Die positive Gratiszeitung KW 43 21 | Page 8

8 27 . OKTOBER 2021 • WERBUNG

„ In den 43 Jahren hat sich sehr viel verändert “

Rudolf Gruber vom Bezirkskommando Ried erzählt über seine Dienstzeit bei der Gendarmerie bzw . Polizei .
RIED . Am 1 . September 1978 startete Rudolf Gruber seine Laufbahn bei der Gendarmerie bzw . Polizei . Nach 43 Dienstjahren , von denen er 34 als Postenkommandant – 16 Jahre in Eberschwang und seit 15 . Oktober 2003 im Bezirkskommando Ried – arbeitete , verabschiedet er sich mit Ablauf des Monats Oktober 2021 in den wohlverdienten Ruhestand .
Warum haben Sie sich für eine Karriere bei der Gendarmerie entschieden ? Bestimmt nicht wegen des Geldes ( lacht ), denn ich war vorher als Buchhalter tätig und wusste , dass man bei der Gendarmerie rund 20 % weniger verdiente als in der Privatwirtschaft . Ich hatte die Wunschvorstellung , dass ich bei den Brandermittlern mitarbeiten möchte , da mich deren Tätigkeitsfeld interessierte . Dazu ist es jedoch nie gekommen .
Für mich war die Arbeit mit dem breitgefächerten Tätigkeitsfeld an sich sehr reizvoll . Denn früher war alles zur Gänze anders : es gab eine Dienststelle pro Gemeinde , man verbrachte viel mehr Zeit draußen auf der Straße , hatte Zeit zum Überwachen und Erheben und dadurch , dass man viel zu Fuß unterwegs war , hatte man deutlich bessere Lokal- und Personenkenntnisse . Heute „ spielen wir Feuerwehr “, das heißt , wir sind viel im Rahmen anlassbezogener Einsätze unterwegs .
Welche sind die auffälligsten Veränderungen ? Früher wurden Berichte auf der mechanischen Schreibmaschine abgetippt . Das für die Durchschläge auf Seidenpapier benötigte Kohlepapier , war dabei in Gold aufzuwiegen . Die elektrische Schreibmaschine sorgte vorübergehend für Erleichterung . Als anschließend die EDV eingeführt wurde , stieg die Belastung
Redakteurin Susanne Gadermeir mit Rudolf Gruber .
für uns , da die Administrationstätigkeiten zunahmen .
„ Bei der Polizei kann sich jeder nach seinen Interessen und Fähigkeiten entfalten , ich denke das macht den Beruf sehr begehrenswert .“
Rudolf Gruber , BPK Ried
Zu meinen Anfangszeiten war man als Polizist ( in der Stadt ) bzw . Gendarm ( am Land ) ein „ Universalkönner “ – sei es in der Verkehrs überwachung oder im Kriminalwesen . Sonderverwendungen gab es damals so gut wie keine , weil sie nicht notwendig waren . Jeder Gendarm konnte jeden kontrollieren , da Gesetze langfristig waren . So hatte jeder das notwendige Wissen bereits vorab in der Ausbildung gelernt . Doch die Zeiten haben sich mit den Möglichkeiten gewandelt . Denn mit Computer , Internet , Mobilfunk und mehr kamen auch neue Herausforderungen wie Cyberkriminalität oder Datenschutz , laufende Gesetzesnovellen und der ständig mögliche Zugriff auf Informationen hinzu . Gewaltbereitschaft sowie Selbstsicherheit sind vor allem bei den Jüngeren gestiegen , während der Respekt vor den Uniformtragenden leider nachlässt .
Generell hat das Konsumverhalten die Menschen sehr verändert , was sich z . B . in den Zahlen der Zwangseinweisungen aufgrund psychischer Problem widerspiegelt .
Positiv fällt auf , dass es mittlerweile auch viele Damen – die meisten mit Matura – bei der Polizei gibt , im Gegensatz zu früher .
Was hat Ihnen bei der Polizeiarbeit am meisten gefallen ? Dadurch das Negatives besser im Gedächtnis bleibt , werden Polizisten häufig nur auf die Tätigkeit des Sanktionierens reduziert . Das Berufsbild des Polizisten ist aber ein tolles , es ist so vielfältig , dass man sich frei entfalten und die eigene Person verwirklichen kann . Außerdem ist unser Beruf ein sozialer – unser Gegenüber ist immer ein Mensch und jeder ist anders . Wir arbeiten mit Menschen aus allen Schichten und müssen das soziale Umfeld immer miteinbeziehen . Auch Leute führen , ihre Fähigkeiten zu erkennen , zu fördern und zu lenken war für mich stets eine spannende Aufgabe . Als Polizist wird einem nie langweilig .
Würden Sie den Beruf heute noch einmal wählen ?
Sofort wieder ! Ich weiß meine Defizite liegen im Umgang mit der EDV . Wenn ich allerdings jung wäre , würde ich in dieser Hinsicht von einem anderen Le- vel starten
. Ich denke wenn man sich beim Berufswunsch des Polizisten realistische Ziele setzt , dann kann man hier sein Leben prima selbst gestalten .
Nichtsdestotrotz freue ich mich auf meine Pension , in der ich meine Zeit mehr der Familie und
Freunden , der Jagd , meinem
Garten , Vereinstätigkeiten oder dem Singen im Chor widmen kann !
Vielen Dank für das Gespräch !
SUSANNE GADERMEIR
Foto : Hirnschrodt