Extrablatt Februar 2013 | Page 12

12 13 Gespräch mit der Berner SVP-Nationalrätin und jungen ­ utter M Andrea Geissbühler über falsch verstandene ­ amilienförderung: F Eltern, die ihre Kinder selber erziehen, werden ­steuerlich diskriminiert! Einer für alle, alle für Einen Bundespräsident Ueli Maurer hat zu Jahresbeginn eine prägnante Kurzansprache gehalten, die wir hier im Wortlaut abdrucken. Ueli Maurer Bundesrat Ueli Maurer, Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) Kommentare «Wir Rentner Persönlich • Geboren am 1. Dezember 1950 • Verheiratet, 6 Kinder • Bürger von Adelboden (BE) und Hinwil (ZH) • Primar- und Sekundarschule • Kaufmännische Lehre haben Verantwortung getragen.» Bundespräsident Ueli Maurer setzt sich beim Besuch im Bundesbriefmuseum in Schwyz mit den Wurzeln unserer Schweiz auseinander: «Miteinander und füreinander, das ist die Grundlage für Sicherheit und Wohlstand». Hans Uhlmann, a. Ständerat, Jahrgang 1933, Bonau (TG) Die Solidarität zwischen den verschiedenen Generationen ist ein Gut, dem es Sorge zu tragen gilt. So hat die heutige Rentnergeneration vorwiegend selbstverantwortlich für ihre Kinder gesorgt, ohne Kindergeld, ohne Mutterschaftsversicherung, ohne Krankenkassenprämienverbilligungen usw. Die Zeiten ändern sich, das ist gut so. Aber die bewährten Grundwerte gilt es zu erhalten. Die Eltern sind verantwortlich für die Betreuung ihrer Kinder, auch die externe gegen Entgelt. Dies darf aber nur in Härtefällen auf Kosten der Allgemeinheit geschehen. In meinem grossen Bekanntenkreis stelle ich fest, dass viele von uns mit grosser Freude die tageweise Betreuung ihrer Grosskinder übernehmen – dies fördert erst noch den Kontakt unter den Generationen. «Es ist ein Privileg, Mutter zu sein und Kinder zu erziehen.» Jacqueline Kolly, Bäuerin, Mutter von sechs Kindern, Corbières (FR) In meiner Doppelrolle als Mutter und Bäuerin fühle ich mich absolut privilegiert. Es ist für mich ein grosses Glück, die Erziehung meiner Kinder und die Ausübung meines geliebten Berufes so kombinieren zu dürfen. Das Leben mit der Natur, die Nähe zu den Tieren und die Anwesenheit der Eltern sind sicherlich gewaltige Vorteile, welche Bauern ihren Kindern offerieren können. Dereinst Grossmutter zu werden und mich um meine Enkelkinder zu kümmern, ist mein Wunsch für die Zukunft. Zahlreiche junge Frauen entscheiden sich heute dafür, Mutter und Hausfrau zu sein. Diese Wahl gilt es genauso zu respektieren, wie jene, wenn sich Frauen dafür entscheiden, anderswo arbeiten zu gehen. «Die Mehrkosten in Milliardenhöhe tragen auch wir Singles.» Joël Thüring, 29 Jahre, Basel, Unternehmer und SVP-Grossrat (BS) Als Single-Mann freue ich mich, wenn sich Eheleute für Kinder entscheiden. Diese Entscheidung ist aber Privatsache. Wir brauchen keine «Staatskinder», deren Betreuung und Erziehung vollständig vom Staat geregelt wird. Die dadurch entstehenden Mehrkosten in Milliardenhöhe müssen wir alle tragen – auch diejenigen, die keine Kinder haben oder wollen. Deshalb: Ja zur Eigenverantwortung und Nein zum Staatseingriff. Nationalrätin Andrea Geissbühler mit Töchterlein Zoe. Sie setzt sich dafür ein, dass auch Eltern, die ihre Kinder selber betreuen, einen Steuerabzug machen können. Extrablatt: Im Herbst 2009 haben die eidgenössischen Räte beschlossen, es sei für die ­ rittbetreuung von D Kindern ein Abzug vom steuerbaren Einkommen von jährlich 10’000 Franken bei den Bundes- und Kantonssteuern zu gewähren. Die SVP-Fraktion wollte eine andere Regelung. Warum? Andrea Geissbühler: Weil dieses einseitige Konzept zur Familienförderung falsch und für Hunderttausende von Eltern, die ihre Kinder selber betreuen, steuerlich diskriminierend ist. Mit solchen Steuerabzügen fördert die Bundesversammlung ausschliesslich Doppelverdiener-Familien, die ihre Kinder in fremde Obhut geben und sie von bezahlten Dritten erziehen und betreuen lassen. Wer aber seine Kinder selber betreut und dafür auf einen Zweitverdienst verzichtet und sonstige Auslagen hat, geht leer aus und wird steuerlich krass benachteiligt. Welche Vorstellungen von steuerlich besserer Familienförderung haben denn Sie und die SVP? Als Berner Mutter darf ich an Jeremias ­ Gotthelf erinnern, der schrieb: «Im Hause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterland.» Auch für die SVP ist die Familie das Fundament unserer Gesellschaft. Aber die SVP setzt sich für die Stärkung der Eigenverantwortung ein und bekämpft jede Tendenz, elterliche Pflichten an den Staat abzuschieben. Darum hat die SVP als Reaktion auf den diskriminierenden Bundesbeschluss eine Volksinitiative eingereicht, die folgenden Verfassungsartikel zur Abstimmung unterbreitet: «Eltern, die ihre Kinder selber betreuen, muss für die Kinderbetreuung mindestens ein gleich hoher Steuerabzug gewährt werden wie Eltern, die ihre Kinder fremd betreuen lassen.» Ich glaube, Gotthelf hätte diese Initiative auch unterschrieben! Laufen Sie damit nicht Gefahr, einfach eine weitere Giesskannensubvention zu schaffen? Es gehört nach meinem Verständnis zu den familienpolitischen Grundgeboten, dass die Art der Kinderbetreuung aufgrund des Kindeswohls und nicht aufgrund von steuerlichen Voroder Nachteilen zu treffen ist. Nach gegenwärtigem Stand der Dinge hätten wir künftig in der Schweiz zwei Kategorien von Eltern. Eine, die ihre Erziehungs- und Betreuungspflichten an den Staat delegiert und dafür steuerlich belohnt wird, und eine zweite Kategorie, die von solcher Entlastung ausgeschlossen bleibt, weil sie selber zu ihren Kindern schaut. Dass dies nichts mehr mit Steuergerechtigkeit zu tun haben kann, leuchtet jedermann ein. Und auch familienpolitisch ist es falsch, ausgerechnet das Delegieren von Erziehungspflichten an den Staat steuerlich zu honorieren. Aber in den skandinavischen Ländern hat man doch mit solcher Familienpolitik gute Erfahrungen gemacht, oder nicht? Falsch! Tatsache ist, dass zum Beispiel Schweden überhaupt keine Steuererleichterungen für Familien gewährt. Andererseits gehen fast alle skandinavischen Länder den von der SVP ebenfalls als ri