auch ganz offen abgesprochen. Darauf habt ihr
als Mannschaft mit einem offenen Brief deutlich
reagiert. Warum war euch das so wichtig?
Das war etwas, was bereits länger in der Mannschaft
schwelte. Es ging ja schon einige Tage und
Wochen vorher los. Da wurde etwa berichtet,
dass der Verein uns Spielern nicht genug Trainingsgeräte
bereitstellen könnte, während bei
Dynamo alles dafür gegeben wurde, um allen und
allem gerecht zu werden. An dieser Stelle muss
ich daher einfach auch mal unseren Teammanager
Martin Börner hervorheben, der zum Beispiel
jedem Spieler ein Spinning-Bike in die Wohnung
geschleppt hat und für uns – wie alle anderen
Betreuer und Mitarbeiter – rund um die Uhr
erreichbar ist.
„Mein Fokus gilt im Moment
vielmehr jeder Trainingseinheit.
Da haue ich mich voll rein, gebe
Gas und dann werden wir sehen,
was kommt.“
Es ging euch bei der Richtigstellung also nicht
nur um euch Spieler?
Es geht dabei um den ganzen Verein. Es wurden
zum einen alle bei uns im Sport Beteiligten in ein
Licht gestellt, in das wir nicht reingehören, zum
anderen wurden falsche Dinge als Fakten präsentiert.
Und das wurde dann oft damit unterlegt,
dass dies Insider-Informationen wären. Da frage
ich mich einfach: Mit wem wurde denn da bitte
geredet?
Zumal Dynamo die Vorgaben, Richtlinien und
Maßnahmen seit Tag eins äußerst gewissenhaft
umsetzt …
Genau das ist der Punkt. Ich werde den Teufel tun
und für uns Fußballspieler um Mitleid betteln,
aber es kann sich jeder sicher sein, dass wir bei
Dynamo alle einen unglaublich hohen Einsatz
zeigen, dem DFL-Konzept gerecht zu werden. Wir
wollen die Saison sportlich zu Ende bringen.
Du selbst bist einer der Erfahrensten in der
Mannschaft. Wie kannst du den Jungs aktuell
Hilfestellungen leisten?
Ich will vor allem als gutes Beispiel vorangehen,
die Umsetzung der Vorgaben vorleben. Ich habe
allerdings gar nicht das Gefühl, dass irgendjemand
in der Mannschaft diesbezüglich Hilfe
bräuchte. Jeder Spieler setzt die DFL-Maßnahmen
sehr akribisch um.
Man merkt bei dir stets, dass du deine eigenen
Interessen hinten an und dich jederzeit voll in
den Dienst der Mannschaft stellst. Wie siehst du
deine persönliche Situation bei Dynamo? Dein
Vertrag läuft zum Saisonende aus.
Natürlich habe ich das auch irgendwo im Hinterkopf,
zumal das Saisonende absehbar ist. Aber
mit der Planungssicherheit ist es im Fußball ja
immer so eine Sache. Hinzu kommt die aktuelle
Situation, in der die Vereine nur schwer planen
können. Keiner weiß genau, wann und wie es mit
der neuen Saison weitergeht. Mein Fokus gilt im
Moment vielmehr jeder Trainingseinheit. Da haue
ich mich voll rein, gebe Gas und dann werden wir
sehen, was kommt.
Ein großes Faustpfand bei Dynamo waren und
sind die eigenen Fans. Auf die müsst ihr in den
restlichen neun Spielen verzichten. Was macht
das mit euch?
Ich persönlich finde das total traurig. Ich sehe
aktuell aber leider keine Alternative. Trotzdem:
Wenn man vor 30.000 Menschen Fußball spielt,
erzeugt das etwas in deinem Körper, was man
bewusst nicht steuern kann. Ich denke, es sind
sich alle einig, dass Fußball ohne Zuschauer in
dieser absoluten Ausnahmesituation nur eine
Überbrückung sein kann. Fußball ohne Fans ist
nicht mal halb so viel wert.
Dennoch ist die Unterstützung der Anhänger
ungebrochen. Spürt ihr das als Mannschaft trotz
dessen, dass die Nähe nun zwangsläufig fehlt?
Wir bekommen das mit, wenn auch in anderer
Form als bisher gewohnt. Wir haben bisher
immer einen sehr engen Umgang miteinander
gepflegt – egal ob in den Trainingslagern, am
Spieltag oder rund um die Trainingseinheiten.
In der aktuellen Situation ist das nicht mehr möglich
und doch merken wir, dass Mannschaft und
Fans ganz eng zusammenstehen, ein zusammengeschworener
Haufen sind. Denn am Ende geht
es auch jetzt nur gemeinsam.
39