Draft: Lösungsheft für Stiftungen Lösungsheft für Stiftungen | Page 22

Thomas Peters hat sich in Brasilien in Gegenden bewegt, in die man nicht mit dem Taxi gelangt, weil die Fahrer davor zurückschrecken. ­ ontoauszug Zinsen für geparkte Liqui- K dität abgebucht werden, das Stiftungs- vermögen also geschmälert wird, spätes- tens dann dürften viele Geschäftsführer anfangen, sich ernsthafte Gedanken über die Zukunft ihrer Fördertätigkeit zu machen. Peters: Die kleinen Stiftungen haben das Problem eher nicht. Die Frage ist, wo die Banken anfangen, Strafzinsen zu verlangen. Und wenn der Negativ- zins bei Beträgen oberhalb von 100.000 Euro beginnt, dann ist das für kleine Stiftung nicht problematisch, da sie da- runter liegen. Und falls der Betrag doch überschritten wird, muss der Vorstand ein zweites Konto bei einer anderen Bank eröffnen oder ein drittes Konto, um das zu vermeiden. diesen muss man durch Taten abmil- dern, Stichworte sind hier sicher bereits erwähnte Anlagerichtlinie oder eben Dokumentation der Entscheidungs- grundlage zu einem Investment, auf was auch die Stiftungsaufsichten immer wieder hinweisen. Hier tasten sich aber viele Stiftungen heran. Viele haben den- noch Angst, sich zum Beispiel mit Ak- tien auseinanderzusetzen. Ähnlich ist es bei Stiftungs- oder Mischfonds, die eine nennenswerte Aktienquote aufgebaut haben. Würde die Informationsrecher- che zu einem dieser Investments sauber dokumentiert, wäre das schon die halbe Miete. Beier: Das Problem ist, dass man in Deutschland schon mit 50.000 Euro eine Stiftung gründen kann. Der Vor- stand einer Stiftung muss dafür sorgen, dass die Zweckerfüllung dauerhaft ge- währleistet ist, andernfalls verstößt er gegen die Stiftungsgesetze in den Bun- desländern und bekommt Probleme mit der Stiftungsaufsicht. Die Zwecker- füllung ist mit einem Vermögen von weniger als einer Million Euro, das ist der Vermögensstock von mehr als 60 Prozent der 22.000 Stiftungen bürger- lichen Rechts in Deutschland, in der gegenwärtigen Niedrigzinsphase dau- erhaft nicht machbar. Das Stiftungs­ geschäft wird überwiegend im Ehren- amt ausgeübt. Es mangelt aufgrund der Größe der Stiftungen sowohl an einem professionellen Fundraising als auch Stiftungsmanagement. Das kann auf Dauer nicht nachhaltig sein und birgt trotz Steuerbefreiung die Gefahr einer Verschwendung volkswirtschaftlichen Vermögens in sich. Fordern Sie vor diesem Hintergrund, dass eine Stiftungsneugründung erst ab einem Niveau von mehr als 500.000 Euro möglich ist? Beier: Ich vertrete eher den Schwellen- wert von fünf Millionen Euro. Dann weiß ich als Externer auch, dass es ein professionelles Stiftungsmanagement innerhalb der Organisation gibt. Nur so kann man auch langfristige Projek- te dauerhaft umsetzen und sich von der zeitlich befristeten und oftmals räum- lich beschränkten Projektförderung verabschieden. Aber es geht auch um Organisatorisches. Sehen Sie, ich hole mir für jede anstehende Vergabe ober- halb von 500 Euro mindestens drei An- gebote ein. Das macht viel Arbeit. Und in den Angeboten muss nachgewiesen sein, dass sie nachhaltig zertifiziert sind. Wir veröffentlichen unseren Geschäfts- bericht, geben einen Nachhaltigkeits- bericht nach GRI G4 heraus und sind auch online sehr transparent, im Social Web aktiv. Außerdem bin ich derzeit viel unterwegs, um mit ornithologi- schen Vereinen über Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu sprechen. Worum geht es dabei? Beier: Den Vereinen mangelt es an Nachwuchs, sie sind überaltert. Viele Dann muss man aber auch berücksich- tigen, ob die damit einhergehenden Kontoführungsgebühren die Sache wert sind. Karow: Ich bin der Meinung, dass aus dem sich seit Jahren verschärfen- den Niedrigzinsproblem ein gewisser Handlungsdruck entstanden ist. Und 22 Sonderheft Stiftungen 01/2017 Die Heinz-Sielmann-Stiftung pickt Einzeltitel heraus. Das betrifft Aktien und Unternehmensanleihen, sagt Michael Beier.