Extrablatt November 2012 | Page 2

2 3 Ohne Medienfreiheit keine Demokratie Die Medienfreiheit ist ein zentraler Wert im liberalen Verfassungssystem: Sie ist unabdingbare Voraussetzung für eine freie, lebendige Demokratie. Doch in der Schweiz verhindern immer mehr gesetzliche Einschränkungen und staatliche Interventionen den Wettbewerb unter den Medien. Damit wird zwangsläufig auch der freie Diskurs der Meinungen eingeschränkt – verheerende Signale für eine direkte Demokratie. Gregor A. Rutz ist 40 Jahre alt, verheiratet und wohnhaft in Küsnacht (ZH). Er ist selbstständiger Unternehmer und wird am 26. November 2012 als Nachfolger von Bruno Zuppiger als Nationalrat vereidigt. Vor hundert Jahren hat das Bundesgericht festgestellt, es sei nicht nur Aufgabe der Presse, «dem Leser bestimmte, die Allgemeinheit interessierende Tatsachen zur Kenntnis zu bringen», sondern auch «über die Staatsverwaltung und insbesondere über die Verwendung der öffentlichen Gelder Aufschluss zu verlangen, allfällige Missbräuche im Gemeinwesen aufzudecken, usw.» (BGE 37 I 388). Ein weiser Entscheid. Unnötige Regulierungen Die damalige Feststellung ist heute Wunschtraum. Daran trägt die Politik jedoch mehr Schuld als die Medien. Im Gleichschritt mit der technischen Entwicklung der vergangenen dreissig Jahre entstand eine Vielzahl unnötiger Regulierungen. Es ist absurd: Während die neuen Technologien das Entstehen von Lokalradios, Regionalfernsehen oder auch Internetplattformen und sogenannten Social Networks möglich machten, bremst die Politik diese Entwicklungen, indem der Staat den neu entstehenden Markt bis ins Detail regeln und kontrollieren will. Konzessionen passen nicht in ein freies Land Die Tatsache, dass Radios und Fernsehen Konzessionen erhalten, welche nicht nur ein Sendegebiet definieren, sondern auch den Programmauftrag und die Kontrolle desselben festlegen, mag nicht recht in eine freie Demokratie passen – ebenso wenig dass die entsprechenden Medien mit Gebührenanteilen dann auch noch staatlich entschädigt werden. Fehlenden Wettbewerb kann man nicht mit «Medienförderung» beheben. Hierfür gibt es nur ein Rezept: Deregulierung. Und dieser Schritt ist im Bereich des schweizerischen Medienrechts mehr als überfällig. Mehr Einwanderung – weniger Lebensraum Im Stadtstaat Schweiz wird es immer enger: Manche Dinge will man gar nicht wissen. Man muss vielleicht in einer Stadt wie Lagos leben, um zu verstehen, was eine exponentiell wachsende Bevölkerung bedeutet. Lagos gilt als die am schnellsten wachsende Stadt der ­ Welt und laut dem Wirtschaftsmagazin «Economist» deshalb auch als eine jener Städte, in denen man am schlechtesten lebt. Die Menschen in Lagos leiden unter Abgasen, ­ ohnungsnot, schlechter W Versorgung, Müll, geschundener Gesundheit, Kriminalität und hoher Kindersterblichkeit. Die Infrastruktur der Stadt kann das Bevölkerungswachstum nicht tragen. Erschreckend ist, dass die Wachstums­zahlen der Schweiz gar nicht so stark von denen von Lagos weg sind. Die weltweiten Bevölkerungszahlen rasen nach oben. Seit 1900 hat sich die Weltbevölkerung von 1,5 Milliarden auf heute 7 Milliarden fast verfünffacht. Damit bleibt auch der Auswanderungsdruck infolge Armut hoch. Die Schweiz zählt dabei weltweit zu den attraktivsten Destinationen. Medienpolitik zugunsten der Freiheit Doch National- und Ständerat diskutieren derzeit über weitere Massnahmen zur Medienförderung. Wo führen Forderungen wie die «Sicherstellung von Qualität im Internet» hin? Jeder liberal gesinnte Bürger muss hellhörig werden. Gerade in der Medienpolitik ist das Engagement für die Freiheit derzeit besonders wichtig! Die Medienkonzentration in der Schweiz schreitet voran Neben der dominanten SRG im Radio- und Fernsehbereich wird auch die Presselandschaft mittlerweile von wenigen Verlagen beherrscht. Fünf grosse Verlagsgruppen (Tamedia, NZZ-Gruppe, Ringier, AZ Medien, Südostschweiz Medien) teilen die auflagenstärksten Titel in der deutschund französischsprachigen Schweiz unter sich auf. Ebenso mischen diese Sinkende ­Lebens­qualität Familie van Eijk aus Holland macht seit Jahren Ferien in der Ostschweiz. Dieses Jahr kam sie erstmals nicht. Nicht wegen des Eurokurses: «Wir sind gekommen, weil ihr nicht so dicht besiedelt seid, viel Raum für Natur habt und weil nicht Millionen Menschen auf engstem Raum Verlage teilweise bei den regionalen elektronischen Medien mit. Von den Grossverlagen unabhängige Medienerzeugnisse wie die Basler Zeitung und die Weltwoche bilden die Ausnahme. An diesen Medien ist der Verlag Tamedia beteiligt (Auswahl): Gastkommentar 20Minuten 20minutes Le Matin Le Matin Dimanche 24 heures Tribune de Genève Le Temps Tages-Anzeiger SonntagsZeitung Newsnet Zürichsee-Zeitung Zürcher Unterländer Bülacher Tagblatt Tagblatt der Stadt Zürich Der Glattaler Finanz und Wirtschaft Der Bund Berner Zeitung Thuner Tagblatt Berner Oberländer Auswahl der Beteiligun