divingEurope 2|2024 | Nr. 38 | Page 532

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einem leichten Abhang vor der kleinen Insel Agia Kyriaki , genau vor einer fotogenen Kirche . Zwischen 16 und 21 Meter Tiefe erinnert das Gerippe etwas an einen filetierten Fisch mit seinen Gräten , denn nur das Stahlrohrgerüst des trapezförmigen Querschnittes mit den Rohrbögen , Längsleisten und Spanten des einmotorigen Schulterdeckers blieben erhalten . Die Rumpfverkleidung bestand bis zur Pilotenkanzel aus einer tragenden Alu-Metallverkleidung und dahinter aus Stoff . Beides hat das Meer zerfressen . Interessant ist die Kanzel mit dem Pilotensitz , dem Steuer und anderen technischen Details . Große gelbe Zapfenschwämme besiedeln sowohl das Gerippe als auch die Tragflächenansätze . Übrigens : auch das Riff ringsherum ist nicht von schlechten Eltern .
Zum Abschluss machen wir einen Tagesausflug auf die nördlich benachbarte Inseln Patmos , die jeder Grieche kennt : Johannes der Evangelist – ein Schüler Jesus ‘ – hatte in einer Höhle auf dem Berg die Vision der Apokalypse . Das darüber liegende Kloster , das an eine byzantinische Burg erinnert , beherbergt in seinem Museum viele Sehenswürdigkeiten . Irgendwo auf dem Weg zurück werfen wir in einer Postkartenidylle Marke Karibik an einer der Miniinseln um Lipsi den Anker und tauchen ab . neugierig , große Sardinenschwärme ziehen im satten Blauwasser an uns vorbei . Eine Stunde später schweben wir durch einen Felsentorbogen in das Innere einer Insel und landen in einem fast abgeschlossenen See . Fantastischer Tag !
Über 30 Tauchplätze sind im Moment in den Gewässern um Leros gelistet , die für fortgeschrittene Taucher à la AOWD mit minimum 50 Abstiegen geeignet sind .
In unserer Woche haben wir nur die bisher besten Spots besuchen können . Als sicher gilt , dass in der Zukunft noch viel Neues entdeckt wird , das in größeren Tiefen verborgen schlummert . Die Geschichte hat hier ihr Gedächtnis abgespeichert und die historische Unterwasser-Asservatenkammer wird wohl immer umfangreicher werden . Angefangen von Amphoren , die vor zwei Jahrtausenden als Transportgefäße dienten , über Wracks der Weltkriege bis hin zur neuesten Geschichte mit Frachtern oder Fähren .
Eines ist allen gleich : dahinter stecken Tragödien und viele menschliche Schicksale . Genau das dürfen die Wrackfreaks im Truk Lagoon der Ägäis nie vergessen . Es sind Mahnmale , so spannend die Tauchgänge auch sind .
Später nennen wir den Spot „ Middle of Nowhere “, der in Sachen Amphoren alles bisher Gesehene schlägt : ein großes Feld mit zum Teil noch richtig gut erhaltenen Tongefäßen liegt unter uns , während wir zur Abwechslung eigentlich mal Fische fotografieren wollten . Dass man sich von so einem Fund kaum trennen kann , liegt auf der Hand .
Trotzdem tauchen wir dann an die Überhänge des schönen Riffes , an dem einige Muränen zusammen mit knallroten Meerbarbenkönigen leben . Viele Meerjunker sind auf uns
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