Extrablatt Februar 2013 | Page 14

14 15 Volksbefragung zu Familie und Bildung Die Schweiz eifert mit vielen Bildungsreformen einmal mehr dem Ausland nach, obwohl wir mit unserem dualen System, das ein Schwergewicht auf die Berufslehre legt, gute Erfahrungen gemacht haben. Die Jugendarbeitslosigkeit ist vergleichsweise tief. Die vielen Veränderungen an den Schulen gefährden nun aber das Bewährte. Die Schulen werden für zu viel verantwortlich gemacht: Wenn die Kinder zu dick sind, dann soll die Schule für gesunde Ernährung sorgen. Wenn die Kinder von den Eltern nicht aufgeklärt werden, dann braucht es Sexualunterricht. Wenn die Kinder nicht mit dem Computer umgehen können, so muss dies schon in der Unterstufe vermittelt werden. In unserem Land können wir, gerade was die Schule, aber auch die Familie und Gesellschaft betrifft, mitreden. In der Gemeindeversammlung, an der Urne oder auch durch Initiativen und Referenden. In diesem «Extrablatt» kommen verschiedene Positionen zu den Bereichen Schule, Familie und Gesellschaft zum Ausdruck. Uns interessiert jedoch insbesondere Ihre Meinung zu diesen Fragen. Teilen Sie uns diese mit und senden Sie uns den nachfolgenden Fragebogen zurück. Kommentar Nationalrat Adrian Amstutz, Unternehmer, Fraktionspräsident, Vater von drei erwachsenen Kindern, Sigriswil (BE) Wir haben es als Bürgerinnen und Bürger in der Hand, wie es weitergeht in unseren Schulen. Machen auch Sie als Eltern und engagierte Personen mit in Schul- und Gemeindebehörden, ergreifen Sie Referenden, starten Sie Initiativen und Petitionen. Nur so verhindern wir, dass praxisferne Bildungs­ theoretiker uns weiter in die vom Ausland kopierte und mit grosser Jugendarbeitslosigkeit verbundene Sackgasse führen und unsere Schulen verbürokratisieren. Ich befürworte folgende Massnahmen: Bitte kreuzen Sie alle Massnahmen an, die Sie unterstützen. Die kantonale Schulhoheit ist beizubehalten. Dies führt zu einem gewissen Wettbewerb der Kantone, insgesamt zu besseren Lehrmitteln und dank Methodenvielfalt zu besseren Schulen. Ein Lehrplan kann auch überkantonal Leistungsziele definieren, lässt den Lehrern den Weg zur Zielerreichung jedoch frei. Der kantonale Lehrplan hat sich am Streben nach Leistung und nicht an der Gleichmacherei zu orientieren. Berufsverbände und Unternehmen definieren, was sie von den Schulabgängern erwarten. Die Schule hat die Schüler darauf vorzubereiten, mit jährlichen Abschlussprüfungen und Noten. Die Schweiz soll das an der Praxis orientierte duale Berufsbildungssystem beibehalten und nicht immer mehr akademische Ausbildungen (Gymnasien, Universitäten) forcieren. Jeder Oberstufenlehrer soll die Berufswelt ausserhalb Das duale Berufsbildungssystem mit soliden, anspruchsvollen Berufslehren im Mittelpunkt ist das bewährte Mittel gegen Jugendarbeitslosigkeit. Es muss erhalten und gestärkt werden. In der Volksschule sollen die Klassen von eigenständig verantwortlichen Klassenlehrern geführt werden. In vielen Kantonen wurde das Klassenlehrer-System abgeschafft. Klassenlehrer können Schüler gesamthaft und besser beurteilen. Das Fachlehrer-System mit dem massiv überbordenden Einsatz von Heilpädagogen hat sich vielerorts nicht bewährt. des Bildungswesens aus persönlicher Erfahrung kennen. Viele Lehrer haben nie ausserhalb ihres Berufs gearbeitet. Dies wird durch den immer stärker akademisierten Ausbildungsweg über die pädagogische Hochschule verstärkt. Grundfertigkeiten wie Kopfrechnen, Lesen oder Schreiben sind durch regelmässiges Üben zu festigen. Die Volksschule hat Allgemeinbildung zu vermitteln. Die Fächervielfalt wird immer grösser. Fremdsprachen werden immer früher vermittelt. Auf der Strecke bleiben die Muttersprache in Wort und Schrift und das Einmaleins. Sexualkunde hat in der Primarstufe nichts verloren. Es ist Sache der Eltern, die Kinder aufzuklären. In der Primarschule wird, wenn Ereignisse dies als erforderlich erscheinen lassen, altersgerecht über Fragen der Sexualität in zurückhaltender, respektvoller und ideologiefreier Art und Weise diskutiert und dazu nötiges Wissen vermittelt. In der Oberstufe sollen Sexualität und Fortpflanzung als Schwerpunkt im Fach Biologie thematisiert werden. Leistungen sind auch durch klare Benotungen auszuzeichnen. Die Benotung schulischer Leistungen spornt an und hilft, frühzeitig Schwächen zu erkennen, um Verbesserungen zu ermöglichen. Schulleistungen sind deshalb zu benoten. Generelle Einführung einer Abschlussprüfung nach Unter- und Oberstufe. Schülerinnen und Schüler der Volksschule haben in der ganzen Schweiz Abschlussprüfungen zu bestehen, nämlich: • eine Abschlussprüfung am Ende des sechsten Schuljahres für die Niveauzuteilung in der Oberstufe • eine Abschlussprüfung nach dem neunten Schuljahr, welche Lehrmeistern als Qualifikationshilfe für Lehrlinge dient und das Lehr- und Ausbildungs- verhältnis auch salärmässig beeinflussen kann. Die Lücken im Grundwissen sind im Hinblick auf eine erfolgreiche Lehre zu stopfen. Zu Beginn des achten Schuljahres (zweites Oberstufenjahr) hat jeder Volksschüler eine Zwischenprüfung zu bestehen. So werden Lücken im Grundwissen erkannt. Diese sind in speziellen Gruppen im normalen Unterrichtsrahmen bis zum Ende der Schulzeit zu schliessen, nötigenfalls auf Kosten des Unterrichts in der zweiten Fremdsprache. Praktisch begabte Schüler sind benachteiligt. Gerade auch deshalb ist «Werken» in der Schule wieder einzuführen. Die Ausdünnung bis hin zur faktischen Abschaffung des Werkunterrichts hat negative Folgen für die handwerklichen Berufe und benachteiligt praktisch begabte Schüler. Lehrlingsbetreuer oder Werkmeister aus der Privatwirtschaft könnten im Rahmen von Projektwochen mithelfen, diese praktischen Fähigkeiten zu vermitteln. Es braucht keinen Verfassungsartikel über die Familienpolitik. Nach Vorstellungen vieler Politiker und Bildungstheoretiker sollen Kinder den Eltern möglichst früh entrissen werden, um sie in staatlichen Einrichtungen zu erziehen und auszubilden. Der gleichmacherische Ansatz führt zur Verstaatlichung von Kindern und Familien und löst Milliardenkosten aus. Die Erziehung der Kinder ist Sache der El tern. Die Unterstützung der Familien muss bedarfsgerecht und vor Ort gelöst werden. Kleinklassen oder auch Spezialklassen sollen dort, wo sie abgeschafft wurden, wieder eingeführt werden. Unter dem Vorwand der Chancengleichheit werden ausländische Schüler, welche nicht einmal unsere Sprache beherrschen, auf Biegen und Brechen in reguläre Klassen integriert. Das Gleiche gilt für Schüler mit grossen Lernschwierigkeiten, die früher in einer Kleinklasse unterrichtet worden sind. Dabei werden sie vom Tempo, mit dem die Inhalte vermittelt werden, oftmals überfordert, fristen in der Folge ein Aussenseiterdasein und werden ausgegrenzt. Die Grund- bzw. Basisstufe gehört abgeschafft oder gar nicht erst eingeführt. Die Grund- bzw. Basisstufe wird in verschiedenen Kantonen getestet. Die beiden Kindergartenjahre und die erste Klasse (Grundstufe) bzw. die beiden Kindergartenjahre und die ersten beiden Primarklassen (Basisstufe) werden dabei zusammengefasst. Die Einführung eines solchen Systems hat das Verschwinden des Kindergartens zur Folge. Das zwanghaft veranlasste altersdurchmischte Lernen hat sich nicht bewährt. Denn die Idee, verschiedene Altersstufen zusammenzulegen und gemeinsam zu unterrichten, führt in den oftmals schon sehr heterogenen Klassen zu grosser Unruhe. Die ständige Neumischung der Klassen erschwert zudem die Bildung eines Klassengeistes. Der Fremdsprachenunterricht hat erst in der Oberstufe zu beginnen. Es zeigt sich, dass Frühlerner gegenüber Schülern, die später mit Fremdsprachenunterricht beginnen, keinen echten Vorsprung erreichen. Schon nach kurzer Zeit werden Frühlerner mit zwei oder gar drei Jahren «Lernvorsprung» von den Spätlernern eingeholt. In der Primarstufe hat das Einüben der Muttersprache im Mittelpunkt zu stehen. Mein Vorschlag: Im Kindergarten ist in der Regel Mundart zu sprechen. Mundart ist ein wichtiger Teil unserer Kultur und Identität und hat deshalb einen gebührenden Platz im Bildungswesen einzunehmen. Hier aufwachsende Kinder aus fremdsprachigem Milieu können sich dank der Mundart besser integrieren. Damit ein sinnvoller, altersgerechter Spracherwerb sichergestellt wird, soll wie bisher im ersten Kindergartenjahr kein Unterricht in Standardsprache erfolgen und im zweiten Jahr nur in geringem Masse. Eltern, die ihre Kinder selber betreuen, muss für die Kinderbetreuung mindestens ein gleich hoher Steuerabzug gewährt werden wie Eltern, die ihre Kinder fremd betreuen lassen. Familien mit Kindern sind steuerlich zu entlasten. So bleibt ihnen genug zum Leben und die Freiheit zu entscheiden, wie sie ihre Kinder betreuen wollen. Allerdings dürfen diese Steuererleichterungen nicht nur Familien zugutekommen, die ihre Kinder fremd betreuen lassen. Auf diese Weise werden Eltern, die ihre Kinder selbst erziehen, steuerlich benachteiligt. Das darf nicht sein. Name / Vorname Strasse PLZ / Ort Telefon E-Mail Datum / Unterschrift Bitte zurücksenden an: SVP Schweiz Generalsekretariat Postfach 8252 3001 Bern Tel. 031 300 58 58 Fax 031 300 58 59 E-Mail [email protected] www.svp.ch