Dynamo Dresden Dynamo Kreisel zum 4. Dresdner Traditionstag | Page 54

Interview Fußball getragen hat. Julian ist auf dem Weg und hat einzig das kleine Problem, dass er noch jung an Jahren ist und zwangsläufig noch ein bisschen Erfahrung braucht. Mit Jürgen Klopp habe ich mich regelmä- ßig schön in den Haaren gehabt. Trotzdem, was er in Dortmund und vor allem jetzt in Liverpool leistet und entwickelt hat, ist außerge- wöhnlich. Deshalb hätte ich es gerne mal erlebt, mit ihm enger zu arbeiten. Sie kennen als Insider die Struktur und die Hierarchie von Borussia Dortmund. Was kann sich ein Verein wie Dynamo Dresden beispiels- weise von der Verteilung der Kompetenzen abschauen? Das ist wirklich schwer, weil ich in Dortmund auch den Tagesablauf nicht so mitbekomme. Im Verhältnis zu Dynamo Dresden noch viel weniger, weil ich bei „Mingus“ auch nicht weiß, wo er sich überall aufreibt. Das ist immer sehr schwer zu vergleichen. Man muss Borussia Dortmund ein wirklich großes Kompliment aussprechen. Hans- Joachim Watzke und Michael Zorc haben den Verein sehr lange stark geprägt und sportlich sowie wirtschaftlich erfolgreich präsentiert ha- ben. Und speziell Sebastian Kehl mit herein und nah an die Mannschaft zu nehmen, war wichtig. Die Bedürfnisse rundherum nehmen immer mehr Einfluss, aber viele Vereine wollen letzten Endes nicht organisieren, dass das auch gefiltert wird und Leute die Philosophie in die Mannschaft tragen. Also Veränderungen ja, aber nicht in der Organisation des Vereins. Und darauf hat Borus- sia Dortmund reagiert. Ich würde das Dynamo Dresden insgesamt wünschen, von Menschen so geprägt zu werden, wie ich es da erlebe. Immer weiter ansteigende Gehälter, Prahle- reien auf Social Media, Fußballer werden zu eigenen Marken, Goldsteaks beim Wochen- endtrip am Persischen Golf … Sehen Sie eine Gefahr, dass sich die Menschen in der Zukunft vom Profifußball abwenden könnten, wenn die Kapitalisierungsprozesse nicht ein Stück weit eingebremst werden? Alles unterliegt einem Prozess. Manchmal in einem guten und manchmal in einem negativen. Aber alles, was die Menschen bei diesem Spiel spüren, hat einzig und allein die Ursache in der Liebe zum Spiel. Und die Bestandteile, die Sie ge- rade beschrieben haben, sind so unnötig wie ein Kropf, aber die Liebe zum Spiel ist das Wesentli- che. Egal, welches Steak man isst, egal, welches Trikot man wie oft verkauft – der Ursprung von allem ist was elf-gegen-elf auf dem Platz stattfindet. Und solange das nicht zerstört wir, kann die Liebe zu diesem Spiel nicht verhindert werden. Sie sind ein Intellektueller des Fußballge- schäfts. Wo sehen Sie ihre berufliche Zukunft? Können Sie sich vorstellen, noch mal ins Tagesgeschäft als Trainer, Sportdirektor oder Vorstand zurückzukehren? 54