Extrablatt Ausgaben Februar 2018 Extrablatt Kanton St. Gallen | Page 15

15 Kantonale Abstimmung vom 4. März 2018 Regierung führt Volk erneut an der Nase herum Erinnern Sie sich noch an die Volksabstimmung im September 2009? Damals stimmten die St. Galler Stimmbürgerinnen und Stimmbürger darüber ab, ob der Kanton neu Gebäude und Betriebskosten vom Stadttheater St. Gallen übernehmen soll. Nur 51.7 Prozent der Stimmenden sagten Ja zu dieser Vorlage. Die Regierung sagte damals, das Gebäude sei in einem guten Zustand. Es sei in den nächsten Jahren mit Investitionen von 8 bis 14 Millionen Franken zu rechnen. Nur wenige Jahre später zeigt sich, dass die St. Galler Regierung Schwerwiegendes verschwiegen hat. Die Sanierung kostet nun fast 50 Millionen Franken! Das Volk wurde getäuscht und einmal mehr an der Nase herumgeführt! Das Stadttheater ging im Jahr 2010 von der Stadt an den Kanton über (Volksabstimmung vom 27. Septem- ber 2009). Das Volk sagte zum Gesetz über Beiträge an die Genossenschaft Konzert und Theater St. Gallen ledig- lich mit 51.7 Prozent Ja. Kernpunkt der Vorlage damals war nicht der Bau, sondern die gesamten Kosten. Neu be- zahlt der Kanton pro Jahr fast 20 Mil- lionen Franken an den Betrieb von Konzert und Theater St. Gallen. Bei der damaligen Volksabstimmung hat die Regierung verschwiegen, dass das Gebäude in einem schlechten Zu- stand ist und bald saniert werden muss. Man hat also quasi der Stadt St.  Gallen ein altes Gebäude oder die «Katze im Sack» abgekauft und den Stimmbürgern nicht klaren Wein ein- geschenkt. In der Botschaft der Regie- rung vom 9. Dezember 2008 wurde zum Theater ausgeführt (Botschaft S.  16). «Obwohl das Gebäude regel- mässig unterhalten wurde, ist in den nächsten Jahren mit werterhaltenden Massnahmen zu rechnen. […] Diese Erneuerungskosten belaufen sich ins- gesamt auf grob geschätzte 8.5  Mio. Franken (Schätzung 2008).» Die Un- terhaltskosten beliefen sich in den letzten zehn Jahren auf jährlich rund 1  Mio. Franken. Die Aussagen zur Tonhalle (Botschaft S. 17) waren noch positiver. «Gemäss heutiger Einschät- zung besteht kein aufgestauter Unterhalts- und Erneuerungsbedarf.» Die durchschnittlichen Unterhalts- kosten wurden mit 100'000 Franken pro Jahr ausgewiesen. Doch, entgegen der damaligen Versprechen, infor- mierte die Regierung vor kurzem den Kantonsrat, dass auch bei der Tonhal- le grosser Sanierungsbedarf bestehe. « 2009 sagte die Regierung, das Theater sei in einem guten Zustand. Wenige Jahre spä- ter will sie es für fast 50 Millionen Fran- ken sanieren. Da ist doch etwas faul. » Auszüge aus dem Protokoll der vorberatenden Kommission aus dem Jahre 2009 Ausführungen von Christof Gämperle, damals Generalse- kretär des Baudepartemen- tes: «[...] Zur Frage, was der Kanton nun tatsächlich übernehme, kann folgendes gesagt werden: Das Theatergebäude habe einen Marktwert von rund 9.5 Mio. Franken, was bei einem Thea- ter eher ein hypothetischer Wert sei. Es gelte jedoch zu beachten, dass dieser Wert eher tief angesetzt sei und das Theater einen Substanzwert von rund 26