Extrablatt März 2015 | Page 15

15 So sind die Probleme mit dem starken Franken zu meistern: Vorschriften entrümpeln und Arbeitsplätze sichern In der direkten Demokratie sei das Volk der Chef, lautet ein Bekenntnis des Aargauer SVP-Nationalrats und Unternehmers Hansjörg Knecht (55) aus Leibstadt. Beim Entscheid, den Euro-Mindestkurs aufzuheben, war aber vor allem T ­ homas Jordan als Direktoriumspräsident der Schweizerischen Nationalbank der Chef. Was nun? Knecht, der im Herbst für den Ständerat kandidiert und als Geschäftsführer und Mitinhaber der Knecht Mühle AG unternehmerische Verantwortung trägt, sieht nicht nur Probleme, sondern auch Handlungsmöglichkeiten. Extrablatt: Was halten Sie vom Entscheid der Nationalbank, der den Franken gegenüber dem Euro schlagartig um etwa 20 Prozent verteuerte? Knecht Mühle Hansjörg Knecht führt zusammen mit seinem Bruder bereits in vierter Generation den 1887 gegründeten Mühlebetrieb in Leibstadt (AG). Hansjörg Knecht: Aufgrund der internationalen Situation war die Aufhebung wohl unvermeidlich. Aber für die margenschwache Exportwirtschaft wird es sehr schwierig. Gewinnstarke Unternehmen können die Frankenaufwertung eher auffangen, weil die Rohstoffeinkäufe im Ausland günstiger werden. Nationalrat Hansjörg Knecht ist 55-jährig, verheiratet und wohnt in Leibstadt. Seine Hobbys sind Politik, Fussball und Jassen. Extrablatt: Befürchten Sie nun eine Rezession? Hansjörg Knecht: Die Schweizer Wirtschaft ist in einer soliden Verfassung, die Nachfrage ist gut und die Arbeitslosigkeit tief. Das Wirtschaftswachstum ist davon abhängig, wo sich die Aufwertung einpendelt. Entscheidend ist, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern und auf unsinnige Vorschriften zu verzichten. Extrablatt: Welche Verbesserungsmöglichkeiten sehen Sie konkret? Hansjörg Knecht: Die SVP hat ein umfassendes Deregulierungs- und Revitalisierungspaket vorgeschlagen. Ich nenne ein paar Stichworte: keine Vorschriften für Unternehmen wie Lohnpolizei oder Quotenregelungen, keine neuen oder höheren Steuern und Abgaben, Verzicht auf die Vorlage «Grüne Wirtschaft» und auf zusätzliche Als Unternehmer weiss Hansjörg Knecht, dass es noch viel Spielraum gibt, den Werkplatz zu entlasten und damit Arbeitsplätze in der Schweiz zu sichern. Überregulierungen im Umweltbereich, Abbau der flankierenden Massnahmen und stärkere Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, Abbau von Re­ gulierungen bei Landwirtschaft und G ­ ewerbe, aber auch im Bau- und Es gibt viel zu tun!  ­Umweltrecht, administrative Vereinfachungen bei Abrechnungen von AHV, BVG, Mehrwertsteuer usw. für Unternehmen, keine zusätzlichen Regulierungen und Abgaben im Bereich der Energiestrategie 2050, strukturelle An- passungen bei der Reform der Altersvorsorge ohne Steuererhöhungen und Leistungsausbau, Sanierungspakete für die Bundesfinanzen mit konsequenter Aufgabenüberprüfung und Personalplafonierung bei der öffentlichen Hand und schliesslich Stärkung des dualen Bildungssystems durch praxis- und wirtschaftsnahe Förderung des Berufsnachwuchses. Es gibt viel zu tun! Extrablatt: Was halten Sie vom Vorschlag, Löhne zu senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben? Hansjörg Knecht: In erster Linie sind die aktuellen Probleme durch Erbschaftssteuer schadet Am 14. Juni 2015 kommt die Erbschaftssteuer-Initiative an die Urne. Sie will eine neue nationale Steuer einführen. Erbschaften von über zwei Millionen Franken und Schenkungen von über 20’000 Franken pro Person und Jahr sollen mit 20 Prozent besteuert werden. Diese zusätzliche Steuer ist familienfeindlich und schadet Zehntausenden Familienunternehmen bei der Übergabe an die nächste Generation. bebetrieben und führt zur Vernichtung von Arbeitsplätzen. Nationalrätin Verena Herzog, Frauenfeld (TG) 23 Kantone haben die Erbschaftssteuer für Kinder und Enkel ganz abgeschafft. Die Initiative will diese kantonalen Entscheide umstossen und die Steuer für direkte Nachkommen durch die Hintertür – nun gar auf Bundesebene – wieder einführen. Erbschaften an die eigenen Kinder würden dann gleich besteuert wie jene an entfernte Verwandte oder Fremde. Das gefährdet das wirtschaftliche Überleben von Familien- und Gewer- Gefahr für den Werkplatz Einmal mehr wären die Leidtragenden dieser von linker Seite lanciertenVolksinitiative der Mittelstand und die Gewerbebetriebe. Vererbt zum Beispiel jemand sein Zweifamilienhaus mit einem Verkehrswert von 2,5 Millionen Franken an seine Tochter oder seinen Sohn, müssten sich diese verschulden, d ­ amit sie die 20% bzw. 100’000 Franken Steuerschulden bar bezahlen könnten. Und dies obwohl der Erblasser vorher über Jahre bereits Vermögenssteuern auf dieser Liegenschaft bezahlt hat. Arbeitsplätze gehen verloren Die Auswirkungen auf Familienunternehmen wären noch fataler, da gerade Familienunternehmen auf Eigenkapital und damit auf Vermögen angewie- sen sind. Das erwirtschaftete Geld steckt bei ihnen direkt im Betrieb, beispielsweise in Maschinen, Liegenschaften oder Fahrzeugen. Bargeld, um eine neue Steuer im Umfang von 20% zu bezahlen, ist praktisch nirgends vorhanden. Hat ein Unternehmer bzw. sein Nachfolger dieses Geld nicht, wäre er genötigt, Kredite aufzunehmen, auf Investitionen zu verzichten, Arbeitsplätze abzubauen oder schlimmstenfalls den Betrieb zu verkaufen. Es würde finanziell immer unattraktiver, einen Familienbetrieb weiterzuführen. Das bedroht Tausende KMU in ihrer Weiterexistenz, führt zur Vernichtung von Arbeitsplätzen und zu einem weiteren gravierenden Standortnachteil der Schweiz. Aus diesen Gründen lehnen alle bürgerlichen Parteien inklusive Bundesrat diese werkplatzfeindliche Initiative klar ab. Verzicht auf wirtschaftsfeindliche Ideen und eine Senkung der Steuern anzugehen, um die Produktionskosten zu senken. Aber personalintensive Branchen k ٹ