divingEurope 2|2025 | Nr. 42 | Page 607

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Von anderen Organisationen wird in Bezug auf das Mittelmeer der Begriff „ Thunfisch- Mafia“ angeführt. Damit sind nicht die noch wenigen klassischen Zuchtstationen gemeint, sondern asiatische Fangflotten.
Sicher gibt es auch in den EU-Behörden eine Reihe heller Köpfe, die mehr als die Antarktis im Blick haben. Untätig ist das Europäische Parlament jedenfalls nicht: im Mai 2022 hat es die EU in zwei Abstimmungen aufgefordert, gegen die Schäden, die Grundschleppnetzfischerei für das Leben im Meer und für ein stabiles Klima verursacht, vorzugehen und sämtliche schädlichen extraktiven industriellen Aktivitäten in Meeresschutzgebieten zu verbieten.
Der gute( EU-) Wille für das Große und Ganze ist da – aber eine lückenlose Überwachung hinsichtlich illegaler Fangmethoden ist schier unmöglich. International operierende Fangflotten etwa im nur scheinbar übersichtlichen Mittelmeer sind da lediglich eines der Probleme. So gibt es beispielsweise lokale Fischer, die nach wie vor mit ihren kleinen Trawlern und Booten nicht nur illegal Haie aus dem Mittelmeer holen, sondern – siehe Foto – dann auch noch vollkommen dreist deren abgeschnittene Köpfe und Schwänze gerade außerhalb der Grenze eines Marineparks auswerfen, um die Fische von dort wegzulocken und dann versuchen, sie in legaler Zone abzufischen
Link WWF-Übersicht EU-Meeresschutzgebiete: https:// www. wwf. de / suche? s % 5Bq % 5D = meeresschutzgebiete
Auch sollen im Netz der Natura2000-Gebiete einheitliche Regeln gelten: der Wille ist da. Ein Problem ist die Kontrolle. Vereinzelt gibt es sogar regionale Tourismusbehörden, die dazu ermuntern „ mit dem eigenen Boot“ zum Tauchen in den Marinepark zu fahren, aber mit keinem Wort darauf eingehen, dass dort nur bestimmte Spots erlaubt sind und es eine Höchstanzahl von Tauchgängen pro Jahr gibt, an die lizenzierte Tauchbasen gebunden sind.
Viele EU-Mitgliedsstaaten sind das Problem schon früher angegangen – dort wo der Tourismus in sensible Zonen vordringt. Sei es mit Booten, zum Angeln und auch als Unterwassersportler. Galten nördlich der Alpen über Jahrzehnte die Harpunenjäger vielen als das größten Problem, ist das eher die schiere Masse an Urlaubern, die die für sie erreichbare Gewässerzonen unweigerlich in Mitleidenschaft zieht.
Trotz aller kritischen Betrachtung: in einem Marineschutzpark kann jeder Taucher mit einer lizenzierten Tauchbasis ganz legal erleben, dass Schutzmaßnahmen wirken.
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