divingEurope 1|2024 | Nr. 37 | Page 214

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Foto : Frank Schneider

I n ( zu ) vielen Dingen sind sich die Mitgliedsstaaten der EU nicht gerade grün . Bei allen Meinungsverschiedenheiten gibt es jedoch einen weitgehenden Konsens : Die Gewässer Europas müssen geschützt werden . Allerdings ist das gar nicht so einfach .

Erst im Januar 2022 hat sich die EU verpflichtet , bis 2030 mindestens 30 Prozent seiner Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen . Grundlage dafür ist der EU Green Deal ( EU-Biodiversitätsstrategie 2030 ). Immerhin hatte die EU-Kommission erkannt , dass das bis dahin angelegte Netzwerk gesetzlich geschützter Gebiete nicht groß genug sei , um die Erhaltung der biologischen Vielfalt zu ermöglichen .
Unter dem Begriff Natura 2000 existiert ein EU-weites Netz von Schutzgebieten mit einheitlichen Regeln zur Erhaltung gefährdeter oder typischer Lebensräume und Arten . Es setzt sich zusammen aus den Gebieten der Vogelschutz-Richtlinie und den Schutzgebieten der Fauna-Flora-Habitat ( FFH ) Richtlinie . Mit derzeit rund 27.000 Schutzgebieten auf 17,5 Prozent der Landfläche der EU ist Natura 2000 das größte grenzüberschreitende , koordinierte Schutzgebietsnetz weltweit . ( Quelle : Bundesministerium für Umwelt , Naturschutz , nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz ( BMUV )).
Bis 2030 soll jeder EU-Mitgliedstaat Gebiete ausweisen , die auf Grundlage objektiver ökologischer Kriterien und für ihn typischen Menge und Qualität der biologischen Vielfalt geschützt werden müssen .
Im Natura-2000-Netz sind laut des World Wide Fund For Nature ( WWF ) zudem in der EU mehr als zwölf Prozent der Meeresgewässer als Schutzgebiete ausgewiesen ( Stand 2020 ).
Also alles im grünen Bereich ? Vielleicht doch nicht . Das angestrebte Netz für Meeresschutzgebiete existiert wohl nur theoretisch , so die Meinung des WWF .
Zitat : „ Allerdings steht dieser Schutz oftmals nur auf dem Papier , denn noch nicht einmal jedes siebte Meeresschutzgebiet hat einen Managementplan , in dem genaue Maßnahmen zum Schutz oder zur Wiederherstellung der Natur festgeschrieben , also zum Beispiel die Fischerei eingeschränkt werden .“
Auch bemerkenswert : Wer bei Google nach „ Meeresschutzgebiete EU “ ( oder statt EU Europa ) fragt , sieht an erster Stelle einen Link zum WWF .
Erst weiter unten ein erster Link der EU- Kommission . Thema : Schaffung neuer Meeresschutzgebiete in der Antarktis . Natürlich ist das auch wichtig , gar keine Frage . Aber das ist ja nicht das einzige Problem . Nun ist die Reihenfolge der Google-Ergebnisse auch nicht Angelegenheit von Behörden . Allerdings : auch die Suche nach „ illegaler Fischfang “ ergibt das gleiche Bild : Oben zu finden : Der Link zum WWF Österreich , der im Jahr 2020 damals aktuelle Bilder „ von der weitverbreiteten illegalen Jagd auf geschützte Hai- und Rochenarten im Mittelmeer “ präsentierte . Sie dokumentieren verbotene Fänge vom Aussterben bedrohter Weißer Haie , Makohaie , Riesenhaie , Engelshaie oder gefährdeter Teufelsrochen .
In elf Mittelmeerländern – darunter die EU-Staaten Spanien , Italien , Frankreich , Kroatien , Griechenland und Zypern – konnten über 60 Fälle aufgedeckt werden ( Quelle : https :// www . wwf . at / wwf-schockbilder-decken-illegale-jagd-auf-haie-undrochen-im-mittelmeer-auf /).
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