KOLUMNE
Echte Weihnachten
Text: Angela Aicher
Weihnachten. Das Fest der Liebe, der Geschenke
und des Glitzerns, der Lichter und der Panikattacken, wenn der 24ste mal wieder viel zu schnell
da ist. Wenn der Mann in der Parfümerie steht
und nicht mehr weiß, wie der Duft seiner Frau
heißt. Die Frau zu den Socken noch schnell ein
Rasierwasser mitnimmt. Die Oma doch nur einen
Gutschein für die Enkelin kauft, weil die alle 5 Minuten einen neuen Wunsch hat. Der ganz normale Weihnachtswahnsinn in der Beautyabteilung,
in der die Suche nach der Sandelholzseife für
Opa an Heiligabend um 13 Uhr zum existenziellen Problem wird. Vorbeugend geben wir auf
den folgenden Seiten kleine Tipps, was Sie ihren
Lieben unter den Baum legen könnten.
Am Weihnachtsabend dann werden nach all der
Hektik sicher auch wieder die Augen glänzen.
Die der Kleinen vor Freude über ganz viel Päckchen, die der Eltern über die Freude der Kinder
und auf manchen Teenageraugen glänzt der
neue Lidschatten. Die jungen Mädchen von heute haben inzwischen oft das Make-up Arsenal
eines Profivisagisten und es ist verblüffend, was
man durch Youtube-Tutorials alles lernen kann!
Selbst ich lasse mich durch manch eines der Videos einer 19jährigen Bloggerin inspirieren, mal
was Neues auszuprobieren. Da wird contouriert,
geblendet, gebaked, Wimpern geklebt und irgendwelche Tressen in die halbstundenlang geglätteten Haare gebastelt, bis das Ergebnis fast
an die künstliche Welt der Kardashians und anderer Promis erinnert.
Unter diesen ganzen Schichten an Concealer,
Camouflage, Rouge, Puder und Foundation ist
der Wimpernkleber wahrscheinlich noch das
natürlichste Produkt, besteht er doch meist aus
Mastixharz. Aber mit Biomakeup unter dem
Baum wird man bei den Schminkmäusen kaum
Begeisterung auslösen, lässt es sich doch nicht
so wild damit arbeiten wie mit den Produkten, in
denen die Chemie vorherrscht.
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ECOenVIE Nr. 15
Ist Natürlichkeit out? Sind wir so an die überschminkten, bis zur Unkenntlichkeit mit Make-up
und Photoshop veränderten Gesichter der Stars
gewöhnt, dass ein ungeschminktes, natürliches
Gesicht schon auffällt? Haben wir den Bezug
zum Normalen verloren? Wenn schon der neue
Trend zu etwas Achselbehaarung bei Teenies
echten Ekel hervorruft? Und Beine rasiert werden, obwohl nur Kinderflaum wächst?
Sollte an Weihnachten nicht etwas anderes
zählen als die perfekte Fassade? Einfach sein,
wie man ist und auf alles Künstliche verzichten? Gerade angesichts vieler Menschen, die
zur Zeit ohne Heimat und Familie sein müssen,
ist der Gegensatz zur glitzernden Welt in der
Parfümerien, des Päckchenpackens, des vorweihnachtlichen Schenkstresses zu den gerade
so Überlebenden riesig. Dank der vielen freiwilligen Helfer wird es vielleicht gelingen, diese
Gegensätze zu überbrücken. Auch mit einigen
unseren Geschenktipps können sie nicht nur
ihren Lieben, sondern auch anderen Menschen
eine Freude machen. Damit Weihnachten nicht
ein künstlich an den Haaren herbeigezogenes
und sinnentleertes Spektakel wird, sondern
echte Freude, etwas Frieden und wahre Herzlichkeit Einzug in unserem Leben halten. In diesem Sinne wünsche ich allen frohe, gesegnete
Feiertage!
Eure Angi