EA : Wie sind Sie in die Edelstahlbranche gelangt ? MW : Durch die beruflichen Aktivitäten meiner Familie bin ich früh mit der Materie in Berührung gekommen und sozusagen mit Vorwissen behaftet . Seit 2003 bin ich im technischen Vertrieb für BIN- DER EDELSTAHL tätig . Der damalige Geschäftsführer Ortwin Binder suchte einen technischen Vertriebler mit Vertriebserfahrung und technischem Hintergrund , für den das Lesen von Zeichnungen nicht fremd sein sollte .
EA : Was macht für Sie die Faszination von Edelstahl aus ? MW : Edelstahl ist ein sehr vielfältiger Werkstoff , sehr langlebig und mit einer fast unbegrenzten Anwendungsmöglichkeit . Es findet sich kaum eine Branche ohne Anwendung von Edelstahl . Auch vom Blickwinkel der Nachhaltigkeit betrachtet , ist Edelstahl faszinierend . Wir sind auf dem besten Wege hin zu einer CO-freie Herstellung .
EA : Was ist heute Ihre Aufgabe ? MW : Als technischer Vertrieb und Außendienst betreue ich Kunden in Deutschland und im deutschsprachigen Ausland . Ein Großteil meiner Tätigkeit betrifft die Neukundenakquise . Bei BINDER EDELSTAHL haben wir die besondere Situation , dass viele Kunden Einmalkäufer
|
sind , die genau einmal ein Projekt mit einem besonderen Bedarf haben , bei dem eine Komponente dem Produkt- und Leistungsangebot von BINDER EDELSTAHL entspricht . Ich bin also immer auf der Suche nach neuen Kunden . Wir können nicht darauf hoffen , dass wir zufällig im Internet gefunden werden . Bei meinen Besuchen treffe ich oft auf Techniker und Ingenieure ; gemeinsam betrachten wir Neukonstruktionen von Anlagen und Maschinen , Zeichnungen oder begehen die Fertigung . Ziel ist es , die Schnittstelle vom Endkunden zu BINDER EDELSTAHL zu finden : Welche Komponente kann vom Endkunden ausgegliedert und durch BINDER gefertigt und geliefert werden ? Damit grenze ich auch direkt ab , ob Bedürfnisse und Anforderungen zu BINDER EDELSTAHL passen oder auch nicht .
EA : Wo sehen Sie die größte Herausforderung in Ihrem Bereich ? MW : Wir haben nach Corona eine andere Welt . Gerade in großen Unternehmen sind viele Mitarbeitende ins Homeoffice gewechselt – sie für einen Kundentermin zu treffen , gestaltet sich sehr schwierig . Dann kommt das Zeitproblem hinzu : Die Menschen werden von ihrer Arbeit absorbiert und haben keine Zeit für das „ Drumherum “. Ich
|
muss es also schaffen , die Firma BINDER EDELSTAHL in wenigen Sätzen interessant zu machen . Zudem erlebe ich einen dramatischen Personalwechsel . Diese neue Generation von Mitarbeitenden für unsere Produkte zu begeistern , ist sehr herausfordenrd . Ich stelle fest , dass sich Händler und Endkunden immer weiter entfremden . Meine Überzeugung ist , dass Geschäfte zwischen Menschen gemacht werden . Die Tendenz zu Webshops und Informationsrecherche im Internet oder über LinkedIn macht es einem Anbieter von komplexen und erklärungsbedürftigen Produkten wie den unseren sehr schwer , gesehen zu werden . Unsere Produkte werden durch die modernen ERP-Systeme nicht abgebildet , da sie zu speziell sind . |
Markus Wicke . Foto : Privat
EA : Sie arbeiten in einem Familienunternehmen . Welche Vorteile sehen Sie ? MW : Ich fühle mich sehr wohl bei BINDER EDELSTAHL und schätze mich sehr glücklich , für ein Familienunternehmen arbeiten zu können . Für mich bedeutet das konkret eine schlanke Hierarchie und kurze Wege . Ich kann meine Geschicke selber lenken und habe Freiheit sowohl in der Gestaltung und Ausübung meines Berufs als auch beim Treffen von Entscheidungen . Meine Arbeit wird geschätzt , und ich freue mich , dass mein Rat auch außerhalb meines Tätigkeitsbereichs
|
hinzugezogen wird , so zum Beispiel im Marketing .
EA : Worauf sind Sie stolz ? MW : Eine schwierige Frage ! Ich übe meinen Beruf mit dem Herzen aus . Ich bin leidenschaftlich und gern im Vertrieb tätig , aber den Begriff „ Stolz “ bringe ich nur ungern mit meinem Beruf in Verbindung .
EA : Wofür „ brennen “ Sie ? MW : Ich würde mich als weltoffen und kunstinteressiert bezeichnen , aber ein richtiges Hobby , dem ich mit Leidenschaft nachgehe , das habe ich nicht . Ich brenne für meinen Beruf ( Lacht .). Ich kann mir zum Beispiel nicht vorstellen , eher aufzuhören , ich übe meinen Beruf einfach gerne aus .
EA : Wobei können Sie am besten abschalten und entspannen ? MW : In der Natur kann ich auch abseits der Firma in Gedanken schweifen . Ob Strandspaziergang oder Bergwanderung – Hauptsache draußen . Gerne bin ich in den Niederlanden unterwegs und auf dem Rad . Ich lebe im Ruhrgebiet , dort gibt es durch die Umwandlung der alten Zechenbahntrassen ein unglaublich tolles Radwegenetz .
|