Extrablatt Ausgaben Februar 2018 Extrablatt Kanton Obwalden | Page 11

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Obwaldner Landwirtschaft – mehr als nur ein Wirtschaftszweig

Die SVP fordert eine Landwirtschaftspolitik , die im Interesse einer sicheren Versorgung unserer Bevölkerung mit einheimischen Produkten das Weiterbestehen der über 600 Bauernbetriebe in Obwalden ermöglicht .
Agrarmarkt & landwirtschaftliche Produktion Landwirte sind Unternehmer . Als solche richten sie ihre Produktion grundsätzlich nach den Bedürfnissen der Kundschaft aus . Dafür braucht es unternehmerische Spielräume , weshalb sich die staatlichen Vorschriften auf einen groben Rahmen beschränken sollen . Weitergehende Produktions- Reglemente sind Sache von Label-Organisationen , denen sich die Bauern freiwillig anschliessen können . Der Markt soll die erbrachten Leistungen bezahlen und über Erfolg und Misserfolg entscheiden . Der Gesetzgeber ist dafür verantwortlich , dass in einem Markt für alle Teilnehmer die gleichen Grundbedingungen herrschen . Bei einem Agrarfreihandelsabkommen mit der EU oder Südamerika würde der Schweizer Markt aufgrund völlig ungleicher Produktionsbedingungen verzerrt . Lohn- & Preisniveau , Vorschriften , Topografie , Klima und Grössenstrukturen sind sehr verschieden . Die SVP wehrt sich deshalb zusammen mit dem Bauernverband vehement gegen den Agrarfreihandel .
Einkommenssituation & Direktzahlungen Der durchschnittliche Landwirtschaftsbetrieb in Obwalden erwirtschaftet ein landwirtschaftliches Einkommen von rund 31 ‘ 000 Franken . Pro Vollzeitfamilienarbeitskraft entspricht das 19 ‘ 000 Franken . Aus ausserlandwirtschaftlicher Tätigkeit generieren die Betriebe zudem 32 ‘ 000 Franken . Das Haushalteinkommen von 63 ‘ 000 Franken stammt folglich nur zur Hälfte aus der Landwirtschaft 1 ) . Pro Betrieb werden rund 50 ‘ 000 Franken Direktzahlungen ausbezahlt . Im Vergleich mit dem Einkommen zeigt sich , dass die Direktzahlungen gebraucht werden , um überhaupt die Betriebskosten decken zu können . Die SVP Obwalden stärkt mit ihrer Politik diejenigen Elemente , welche das selbständige landwirtschaftliche Einkommen begünstigen und kostensenkend wirken .
Ernährungssicherheit Die Landwirtschaft hat den in der Verfassung verankerten Auftrag , die
Selbstversorgung mit hochwertigen und gesunden Produkten sicherzustellen . Die Bedeutung eines gewissen Selbstversorgungsgrades zeigt sich erst in Krisenzeiten . Es ist wichtig , dass dieser strategische Aspekt auch in Zeiten florierender weltweiter Nahrungsmittelmärkte nicht ausser Acht gelassen wird . Die SVP fordert deshalb auf die Schweiz bezogen einen Netto-
Selbstversorgungsgrad von klar über 50 Prozent .
Schutz der landwirtschaftlichen Nutzfläche Als problematisch erachtet die SVP den rasanten Verlust von landwirtschaftlicher Nutzfläche durch die rege Bautätigkeit . Zwischen dem grundsätzlich positiven Wirtschafts-
wachstum und dem Verlust von Kulturland besteht leider ein Zusammenhang . Aber auch die aus dem Ruder laufende jährliche Zuwanderung in die Schweiz von netto ungefähr 60 ‘ 000 Personen beansprucht viel Bauland . Die Lösung kann nur darin bestehen , die Netto-Zuwanderung wirksam einzuschränken und für die schon ansässige Bevölkerung auf der vorhandenen Baulandfläche kluge und lebensfreundliche Wohnkonzepte zu realisieren .
Berggebiet im Speziellen Soll der Kanton Obwalden auch in Zukunft für Landschaften mit blühenden Matten und weidenden Kühen bekannt sein , ist es erforderlich , dass die Landwirtschaft für ihre topografisch und strukturell erschwerten Produktionsbedingungen mit Direktzahlungen unterstützt wird . Das gilt vor allem für Betriebe im Berggebiet , welche in Obwalden die Mehrheit stellen . Auch das steht in der Bundesverfassung und die SVP macht sich stark dafür . Direktzahlungen sind keine « Almosen », sondern Abgeltungen für erbrachte ( Zusatz- ) Leistungen .
1 ) Quelle : Landwirtschaftsamt OW , Bericht « Beurteilung der finanziellen Situation der Obwaldner Landwirtschaftsbetriebe » August 2015
Kantonsrat Peter Seiler , Bauernpräsident Simon Niederberger

Wald , Forst- und Holzwirtschaft in Obwalden

Seit Menschengedenken leben in Obwalden Menschen und Wald in einer Symbiose . Die Bewohner fanden im Wald Bau- und Heizmaterial , er bot Schutz vor Naturkatastrophen und war nützlich bei der Nahrungsmittelbeschaffung .
Die moderne Zeit Der Wald geniesst unverändert hohe Bedeutung bei der Bevölkerung . Heute nutzt die Industrie den Wald als Bau- und Energielieferant , dem Menschen dient er als Sportarena und Erholungsraum . Er sorgt für saubere Luft , er ist unser wichtigster Wasserspeicher und mit der Wald- und Forstwirtschaft wird das Holzbaugewerbe entwickelt . Obwaldner Zimmereien und Holzbauer arbeiten schweizweit erfolgreich und sind ein wichtiger Pfeiler unserer Volkswirtschaft . Doch Globalisierung und freier Marktzugang führten zu hohem Preisdruck , womit öffentlichen und privaten Waldbesitzern die wirtschaftliche Grundlage entzogen wird . So ist die heutige Waldbewirtschaftung nicht mehr kostendeckend .
Subventionen für Sägewerk im Ausland In den europäischen Staaten werden Grosssägewerke jährlich mit hunderten Millionen Euro subventioniert . Dadurch wird der Wettbewerb massiv verzerrt . Ab 1990 führte die europaweite Überproduktion von Schnittholz zu einer « Holzschwemme ». Der starke Franken verstärkte den Importüberschuss von Holz die letzten Jahre wesentlich .
Brauchen wir Subventionen ? Der Schweizer Staat unterstützt die einheimische Holzwirtschaft finanziell nicht . Die bevorzugte Verwendung von einheimischem Holz bei öffentlichen Bauten jedoch wäre wirtschaftlich förderlich und zu begrüssen . Leider wurde diesem Anliegen der SVP beim Spitalneubau Sarnen nicht Rechnung getragen . Der Bettentrakt aus einheimischem Holz wäre nicht nur standortfördernd für das Gewerbe gewesen , sondern auch nachweislich gesundheitsfördernd und architektonisch erst noch innovativ . Die SVP wird sich weiterhin für die För-
Schutzwaldanteil pro Kanton
derung und Produktion von Schweizer Holz einsetzen .
Zukunft Holz Nur wer mit Schweizer Holz baut , unterstützt unsere Forst- und Waldwirtschaft nachhaltig . Der jährliche Holz-
verbrauch der Schweiz liegt mitsamt Importholz bei 10,5 Mio . m3 . Eine irisch-amerikanische Studie besagt , dass bis 2025 ein weltweiter Umsatz von 207 Milliarden Franken mit innovativen Leimholzplatten ( CLT ) erwirtschaftet werden könnte .
Zwei Schweizer Holz-Produktionsfirmen gehören zu den weltweit ersten , die massive Grossformatplatten aus Schweizer Holz entwickeln . Eine wegweisende Erfolgsgeschichte für moderne Holzbauten und komplett aus Holz gefertigte Hochhäuser . Zukunftsorientiert und nachhaltig können ganze Städte aus Holz entstehen ;
unser Wald wird attraktiver . Der Lebenskreis Holz würde wieder an Bedeutung gewinnen . Der Kanton Obwalden würde profitieren : vom Wald bis zum Holzbauer .
Kantonsrat Bärti Sigrist
Quelle : BAFU
Haben Sie das gewusst ?
· Die Holzernte in der Schweiz belief sich 2015 auf rund 4.55 Mio . m 3 . Das sind rund 7 % oder 360 000 m 3 weniger als im Vorjahr .
· Jedes Jahr wachsen in der Schweiz 10 Mio . m 3 Holz nach .
· Ohne den Wald zu übernutzen , könnten jährlich 7 bis 8 Mio . m 3 Holz geerntet werden .
· Der jährliche Holzverbrauch der Schweiz liegt mitsamt Importholz bei 10,5 Mio . m 3 .
· Gut 45 % des Waldes haben eine Schutzwirkung ( z . B . vor Steinschlag oder Lawinen ): Das sind ca . 6 ’ 000 km 2 Wald .
· Wald schützt etwa 130 ’ 000 Gebäude und mehrere Tausend Kilometer Verkehrswege .
· Der Wert der Schutzwirkung des Waldes liegt bei ca . CHF 4 Mrd ./ Jahr .
· Rund 40 % des Trinkwassers stammen aus dem Wald .
· Etwa die Hälfte aller Grundwasserschutzzonen der Schweiz liegt im Wald .
· Die Filterwirkung erspart Wasseraufbereitungskosten ( ca . CHF 80 Mio ./ Jahr ).
· Der Wert der Erholungsleistung Wald wird auf CHF 2 bis 4 Mrd . geschätzt .
· Rund 5 % der Schweizer Waldfläche sind Reservate .
· Im Schweizer Wald stehen ca . 535 Mio . Bäume , was pro Einwohner / in 66 Waldbäume ergibt .
· Die Nutzungsmenge liegt 7 % unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre .
· Die Inlandproduktion von Rohstoffen fällt 2015 um 5 %
· Der Anteil energetisch verwendeter Rohstoffe beträgt 58 %. Knapp ein Viertel geht in die Papier- und Plattenindustrie und 13 % in die Herstellung von Massivholzprodukten .
Quelle : BAFU – Jahrbuch Wald und Holz 2016