diving7seas – Special Edition YAP / DEUTSCH | Page 54
diving7seas 2019
Tipps für die Zeit an Land
Yap ist eine Taucherinsel. Deswegen fliegt
man den weiten Weg hierher – und wird da-
für unter Wasser sozusagen belohnt.
Um es ohne Umschweife deutlich zu ma-
chen: Wer sich hier stundenlange Strand-
wanderungen vorstellt, der wird ebenso ent-
täuscht wie diejenigen, die sich nach jedem
Sonnenuntergang ins Nachtleben stürzen
wollen. Das findet nämlich nur in Colonia und
nur ein Mal pro Woche statt: jeden Freitag-
abend (und wirklich nur dann) ist in O‘Kee-
fe‘s Bar schräg gegenüber des Manta Ray
Bay Resorts Hully-Gully angesagt. Dann trifft
sich die einheimische Jugend (und einige
Ältere, die junggeblieben sind) zu Live-Mu-
sik, Bier und Drinks und flotten Tänzchen.
Dabei geht es aber in aller Regel gesittet zu.
Schließlich kennt hier jeder jeden.
Für alle mit Interesse an der Geschichte der
Insel und der Kultur ihrer Bewohner wartet
dennoch allerhand. Ein paar hundert Meter
vom Hotel entfernt beginnt einer der al-
ten Steinwege, über die die Inselbewohner
früher von Dorf zu Dorf gelangten. Der Weg
hinter den drei kleinen Supermärkten führt
heute bis zur Kuppe des Hügels, auf dem seit
2018 die drei Windräder stehen.
Weitgehend unbekannt ist, dass die Karoli-
neninseln und somit auch Yap rund 15 Jahre
lang bis zum Ende des Ersten Weltkriegs eine
der deutschen Kolonien waren.
Außer dem Namen von Yaps Hauptstadt,
Colonia (schönen Gruß nach Köln...) erinnern
nur noch die Reste eines Betonankers für ein
Überseekabel auf einem Hügel und auf dem
alten Friedhof der Hauptstadt der Grabstein
von Conrad Hofschneider an diese Zeit. 1861
in „Weinsdorf bei Hanover“ (mit einem „n“
geschrieben) geboren, war er der Buchhalter
der Kolonialregierung und starb 1911 auf der
Insel. Es ist das einzig erhaltene deutsche
Grab aus Yaps Kolonialzeit. Unweit des Hü-
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gels mit dem kleinen Friedhof wurde an der
Kreuzung Colonias (wo es kaum 50 Häuser
gibt) ein kleines Museumsdorf errichtet. Wer
keinen Ausflug ins weiter entfernte Traditi-
onsdorf oder auch nur zu einem originalen
Men‘s House machen möchte, kann hier
sehen, wie Orte in Yap bis vor der amerikani-
schen Unterstützung nach dem WK II ausge-
sehen haben.
Ein weiteres Ausflugsziel ist die alte Lan-
debahn der japanischen Besatzer aus dem
Zweiten Weltkrieg. Die US-Luftwaffe bom-
bardierte die Insel mit gepflegter Regelmä-
ßigkeit und es kam auch zu Luftkämpfen.
Davon zeugen nach mehr als 70 Jahren noch
immer einige Flugzeugwracks. 2015 wur-
de damit begonnen, an einigen der Wracks
Schautafeln mit Infos aufzustellen.
Ein weltweit einzigartiges Ausflugsziel ist
die Steingeldbank. Die riesige Münzen aus
Aragonit wurden vor Urzeiten mit Kanus
vom rund 420 Kilometer entfernten Palau
(wo das Gestein in Höhlen abgebaut wurde)
nach Yap gebracht. Die Mühe und die Gefahr
des Transports machten das Steingeld wert-
voll. Erst als 1871 der irische Kapitän David
O‘Keefe nach Yap kam, dort später eine Han-
delsgesellschaft gründete und Herstellung
und Transport des Steingelds übernahm,
verlor es zunehmend seine alte Bedeutung.
Noch heute aber dienen die uralten Münzen
den Stämmen als Zahlungsmittel für Land
und Immobilien. Übrigens brachte O‘Keefe
auch den Alkohol nach Yap. Ob der Seebaär
sich damals auch immer nur freitags einen
zur Brust genommen hat? Wohl kaum. Aber
in O‘Keefe‘s Bar kann man jeden Freitag
auch darüber philosophieren.
Das Manta Ray Bay Resort hat ein Angebot
für Ausflüge mit dem Hotel-Minibus im Pro-
gramm Der bringt die Gäste auch an einen
der Strände auf der Westseite der Insel.