Dynamo Dresden Kreisel - Ausgabe 16 | Page 39

auch ganz offen abgesprochen. Darauf habt ihr als Mannschaft mit einem offenen Brief deutlich reagiert. Warum war euch das so wichtig? Das war etwas, was bereits länger in der Mannschaft schwelte. Es ging ja schon einige Tage und Wochen vorher los. Da wurde etwa berichtet, dass der Verein uns Spielern nicht genug Trainingsgeräte bereitstellen könnte, während bei Dynamo alles dafür gegeben wurde, um allen und allem gerecht zu werden. An dieser Stelle muss ich daher einfach auch mal unseren Teammanager Martin Börner hervorheben, der zum Beispiel jedem Spieler ein Spinning-Bike in die Wohnung geschleppt hat und für uns – wie alle anderen Betreuer und Mitarbeiter – rund um die Uhr erreichbar ist. „Mein Fokus gilt im Moment vielmehr jeder Trainingseinheit. Da haue ich mich voll rein, gebe Gas und dann werden wir sehen, was kommt.“ Es ging euch bei der Richtigstellung also nicht nur um euch Spieler? Es geht dabei um den ganzen Verein. Es wurden zum einen alle bei uns im Sport Beteiligten in ein Licht gestellt, in das wir nicht reingehören, zum anderen wurden falsche Dinge als Fakten präsentiert. Und das wurde dann oft damit unterlegt, dass dies Insider-Informationen wären. Da frage ich mich einfach: Mit wem wurde denn da bitte geredet? Zumal Dynamo die Vorgaben, Richtlinien und Maßnahmen seit Tag eins äußerst gewissenhaft umsetzt … Genau das ist der Punkt. Ich werde den Teufel tun und für uns Fußballspieler um Mitleid betteln, aber es kann sich jeder sicher sein, dass wir bei Dynamo alle einen unglaublich hohen Einsatz zeigen, dem DFL-Konzept gerecht zu werden. Wir wollen die Saison sportlich zu Ende bringen. Du selbst bist einer der Erfahrensten in der Mannschaft. Wie kannst du den Jungs aktuell Hilfestellungen leisten? Ich will vor allem als gutes Beispiel vorangehen, die Umsetzung der Vorgaben vorleben. Ich habe allerdings gar nicht das Gefühl, dass irgendjemand in der Mannschaft diesbezüglich Hilfe bräuchte. Jeder Spieler setzt die DFL-Maßnahmen sehr akribisch um. Man merkt bei dir stets, dass du deine eigenen Interessen hinten an und dich jederzeit voll in den Dienst der Mannschaft stellst. Wie siehst du deine persönliche Situation bei Dynamo? Dein Vertrag läuft zum Saisonende aus. Natürlich habe ich das auch irgendwo im Hinterkopf, zumal das Saisonende absehbar ist. Aber mit der Planungssicherheit ist es im Fußball ja immer so eine Sache. Hinzu kommt die aktuelle Situation, in der die Vereine nur schwer planen können. Keiner weiß genau, wann und wie es mit der neuen Saison weitergeht. Mein Fokus gilt im Moment vielmehr jeder Trainingseinheit. Da haue ich mich voll rein, gebe Gas und dann werden wir sehen, was kommt. Ein großes Faustpfand bei Dynamo waren und sind die eigenen Fans. Auf die müsst ihr in den restlichen neun Spielen verzichten. Was macht das mit euch? Ich persönlich finde das total traurig. Ich sehe aktuell aber leider keine Alternative. Trotzdem: Wenn man vor 30.000 Menschen Fußball spielt, erzeugt das etwas in deinem Körper, was man bewusst nicht steuern kann. Ich denke, es sind sich alle einig, dass Fußball ohne Zuschauer in dieser absoluten Ausnahmesituation nur eine Überbrückung sein kann. Fußball ohne Fans ist nicht mal halb so viel wert. Dennoch ist die Unterstützung der Anhänger ungebrochen. Spürt ihr das als Mannschaft trotz dessen, dass die Nähe nun zwangsläufig fehlt? Wir bekommen das mit, wenn auch in anderer Form als bisher gewohnt. Wir haben bisher immer einen sehr engen Umgang miteinander gepflegt – egal ob in den Trainingslagern, am Spieltag oder rund um die Trainingseinheiten. In der aktuellen Situation ist das nicht mehr möglich und doch merken wir, dass Mannschaft und Fans ganz eng zusammenstehen, ein zusammengeschworener Haufen sind. Denn am Ende geht es auch jetzt nur gemeinsam. 39