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Kantonale Abstimmung vom 4 . März 2018
Am 4 . März 2018 stimmen wir im Kanton St . Gallen über die Erneuerung und den Umbau des Theaters St . Gallen ab . Für fast 50 Millionen Franken soll das verwinkelte Gebäude renoviert werden – doch die Besucherinnen und Besucher werden kaum etwas davon merken . Zu 50 Millionen für neue Überzüge auf alten Stühlen sagen wir NEIN .
« Die Kulturförderung im Kanton St . Gallen läuft immer mehr aus dem Ruder . Gute Kultur lebt von interessierten und engagierten Bürgerinnen und Bürgern . Ich sage NEIN zu dieser überteuerten Sanierung eines einzelnen Theaters , das die Mehrheit der St . Galler Stimmbürgerinnen und Stimmbürger nur vom Hörensagen kennt .»
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Kantonale Abstimmung vom 4 . März 2018

NEIN zu 50 Millionen Franken für neue Überzüge auf alten Stühlen

Am 4 . März 2018 stimmen wir im Kanton St . Gallen über die Erneuerung und den Umbau des Theaters St . Gallen ab . Für fast 50 Millionen Franken soll das verwinkelte Gebäude renoviert werden – doch die Besucherinnen und Besucher werden kaum etwas davon merken . Zu 50 Millionen für neue Überzüge auf alten Stühlen sagen wir NEIN .

Die Regierung und eine Mehrheit des Kantonsrates wollten die grosse Sanierung des Theaters St . Gallen am Stimmvolk vorbeischmuggeln . Bei fast 50 Millionen Franken seien nur neun Millionen Franken wertvermehrend , der Rest sei werterhaltend . Dank dem Ergreifen des Ratsreferendums ( dafür braucht es 40 von 120 Stimmen im Kantonsrat ) durch die SVP , hat nun das Stimmvolk das letzte Wort , ob es einen so grossen Betrag für neue Überzüge auf alten Stühlen investieren will .
Vorlage ist ein teures Flickwerk mit wenig Mehrwert : Die Gäste werden kaum etwas sehen Die Bauvorlage ist ein teures Flickwerk . Das verwinkelte Gebäude wird für 50 Millionen Franken saniert , aber die Besucherinnen und Besucher werden wenig Mehrwert haben . So wird der Zuschauerraum kaum angetastet ,
die engen Sitze bleiben . Es ist jetzt schon absehbar , dass in wenigen Jahren erneut ein neuer Kredit für eine weitere Sanierung folgen wird . Aussagen , mit dieser Sanierungsvorlage könne der Theaterbetrieb für die nächsten rund 40 Jahre wieder unter guten Bedingungen und ohne weitere grosse Investitionen sichergestellt werden , gehören in das Reich der Märchen – die Regierung hat das Stimmvolk bereits im Jahr 2009 an der Nase herumgeführt ( siehe Seite 15 ). Neben dem Theater gehört auch die Tonhalle zu den Objekten , welche der Kanton im Jahr 2010 übernommen hat . Auch hier besteht laut neusten Aussagen von Regierung und Baudepartement Sanierungsbedarf . Dies , obwohl die Tonhalle 1993 totalsaniert wurde . Nach nur knapp 25 Jahren besteht bereits wieder Sanierungsbedarf ! Die Erneuerung des Theaters und der Tonhalle ist ein Fass ohne Boden .
Das Theater ist Teil einer verfehlten Eliten-Kultur-Förderung des Kantons Das Theater St . Gallen wird vom Kanton St . Gallen jährlich mit fast 20 Millionen Franken subventioniert . Die Stadt St . Gallen bezahlt pro Jahr 8.4 Millionen Franken , die umliegenden Kantone Thurgau und die beiden Appenzell zusammen 3.4 Millionen Franken . Dies macht eine jährliche Subventionierung des Theaters mit öffentlichen Geldern von 31.6 Millionen Franken . Der Gesamtaufwand des Theaters liegt bei 40 Millionen Franken . Damit liegt die öffentliche Finanzierung des Theaters St . Gallen bei 79 Prozent ( 21 Prozent Eigenfinanzierung , nicht 31.3 Prozent wie die Regierung auf Seite 5 ihrer Botschaft vorrechnet ). Die Regierung nimmt es entweder mit der Wahrheit nicht so genau oder hat ganz einfach Mühe mit dem Rechnen .
Eingangsbereich des Theaters St . Gallen
Teures Theater St . Gallen
Jährliche Subventionierung mit öffentlichen Geldern
31.6 Millionen Franken
Jährlicher Gesamtaufwand
40 Millionen Franken
Eigenfinanzierung
21 Prozent
Finanzierung durch Steuerzahler
79 Prozent
Jährliche Veranstaltungen
400
Durchschnittliche Kosten pro Veranstaltung
80 ' 000 Franken
Besucheranteil aus Ausland und anderen Kantonen
36 Prozent
Subventionierung jedes Eintritts
140 Franken
Fazit : Der « Büezer » im Toggenburg oder Sarganserland finanziert jeden Theaterbesuch der deutschen Professorengattin mit über 140 Franken mit ! Dies ist eine völlig verfehlte Eliten-Kultur-Förderung auf dem Buckel der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler !
Fast 10 Millionen Franken nur für Honorare – gaht ’ s no ?
Die Bauvorlage der Regierung sieht vor , dass über 7 Millionen Franken nur für Honorare von Architekten , Bauingenieuren , Bühnenplanern , Brandschutzplanern , Akustikern , Gastroplanern und Schadstoffexperten ausgegeben werden . Zusätzlich zu diesen 7.35 Millionen Franken Honorare kommen noch fast 3 Millionen Franken Honorare für Vorbereitungsarbeiten dazu . Diese unglaubliche Summe lässt erahnen , dass nicht nur kompliziert umgebaut werden soll , sondern auch mit der grossen Kelle angerührt wird .
Bei einem Bau von 49 Millionen Franken fast 10 Millionen Franken für Honorare ? Gaht ’ s no ?

« Die Kulturförderung im Kanton St . Gallen läuft immer mehr aus dem Ruder . Gute Kultur lebt von interessierten und engagierten Bürgerinnen und Bürgern . Ich sage NEIN zu dieser überteuerten Sanierung eines einzelnen Theaters , das die Mehrheit der St . Galler Stimmbürgerinnen und Stimmbürger nur vom Hörensagen kennt .»

Toni Brunner , Nationalrat , Ebnat-Kappel
Aussenfassade des Theaters St . Gallen