divingEurope 2|2024 | Nr. 38 | Page 181

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Vero Sievers ist eine ebenso quirlige wie erfahrene Tauchlehrerin : ihr macht keiner etwas vor . Jeder kennt diese Besserwisser , die auftreten , als hätten sie das Tauchen erfunden und die der Meinung sind , sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen . Gegenüber Vero sollten sie auf der Hut sein , denn sie ist ein Tauchprofi durch und durch . So lernen die Kandidaten beim hauseigenen Tauchlehrerkurs nicht nur das Pflichtprogramm , sondern noch viel mehr : Wissen aus der jahrelangen Praxis einer versierten Tauchschulbetreiberin .

Entsprechend wohl fühlen sich Taucher aller Ausbildungsstufen von Anfang an in der neu bezogenen Basis in Fuencaliente . Ort und Tauchschule liegen ganz im Süden von La Palma , in Sichtweite des markanten Leuchtturms . „ Kaum eine Insel des Kanarischen Archipels ist so vielseitig wie unsere “, sagt sie und meint damit nicht nur die Wassertemperatur .
„ Jetzt im Sommer ist mir das Trockentauchen einfach zu warm , wir liegen ja nicht in der Arktis . Viele Urlauber kommen schließlich deswegen auf die Kanaren . Aber Tauchsüchtige wie ich haben für den ganzjährigen Unterwasserspaß natürlich auch so einen Anzug im Schrank “, ergänzt sie schmunzelnd , während sie die frisch gefüllten 12- und 15-Liter Stahltanks der Basis ordnet . Die beiden Herzstücke im Tauchrevier liegen ebenfalls ganz im Süden der Insel und somit in der Nähe der Tauchschule . Die Gegend ist nicht mehr so grün wie in den Nationalparks und den Höhenzügen . Geformt von Vulka-
Sie ist ebenso selten wie unscheinbar : Die Schwarze Koralle liebt auch vor der Insel La Palma felsige Steilwände
nen prägen diesen Inselteil bizarre Felslandschaften . Hier sind etliche Tauchplätze ohne
Jeep nicht erreichbar , da nur unwegsame Schotterstraßen zum Wasser führen .
Die Plätze beim Leuchtturm sind erst beim Vulkanausbruch 1971 entstanden . Obwohl der südlichste
Punkt La Palmas also noch gar nicht so lange existiert – oder vielleicht gerade deshalb ? –, beeindrucken die Spots in ihrer Schönheit und Artenvielfalt des marinen Lebens besonders . Das Beste : Trotz der Rauheit des Geländes haben die zwei berühmten Tauchplätze einen angenehm seichten Einstieg am Ufer .
Am Spot „ Malpique “ wird zunächst an einer imposanten Felsformationen vorbei getaucht , Es folgt der Abstieg an einer Wand , bis nach ein paar Flossenschlägen ein Torbogen auf ungefähr 38 Meter Tiefe erreicht ist . Dahinter geht es rechter Hand direkt auf eine Säule zu , die sich schon in der Ferne abzeichnet . Wer es nicht darauf ankommen lassen möchte , kann natürlich auch ganz entspannt Vero hinterher tauchen . Sie würde die Zinne wahrscheinlich sogar nachts um drei Uhr mit geschlossenen Augen finden .
Auf dem markanten Felsen , der säulenartig von knapp 50 Meter Tiefe bis auf 30 Meter hinaufreicht , lebt , was im Atlantik rar ist : die Schwarze Koralle . Sie erinnert in ihrem Aussehen eher an junge , seichtgrüne Tannenzweige als an eine Korallenart . Wer an der Seite der Felsnadel nach unten schaut , kann die tiefe Wand erahnen .
Foto : Timo Dersch
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