die EU ein Projekt des Friedens? – Mitnichten! Die EU-Finanzkrise führt in vielen EU-Ländern zu schwersten Ausschreitungen. (Foto: Keystone) Nationalrat Ernst Mühlemann (FDP): «Wer in diesem Jahr an der Weltausstellung in Sevilla oder an der Olympiade in Barcelona Spanien erlebt hat, weiss, dass dort ein neuer Elan entstanden ist, der dieses Land in kurzer Zeit in den dritten Rang der wirtschaftlichen Stärke Europas führen wird.» In Spanien beträgt heute die Arbeitslosenquote 25,1%. So hoch wie in keinem anderen Land der Eurozone. Bei den jungen Menschen (bis 25 Jahren) sind sogar 52,9 % ohne Stelle. Faktisch ist das Land bankrott. Warum steckt der Euro in der Krise? Ob Maastricht-Vertrag, Personenfreizügigkeit, Schengen-Abkommen, Osterweiterung oder EU-Verfassung: Brüssel hat die Bürgerinnen und Bürger immer wieder von den wichtigsten Entscheidungen weitgehend ausgeschlossen. Auch der Euro wurde von oben verordnet und 2002 definitiv eingeführt. Die Einheitswährung sollte den Einheitsstaat vorwegnehmen. Noch 1999 schreibt der Bundesrat in seinem Integrationsbericht: Für den Beitritt zur Europäischen Union spreche überdies, «dass mit der Übernahme der Einheitswährung Euro […] das Risiko von schädlichen Spekulationen auf den Schweizer Franken dahinfallen würde». Heute steht die Euro-Zone vor dem Zerfall. Die Finanzmärkte legen nun offen, was schon im Kern falsch angelegt war. Man kann nicht so unterschiedliche Volkswirtschaften wie das Kleinstfürstentum Luxemburg, den Industriegiganten Deutschland und Larifari-Staaten wie Italien oder Griechenland unter eine Währung zwingen. Der Euro ist ein politisches Projekt – und dieses Projekt ist gescheitert. Was hat uns Schengen/Dublin gebracht? Vor ein paar Wochen wur H